Amerika, Amerika.....................

Geschrieben von Mick am 09. Dezember 2000 13:30:03:

"Dumpfbacken sind die Helden"

Mark Egan, Washington

Morris Berman weiss, wie er einen Sieg von George W. Bush bei der US-Präsidentenwahl feiern würde: mit einem Spurt zur Toilette
und grosser Übelkeit. Der republikanische Kandidat sei "dumm wie Stroh", sagt der Dozent der John Hopkins Universität. Das seien
zwar starke Worte, doch mit Bush würde auch "der dümmste Mensch aller Zeiten" das höchste Amt im Staate bekleiden. Daran gebe es
keinen Zweifel.
Der Sohn von Ex-Präsident George Bush sei der perfekte Vertreter jenes Amerikas, in dem Intellektuelle verpönt seien. Berman, nach
eigenen Worten ein marxistischer Idealist, zeichnet ein düsteres Bild der zukünftigen Vereinigten Staaten: Die meisten Amerikaner
könnten weder lesen noch schreiben. Microsoft-Mit-Gründer Bill Gates und seine Kumpel schienen das ganze Geld zu besitzen, während
das Land von Freiheit und Glück sich Geist tötende Seifenopern im Fernsehen anschaue und Fast Food verschlinge.
Berman hat die amerikanische Kultur in seinem Buch "The Twilight of American Culture" ("Das Zwielicht der Amerikanischen Kultur")
totgesagt. Zumindest aber sei sie ein Kandidat für die Intensivstation ohne Arzt in Sicht.

Die Amerikaner seien orientierungslos, ihre Familien zerfielen und selbst das Oval Office, das Büro des Präsidenten, sei schon für
fragwürdige Abenteuer mit Praktikantinnen missbraucht worden. Amerika werde unter-gehen wie einst das Römische Reich, sagt
Berman. "Ich glaube George W. Bush hat in seinem ganzen Leben noch kein ernst-haftes Buch gelesen. Was bedeutet es wohl, wenn wir
einen ernsthaften Kandidaten für den Präsidentenposten haben, der dumm ist wie Stroh?"
Bush könne keine grammatikalisch korrekte Rede halten, wenn kein Teleprompter zum Ablesen da sei, behauptet Berman. Und doch
würden ihn die Amerikaner wohl wählen.

In seinem Buch nennt Berman gleich eine ganze Reihe von Zahlen, die seine Theorie untermauern sollen:
* Seit 1965 habe sich die Zahl der Tageszeitung lesenden Amerikaner halbiert.
* Eine Umfrage aus dem Jahr 1995 habe ergeben, dass 40 Pro
zent der Amerikaner nicht in der Lage seien, die Gegner der USA im Zweiten Weltkrieg zu nennen.
* Rund 120 Millionen erwachsene Amerikaner hätten im Lesen
und Schreiben der englischen Sprache das Niveau eines Elfjährigen. Nicht immer sei das geistige Leben in den USA so trostlos gewesen,
sagt Berman und blickt sehnsüchtig auf die sechziger Jahre zurück. Damals hätten sich die USA noch als die Kraft für das Gute in der
Welt verstanden. Das Land habe sich für wahre Werte der Demokratie und der Wirtschaft eingesetzt.
"Aber jetzt herrscht geistige Apathie und ein Gefühl, dass jede Regierung sowieso korrupt ist", sagt Berman. Schuld am intellektuellen
Niedergang sei auch Hollywood: In beliebten TV-Serien wie "Cheers" seien die Dumpfbacken die Helden und die Intelligenten die Bösen.
Rettung sei nicht in Sicht und deshalb würden die USA früher oder später einen wirtschaftlichen Niedergang erleben und in ein dunkles
Zeitalter abrutschen.
Die Geschichte lehre, dass jede Zivilisation zu einem Ende komme. Trotz ihres Optimismus würden auch die USA dem nicht entgehen
können.
Alles was den Amerikanern bleibe, sei die Hoffnung, dass es in einigen hundert Jahren zu einer amerikanischen Renaissance komme, sagt
Berman. Wenngleich die amerikanischen Filmhelden von heute noch nicht einmal wüssten, wie man ein Wort wie "Renaissance" richtig
buchstabiert.

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