1973: Konrad Lorenz

Geschrieben von Napoleon am 18. September 2003 07:05:51:

Er ist zwar kein Prophet, zeigt aber in seinem Buch "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit" die Verhaltensmuster der heutigen Menschheit und deren Entwicklungstendenzen auf. In seinen detaillierten Aufzeichnungen stellt er die Zukunft der Menschheit wissenschaftlich und realistisch dar.

Übervölkerung:
Die Große Anzahl an Menschen in den Großstädten führt zu einer Verminderung der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Da der Mensch sein Mitgefühl nicht allen zukommen lassen kann, wird eine Auswahl an Freunden getroffen, auf die die Nächstenliebe verteilt wird. Mit dem Rest der Welt möchte man nicht emotional in Kontakt kommen. Dies` führt zu einer Teilnahmslosigkeit der Gesellschaft am Schicksal anderer. Es findet eine Konditionierung zu einer neuen Sorte Mensch statt, die völlig unempfindlich gegen die Zusammerpferchung ist.

Verwüstung des Lebensraums:
Der Mensch zerstört seine Umwelt in vielfältigster Weise, deren einzelne Aufzählung nicht nötig, sondern hinlänglich bekannt ist. Bisher intakte Ökosysteme werden abgerodet und durch die Globalisierung werden Tiere und Pflanzen eingeschleppt, die das ökologische Gleichgewicht nicht nur stören, sondern es - ohne erneutes eingreifen des Menschen - kippen würden. Die plötzlichen, sorglosen, scheinbar geringen Eingriffe in die Natur während menschlicher Zeiträume haben katastrophale Folgen. Die Ausnutzung des Bodens führt zu Erosionen, Verwüstung etc., bei deren Kompensation der Mensch sich in einen Teufelskreis (negative Rückkopplung) begeben hat.
Langzeitwirkungen werden heutzutage nicht ausreichend geprüft, weil das ein zu großen Profitverlust darstellen würde. Würde ein Konzern der landwirtschaftliche Chemie oder der Pharmakopöe seine ethisch-/ökologischen Interessen vor die wirtschaftlichen stellen, so würde ihm ein anderer zuvorkommen, der dies` nicht beachtet und damit seine Existenz gefährden.
Die Verwüstung des natürlichen Lebensraumes ist nicht nur die Zerstörung der äußere Umwelt, in der wir leben, sondern auch die Zerstörung alle Ehrfurcht im Menschen selbst vor der Schönheit und Größe einer über ihn stehenden Schöpfung.

Der Wettlauf mit sich selbst:
Dem heutigem Menschen fehlen intraspezifische Selektionsfaktoren. Auch ungünstige und nachteilige Erbmerkmale werden an die folgende Generation weitergegeben. Der Mensch bestimmt seinen eigenen Selektionsdruck und entscheidet selbst über seine Entwicklung.
Sein Kapitalismus und Kommerzialismus steht im Gegensatz zur Natur. Die "Angst zu versagen" ist sein einziger Antrieb geworden, denn Zeit ist Geld und Geld braucht jeder. Der Mensch zieht sich privat zurück und versinkt in Teilnahmslosigkeit. Durch die ständige Konkurrenz mit Artgenossen und bereits genannte Punkte verliert er Hemmungen Artgenossen zu schützen und zu helfen. Reflexionen auf sich selbst (Nachbarn) verdrängt er und schottet sich unbewußt von ihnen ab. Die kommerzielle Nutzung menschlicher Reaktionen durch Werbefirmen etc. führt zu einer Verdummung der Bevölkerung. Es beginnt ein moralischer Verfall.
Der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der die Entwicklung der Technologie zu unserem verderben immer rascher vorantreibt, macht sie blind für die wahren Werte und nimmt ihnen ihre Zeit.

Wärmetod des Gefühls:
Früher sinnvolle Instinkte, wie das Vollfressen bei großem Nahrungsangebot, werden heute nur noch als verächtlich angesehen.
Der Mensch neigt dazu Unlustgefühle verursachenden Situationen aus dem Weg zu gehen und eine Luststeigerung durch Kombination von Lustreizen zu erreichen. Die Unlustvermeidung führt zur Verweichlichung (Lasterbildung) der Gesellschaft und die Intoleranz gegenüber Unlust fordert eine sofortige Befriedigung. Doch ohne die Unlust kann man keine Lust verspüren, was zwangsläufig zu einer Monotonie der Gefühlswelt führt. Der naturgewollte Wogengang der Kontraste von Leid und Freude verebbt in unmerklichen Oszillationen namenloser Langeweile. Eine Rekonvaleszenz kann nur durch Konfrontation mit Grenzsituationen (Erlebnis des Lebens / Tendenz zur Radikalisierung / Extremsport etc.) zur "Realisierung des Lebens" erreicht werden. Hierbei muß es sich um naturgegebene Hindernisse handeln, die zu überwinden sind. So sind Menschen die sich bei einem Selbstmordversuch verstümmelt oder in ihrem Lebensbereich eingeschränkt haben, durch die entstandene Abwechslung im Leben glücklicher als vorher und begehen fast nie einen zweiten Selbstmordversuch.

Genetischer Verfall:
Auf der ganzen Welt gibt es bedeutende Strukturähnlichkeiten der Rechtssysteme, für die verschiedene Ursachenthesen aufgestellt wurden. Diese Tatsache wirft die Frage auf, ob unsere Verhaltensweisen genetisch vorgegeben oder anerzogen sind? Das ist die Frage die sich die Menschheit noch nicht gestellt hat, als sie begann die Umwelt und Lebewesen nach ihrem Vorbild, ihrer Auffassung von Ästhetik und dem ihm gewünschten Verhalten zu formen (z.B.: Haustiere). Durch die Beurteilung der genetischen Vorgaben, deren Auswahl und Züchtung, greifen wir in die natürliche Selektion ansonsten asozialer Elemente ein.
Ist das Verhalten anerzogen, so kann es auch wieder umerzogen werden. Damit wäre eine gefahrlose Resozialisierung von Schwerverbrechern und anderen Kriminelle möglich und in Zukunft denkbar. Ist das kriminelle Verhalten jedoch vererbbar, so wäre ein zunehmenden Verlust des Urteil über Gut und Böse die Folge. "Zweifellos droht uns durch den Verfall genetisch verankerten sozialen Verhaltens die Apokalypse, und zwar in einer besonders gräßlichen Form."

Abreißen der Tradition:
Eine Kulturentwicklung ist nur beim Menschen zu beobachten, der durch begriffliches denken, Wortsprache und Überlieferung individuell erworbenen Wissens eine komplexe Kultur mit einer Tradition aufgebaut hat. Das sofortige Entfernen eines willkürlichen Elementes (durch Gesetze) birgt katastrophale Folgen für das soziale Verhalten und die Gesellschaft in sich.
In der heutigen Zeit ist das Tempo der Entwicklung durch die Technologie bestimmt, die alte Traditionen unglaubwürdig erscheinen lassen. Der wachsende Entwicklungsunterschied zwischen den Generationen ist so groß, daß den Jugendlichen eine Identifikation mit der Elterngeneration nicht möglich ist. In der veränderte Familienstruktur fehlt den Kindern die Bindung zu ihren Eltern, die früher in den Großfamilien noch vorhanden war. Kinder, die ihren Vater nie arbeiten sehen und ihm auch nicht helfen können keine Vaterfigur und keine Rangordnung entwickeln, sind unausgelastet und respektlos. In ländlichen Bereich herrscht eher die ältere Variante vor.
Die Tendenz der Jugendlichen geht zu einer Gruppenbildung, die sich durch ihr äußeres Erscheinungsbild unterscheiden (vgl. mit Uniformen). Die Gruppen stellen in erster Linie eine Aggressionsabfuhr dar. Einige tiefergründige rationale Gedanken sind zwar vertreten, werden jedoch selten geäußert. Sie werden nur vereinzelt geäußert und können sich nur selten in den Gruppen durchsetzen, besonders politische Ziele werden kaum ernsthaft umzusetzen versucht.

Indoktrinierbarkeit:
Die Vermehrung der Zahl der in einer einzigen Kulturgruppe vereinigten Menschen führt im verein mit der Vervollkommenung techchnischer Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zu einer Uniformierung der Anschauungen, wie sie zu keinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte bestanden hat. Dazu kommt, daß die suggestive Wirkung einer fest geglaubten Doktrin mit der Zahl ihrer Anhänger wächst, vielleicht sogar in geometrischer Proportion. Schon heute wird mancherorts ein Individuum, das sich der Wirkung der Massenmedien, z.B. des Fernsehers, bewußt entziehen, als pathologisch betrachtet. Die ent-individualisierenden Effekte sind allen jenen willkommen, die große Menschenmassen manipulieren wollen. Meinungsforschung, Werbetechnik und geschickt gesteuerte Mode helfen den Großproduzenten diesseits und den funktionären des Eisernen Vorhanges zu gleichartiger Macht über die Massen.

Die Kernwaffen:
Die Aufrüstung der Menschheit mit Kernwaffen beschwört Gefahren für die Menschheit herauf, die leichter zu vermeiden sind als jene, die den vorher besprochenen Vorgängen entspricht.
Den im ersten bis siebten Abschnitt besprochenen Vorgänge der Dehumanisierung leistet die pseudodemokratische Doktrin Vorschub, welche besagt, daß das soziale und moralische Verhalten des Menschen überhaupt nicht durch die stammesgeschichtliche evolvierte Organisation seines Nervensystems und seiner Sinnesorgane bestimmt, sondern ausschließlich durch die Konditionierung beeinflußt wird, der er im Laufe seiner Ontogenese durch seine jeweilige kulturelle Umwelt unterliegt.


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