Papst

Geschrieben von Nexus am 17. September 2003 12:44:57:

Als Antwort auf: Sammelsurium und Fragenkatalog geschrieben von Badland Warrior am 17. September 2003 11:04:36:


>Ferner: Der Papst scheint ja momentan nicht so wirklich topfit zu sein. Wann ist mit seinem Ableben zu rechnen? Mediziner an die Front!
Der Papst hört nicht auf ärztlichen Rat




Ein unentwegt leidendes Bild zeigt Papst Johannes Paul II., wie hier am Sonntag bei der Messe in Bratislava. Doch er sagt: "Ich folge Gott auf den Wegen der Welt." Reuters-Bild

Papst Johannes Paul II. will sich nicht schonen: Sein Slowakei-Besuch offenbarte zwar wie nie zuvor seine körperlichen Leiden, doch auf seine Reisen mag er noch nicht verzichten.

Schon am 7. Oktober bricht der 83-jährige Papst zum Marienheiligtum ins süditalienische Pompej auf. Einladungen nach Österreich, Polen, Frankreich, in die Schweiz und selbst nach Mexiko liegen fürs nächste Jahr vor - in einigen Ländern laufen schon die Vorbereitungen für den Besuch. "Johannes Paul allein entscheidet über seine Reisen", sagte Vatikansprecher Joacquin Navarro-Valls nach der Rückkehr aus der Slowakei. Indirekt bestätigt er so jene Gerüchte, die seit einiger Zeit rund um den Vatikan kursieren: Der Papst setze sich über den Rat der behandelnden Ärzte und auch über die Bitten enger Mitarbeiter hinweg, sich angesichts seines Gesundheitszustandes mehr zu schonen. Er wende in diesem Fall die ihm gegebene Papst-Autorität für seine Person an. "Ich folge Gott auf den Wegen der Welt", so hat Johannes Paul jetzt noch in der Slowakei erklärt, warum er auch nach 102 Auslandstripps weiterhin großen Wert aufs Reisen legt.

Das bedeutet, dass sich die Welt an diese Herausforderung des hinfälligen Papstes gewöhnen muss. Sein Tagesrhythmus im Vatikan verläuft zwar längst ruhiger. Viel weniger Audienzen als früher stehen auf dem Programm - sie sind auch kürzer geworden. Viele bürokratische Dinge hat man ihm abgenommen, wenngleich er formal nach wie vor noch die letzte Unterschrift leistet. Johannes Paul II. kann so gut wie nicht mehr laufen, sich kaum alleine aufrichten, spricht schwer verständlich. Teilweise ist er bloß stummer Augenzeuge, während ein anderer seine Ansprachen verliest. Doch auf seine Lieblingsbeschäftigung, das Reisen, will der einst so "eilige Vater" nicht verzichten. Solange er wegen seiner Parkinsonschen Krankheit und seines Knochenleidens nicht bettlägerig wird, solange er noch Flugzeuge benutzen kann, möchte er offenbar durchhalten.

Vor den Fernsehkameras, vor aller Augen bietet Johannes Paul II. ein unentwegt leidendes Bild. Doch das stört den Papst nicht. "Seine körperlichen Grenzen nicht zu verstecken, gehört zu seiner Kraft und Aktion", erklärt Vatikansprecher Joacquin Navarro-Valls. In unserer auf Schönheit und Jungsein getrimmten Welt ist das eine geradezu trotzige Herausforderung.

15.09.2003 Von WAZ-Korrespondentin





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