Verschwunden - Gefunden
Geschrieben von Swissman am 13. September 2003 01:29:43:
Als Antwort auf: Nachtrag geschrieben von Subman am 12. September 2003 12:33:00:
Hallo Subman,
>>Welche der 4 Möglichkeiten ist am wahrscheinlichsten? Was meint ihr?
>>1. Die Verluste sind wirklich dementsprechend hoch und werden verschwiegen
>>2. Die Informationen dieses Berichtes stimmen nicht
>>3. Die Soldaten wurden tatsächlich abgezogen bzw. nach Haus geschickt
>>4. oder sie wurden in andere Regionen verlegt (wenn ja, wohin?)
>>5. ???Ich gehe von Variante 2 aus: Dass die US-Verluste abgerundet werden, ist zwar durchaus anzunehmen (aufgrund der Empfindlichkeit der Öffentlichkeit in Bezug auf eigene Verluste, und die bekanntermassen schnell einsetzende Hysterie, wenn diese als zu hoch angesehen werden, bleibt den US-Streitkräften ja auch gar keine andere Wahl), aber sicherlich bei weitem nicht in diesem Ausmass - die Differenz der gemeldeten zu den tatsächlichen Verlusten liegt aller Wahrscheinlichkeit nach unter 10%.
Geradezu phantastisch sind die in dem Bericht gemeldeten Zahlen von 20.000 Verletzten und 5.000 Gefallenen: Selbst wenn nur 1000 Mann gefallen wären, kann man annehmen, dass diese Zahl, gegen entsprechende Bezahlung, den Medien zugespielt worden wäre!
Vorausgesetzt, dass wenigstens die Zahl von 28.610 "verschwundenen" Soldaten stimmt, lässt sich dies meiner Meinung nach problemlos erklären: Die zitierte Zahl von 156.400 ursprünglich entsandten Soldaten umfasst selbstverständlich Angehörige aller involvierten Waffengattungen, einschliesslich der Kriegsmarine.
Die Luftunterstützung erfolgte bekanntlich zu erheblichen Teil durch trägergestützte Flugzeuge. Ein Flugzeugträger operiert niemals allein, sondern stets im Rahmen einer mächtigen Trägerkampfgruppe. Deren genaue Zusammensetzung kann je nach Auftrag variieren, typischerweise kann man aber davon ausgehen, dass die Schiffe und Flugzeuge einer Trägerkampfgruppe insgesamt von ca. 8000 - 8500 Marineangehörigen bemannt werden.
Im Persischen Golf ist, um im Bedarfsfall sofort reagieren zu können, zu jedem beliebigen Zeitpunkt mindestens eine Trägerkampfgruppe stationiert, die in Krisensituationen entsprechend verstärkt wird. Für den 3. Golfkrieg wurden seinerzeit zwei oder drei zusätzliche Gruppen herangeführt.
Die zusätzlichen Einheiten sind nach der Zerschlagung der regulären irakischen Armee im Prinzip nicht mehr notwendig: Soweit zur Guerillabekämpfung Luftunterstützung geflogen wird, erfolgt diese zweckmässigerweise durch Landflugzeuge und Hubschrauber, die von Basen innerhalb des Irak aus operieren und dementsprechend schneller vor Ort sein können. - Durch den Abzug der nicht mehr benötigten zwei bis drei Trägerkampfgruppen sinkt die Truppenzahl um 16'000 - 25'500 Mann.
Wenn man weiter davon ausgeht, dass wahrscheinlich auch eine der beteiligten Amphibischen Bereitschaftsgruppen (ARG) des Marinekorps abgezogen wurde, um andernorts, beispielsweise vor Liberia oder der Koreanischen Halbinsel, Präsenz zu markieren, haben wir das Rätsel um die "Verschwundenen" 28.610 Soldaten bereits gelöst: Eine ARG wird im Baukastensystem zusammengesetzt und umfasst, je nach Art des Auftrages, ca. 4000 - 5000 Mann.
>>Und zieht man dann noch diesen Artikel hinzu, wäre es auch nicht mehr so ungewöhnlich, daß die wirkliche Höhe der Verluste noch nicht öffentlich bekannt wurde. 37.000 Soldaten im US-Militär sind nicht im Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Eine unbekannte, aber sicherlich mindestens ebenso große Zahl flüchtete vor der Armut ins Militär.
>>Da diese Menschen aufgrund schlechter Ausbildung wenig Aufstiegschancen im Militär haben, stehen sie meist auch an vorderster Front und haben so ein wesentlich höheres Risiko, getötet zu werden.Dies ist nichts weiter als ein modernes Märchen: Angehörige der Unterklasse, die den US-Streitkräften beitreten, dienen überdurchschnittlich oft in Einheiten, die in der Etappe operieren, gerade weil sie die dort erworbenen Kenntnisse nach Ablauf der Dienstzeit auch im Zivilleben nutzen können. Im Gegensatz zu oft geäusserten anderslautenden Vermutungen sind übrigens weisse Amerikaner in den eigentlichen Kampftruppen deutlich überrepräsentiert.
mfG,
Swissman