Re: Zitate und Ansichten von Kardinal Lustiger

Geschrieben von HotelNoir am 05. September 2003 14:42:26:

Als Antwort auf: Wird Lustiger "Gegenpapst" oder der "richtige" Papst, den zuerst nur eine geschrieben von Georg am 05. September 2003 12:13:34:

"Je mehr der Mensch die Fähigkeit gewinnt, sich selbst zu heilen und zu befreien, um so mehr erkennt er die wirkliche Tiefe seiner Verlorenheit. Der Arzt kann heut mehr Krankheiten heilen, der Psychologe verhilft mitunter zu größerer Lebensfreude, ... (aber) der Mensch ist einsamer geworden und wird sich seiner Verlorenheit immer stärker bewußt." (467)

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So kann eine Veränderung als Ausdruck einer größeren Barmherzigkeit und einer größeren Treue angenommen und gewünscht werden:

– einer größeren Barmherzigkeit gegenüber den Geringsten, den Armen und denen, die nicht verstehen oder nicht wissen, was sie tun;

– einer größeren Treue gegenüber Christus selbst und seinem Geist, der nicht aufhört, dem Volk Gottes innezuwohnen, es zu leiten und zum Vater zu führen.


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Wir müssen mehr denn je die Augen des Glaubens auf Christus, unseren Meister und Herrn, gerichtet halten, denn er allein öffnet unseren Verstand und unser Herz der Erkenntnis der Wege Gottes, indem er uns den Heiligen Geist schenkt. Er allein lehrt uns die wahren Bedingungen für das Wirken seiner Kirche.

Es existiert in der Tat eine vollkommene Entsprechung zwischen den Werken Christi und den bescheidenen Mitteln, die wir zu mobilisieren aufgerufen sind, um den heilsbringenden Willen des Vaters zu tun und die uns vom Sohn anvertraute Sendung der Versöhnung auszuführen: »Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes« (Mt 28,19).


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Kritik übte Lustiger am starren Festhalten von Ländern wie Frankreich am Konzept der rigiden Trennung von Kirche und Staat. Dieses Konzept stamme aus einer Zeit, in der die Kultur homogen gewesen sei, weil es de facto nur das Christentum als konstitutiven und gemeinsamen Kulturfaktor gegeben habe. Dies sei heute aber nicht mehr der Fall. Das Konzept bedürfe deshalb einer Revision.

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Die Schaffung der Erde hat einen Sinn. Sie ist dem Menschen gegeben, weil der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen ist. Deshalb ist der Mensch zur Freiheit berufen. Und er muß wieder neu lernen, was das bedeutet; er muß wieder lernen, was Freiheit eigentlich ist. Und er muß auch wieder lernen, was Sünde bedeutet. Man kann nicht wissen, was Sünde ist, wenn man Gottes Liebe nicht kennt. Viele Menschen denken, Sünde bestehe nur darin, den Gesetzen nicht zu gehorchen, etwas Verbotenes zu tun. Sünde hat aber eine viel tiefere Dimension. Die Sünde zu kennen, das ist eine Befreiung - denn ich kenne nur dann die Sünde, wenn ich wirklich erkenne, daß Gott mich liebt, und daß ich Ihn lieben kann. Dann bin ich traurig, weil ich Ihn nicht geliebt habe. Darin besteht das Wesen der Sünde. Dann will ich mich auch wieder aufmachen, Gottes Liebe zu suchen.

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Die wichtigste Aufgabe des Bischofs ist zugleich auch die wichtigste Aufgabe der Kirche überhaupt: Christus verkündigen und die Christen zum Gebet und zum Glauben zu erziehen, damit sie wirklich fähig werden, Zeugen für Christus zu sein. Das ist das wichtigste.
Es ist oft schwierig für die Leute, denn viele leben oberflächlich und sind es nicht gewohnt, in die Tiefe zu gehen und zur Herzmitte des Glaubens vorzustoßen; eine wirkliche Umkehr des Herzens und des Geistes, ja des ganzen Lebens zu wagen.

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Publikationsdatum: 2002-06-26

Das Christentum in Europa muss ein Fluss sein, welcher die Wüste belebt

So Kardinal Jean-Marie Cardinal Lustiger

VATIKAN, 26. Juni 2002 (ZENIT.org).- Erzbischof Jean-Marie Kardinal Lustiger von Paris träumt von einem christlichen Europa nach dem Muster der Vision des Propheten Ezechiel (Kap. 47): ein lebendiger Fluss, der dem neuen Tempel entspringt und die Wüste belebt\".

Der 1926 als Jude polnischer Herkunft geborene Purpurträger stellt seine Vision des europäischen Christentums gerade jetzt vor, da der Europäische Konvent über die Zukunft der Verfassung und der Institutionen des Kontinentes nachdenkt.

Am Mittwoch veröffentlichte die italienische Zeitung Avvenire die bischöflichen Vorstellungen in einem Artikel.

\"Europa, wie wir es erträumten und wünschten, gleicht dem Tempel bei Ezechiel, einer wunderbaren Konstruktion von faszinierender Schönheit, die jedoch nur der Phantasie dessen entspricht, der sie ersonnen hat\".

\"Nach dem Europa der Alpträume sowohl nach den beiden Weltkriegen als auch nach dem Bruch und der Spaltung erscheint nun endlich und zum erstenmal als ein neues Europa, welches aus den heimlichen Träumen seiner Gründer erwacht\".

\"Unsere Zeit entspricht der Wüste, diesem seltsamen Land, in dem wir uns befinden, wo der Traum von Europa verborgen bleibt im Herzen derVisionäre, doch wo die Völker nur widersprüchliche Wünsche empfinden, Schwierigkeiten haben, sich zu engagieren und nur danach trachten, den größten Teil des Kuchens zu erheischen\".

Der Erzbischof von Paris anerkennt einerseits, dass Europa die \"Matrize der modernen Welt\" war, der einzige Kontinent, \"der eine Weltkultur und Zivilisation hervorgebracht hat\". Andererseits jedoch scheint diese Zivilisation nun erschöpft zu sein als habe sie ihr Geheimnis und ihre innere Kraft der Erneuerung verloren\".

\"Um die Einheit in dieser vielfältigen Zusammensetzung zu erlangen, ist persönliche und kollektive Ambition notwendig sowie der Wille und die Mittel dazu. Es bedarf eines attraktiven Ideals, einer Kultur, welche in jedem einzelnen Zugehörigen den Wunsch erweckt, an ihrer Errichtung mitzuwirken und dem anzugehören, was nicht nur eine Kooperative sein darf\".

\"Wo bleibt da allerdings der Zusatz Seele? Ja, wo ist die Seele?\", so fragt sich der Kardinal.

\"Das Christentum hat in Europa einen entscheidenden Sitz im Leben, wenn auch nicht ausschließlich, und es hegt den geschuldeten Respekt vor der europäischen Konstruktion, die sich am Besten in einer Metapher darstellen lässt, wobei man sich des Bildes bei Ezechiel bedienen kann, der vom Fluss lebendigen Wassers in der Wüste spricht\", so lautet seine Antwort.

Die Herausforderung besteht nicht in der Anerkennung der historischen Bedeutung des Christentums, sondern darin, dass dieser Fluss weiterhin die Wüste beleben müsse.

Es gehe daher um einen \"Anspruch, den jeder Christ erheben muss, um ein Europa zu errichten, das auf einem gehobenen Ideal gründet\".

\"Was kann das für ein europäisches Ideal sein?\", so fragt Lustiger weiter. Es müsse auf alle Fälle einen Grund zum Leben liefern. \"Wenn Europa nichts weiter als ein interessanter Reisepass bedeutet, dann gibt es auch keinen Existenzgrund für Europa\".


Quellen: diverse




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