Re: Was bedeutet der Tod von Mohammed Bakr el Hakim?

Geschrieben von Zappa am 30. August 2003 18:40:27:

Als Antwort auf: Re: Was bedeutet der Tod von Mohammed Bakr el Hakim? geschrieben von Swissman am 30. August 2003 17:47:20:

hallo Swissman
um das prophezeite Islamische Reich (der Halbmond von Marokko bis nach Indonesien)zu erstellen bedarf es einer Führerfigur, das weiss auch Saddam das war auch sein Ziel. Das versuchte Gaddhafi schon viel früher. Bin Laden hätte gut in diese Rolle gepasst äusselich :).Ich denke der Mhadi ist aber moch im entstehen irgendwo ev. in Indonesien. Kommen wird er ganz bestimmt. Im Irak muss man den Sadr beobachten!!
gruss zappa

>Hallo MP42,
>>Der Angriff auf eine der heiligsten Stätten der Schiitischen Bevölkerung ließ mich gestern aufschrecken, ich konnte mir sehr gut vorstellen das diese nun auf Rache aus wären und den Anschlag indirekt den besatzungsmächten ind die Schuhe schieben würden (womit sie gar nicht mal soo falsch lägen, ehrlich gesagt). Das wäre für gewisse Leute sicherlich kein Problem die Massen zu mobiliesieren und gegen die Besatzungsmächte aufzuwiegeln.
>>Das Mohammed Bakr el Hakim nun aber ein gemäßigter "Führer" war, beruhigt mich zwar ein wenig, aber frage ich mich nun, ob es jetzt für andere nicht so gemäßigte "Führer" nicht einfacher wird die Leute auf ihre Seite zu holen?
>>Inwieweit siehst Du Gefahr einer aus dem Ufer laufenden Situatíon in der die Schiiten sich gegen die Besatzungsmächte wenden werden? Wie werden sie reagieren?
>Zweifellos wird es für Kleriker, die einen radikaleren Kurs steuern, tendentiell einfacher werden, Anhänger zu gewinnen. Kurz- bis mittelfristig kann der Anschlag aber auch die gegenteilige Wirkung haben: Hakim vertrat den Standpunkt, dass die USA mit der Entfernung des Saddam-Regimes eine gute Tat vollbracht hätten. Nun sei es die vordringlichste Aufgabe, möglichst bald eine arbeitsfähige Regierung einzusetzen und eine Verfassung zu erarbeiten. Danach sollten die US-Streitkräfte aber baldmöglichst wieder abgezogen werden. Bis dahin erachtete er die Präsenz von US-Truppen als notwendig, um einem Machtvakuum vorzubeugen (er schätzte den Zeitraum auf etwa ein Jahr).
>Diese Einschätzung war und ist absolut vernünftig - der gestrige Terroranschlag unterstreicht dies sogar noch zusätzlich. Abdel Asis al-Hakim dürfte dies wohl kaum anders sehen und daher versuchen, die Linie seines Bruders fortzuführen. Dabei wird ihm der Umstand, dass sein Bruder allem Anschein nach genau aus diesem Grund ermordet wurde, durchaus von Nutzen sein: In den Augen seiner Anhänger ist Mohammed Bakr al-Hakim als Märtyrer gestorben, seine Worte sind daher die Worte eines Heiligen (angeblich soll er seinen Standpunkt noch wenige Minuten vor dem Anschlag, während seiner Freitagspredigt, wiederholt haben). Hinzukommt noch, dass al-Hakim berechtigt war, einen schwarzen Turban zu tragen, d. h. er konnte seinen Stammbaum zum Propheten Mohammed zurückführen.
>Ich gehe daher davon aus, dass die Schiiten sich fürs erste nicht am Aufstand gegen die Besatzer beteiligen, sondern mit ihnen zusammarbeiten werden, um das Land wieder zum funktionieren zu bringen - ganz genau so, wie es Mohammed Bakr al-Hakim stets gewünscht hatte.
>Interessanter ist die Frage, was passiert, wenn das Jahr, das al-Hakim veranschlagt hatte, um ist, und es immer noch keine Regierung gibt, sodass die Besatzer weiterhin im Land bleiben (müssen) - ich wäre überrascht, wenn es gelingen würde, dieses Ziel zu erreichen. Mit Mohammed Bakr al-Hakim's Mithilfe wäre dies allenfalls möglich gewesen, aber ohne ihn... Die Chancen, dass die in sich im Grunde völlig zerstrittenen Exilanten sich einigen können, stehen ziemlich schlecht - "Lieber hier der Erste, als in Rom der zweite!"
>An diesem Punkt wird die Diskussion losgehen, ob man angesichts der widrigen Umstände die Frist erstrecken dürfe oder nicht... und wie Mohammed Bakr al-Hakim wohl darüber denken würde, wenn er noch leben würde. - Dabei wird natürlich jede Seite zu beweisen versuchen, dass er ihren Standpunkt geteilt hätte.
>Gleichzeitig werden die Anschläge, bzw. Stadtguerilla-Aktivitäten, kaum abnehmen - die Tendenz geht vielmehr in die entgegengesetzte Richtung! Nach einer Phase relativer Ruhe begann der Untergrund mit einzelnen nadelstichartigen Aktionen - anfangs Sabotage, dann Angriffe auf kleine Patrouillen aus dem Hinterhalt. Mittlerweile fühlen diese Leute sich offensichtlich sicher genug, um selbst am hellichten Tag, an jedem Ort hart zuzuschlagen.
>Wer Major von Dach's "Totalen Widerstand" und/oder das "Guerilla Warfare Manual" der Green Berets gelesen hat, dem wird dieser Verlauf durchaus nicht unbekannt sein...
>Interessanterweise hat Saddam Hussein kurz vor Kriegsbeginn einen Roman veröffentlicht. Er wählte dazu zwar ein Pseudonym, aber die staatlichen Medien priesen das Buch bereits Wochen vor der Veröffentlichung in den höchsten Tönen - der Autor kann eigentlich nur Saddam selbst gewesen sein. Das Pseudonym deckt sich überdies mit demjenigen zweier früherer Romane, die ebenfalls aus Saddams Feder stammen sollen.
>Sein letztes Werk handelt von einem Präsidenten, der durch den teuflischen Herrscher einer Grossmacht vertrieben wird. Dieser geht darauf ins Exil und organisiert einen Partisanenkrieg gegen die Besatzer. Nach Jahren des Kampfes ziehen seine Feinde sich zurück und der Präsident kehrt im Triumph als Befreier zurück... - Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind offensichtlich beabsichtigt... *g*
>Man kann aus diesem Buch den Schluss ziehen, dass Saddam von Anfang an vorhatte, einen Partisanenkrieg zu führen und dass er diesen beizeiten vorbereitet hat.
>mfG,
>Swissman



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