Der Geschmack des Todes
Geschrieben von Elias Erdmann am 11. August 2003 00:39:23:
Als Antwort auf: Weltuntergangstermine in der Weltgeschichte geschrieben von quink am 10. August 2003 15:07:40:
Grundsätzlich finde ich die Liste gut, denn sie zeigt, dass es auch zu anderen Zeiten solche Endzeit-Erwartungen gab … und dass die meisten Deutungen glücklicherweise ziemlich daneben lagen. Das relativiert vielleicht etwas die oftmals so hoch gerühmte Trefferquote.
Aber manchmal liegt das Problem nicht an der „Prophezeiung“ selbst, sondern an der Deutung:
> 'Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht
> schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.' (Mk. 9,1)In dem Satz stecken zwei Dinge drin, die einer Erklärung bedürfen, weil man sie sonst aus der heutigen Perspektive missversteht … und auch schon die frühen Christen haben diese Symbolik oftmals falsch verstanden.
1.) der Tod: damit ist kein Tod im medizinischen Sinne gemeint, sondern ein Zustand, in dem unser „wahres Ich“ gestorben ich. Das ist bei den meisten Menschen der Fall, die auf der Erde „leben“
2.) das Reich Gottes ist nicht von dieser WeltDort steht also nicht „Das Reich Gottes kommt auf die Erde, noch bevor ihr sterben werdet“ sondern es geht darum, dass in manchen Menschen das „wahre Ich“ wieder erwacht bzw. auferstanden ist. Die typischen Probleme, die man in dem Zustand hat, wenn dieses „wahre Ich“ gestorben ist, verschwinden dann. Diese typischen Probleme - das ist der Geschmack des Todes: Angst, Gier, Aggression, ...
Tot sind wir in dem Sinne, dass in uns alle Erinnerung an unsere wahre, geistige Heimat gestorben ist.
Dieser Tod ist ein Verlust an Erinnerung. Aus dem Verlust dieses Wissens entsteht Angst und Ungewissheit. Aus der unbefriedigten Suche nach dieser Heimat entsteht Gier nach anderen Dingen als Ersatzbefriedigung. Aus dem Gefühl der Getrenntheit entsteht Misstrauen. Aus Angst und Gier entsteht Hass und Gewalt. Aus Hass und Gewalt entsteht wiederum Leid und Kummer…. usw. Das sind die Formen, wie wir den „Tod“ schmecken.
Wenn die Erinnerung wieder erweckt wird und unser wahres Selbst in uns von den Toten aufersteht, dann wird diese Kausalkette durchbrochen. Je mehr das vergessene Wissen in uns wieder ins Bewusstsein drängt, umso mehr verschwindet auch die Angst und die Suche führt zu einem Ergebnis. Und so schwinden nach und nach auch die anderen Folge-Probleme. Mit dem Erwachen des verlorenen Wissens schwindet nach und nach der „Geschmack des Todes“.
Wenn das „wahre Ich“ auferstanden ist, dann kann man damit auch einen Blick in die andere Wirklichkeit werfen: in das Reich Gottes.Da steht also sinngemäß:
Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, in denen ist schon das wahre Ich wieder erwacht und die werden die typischen Probleme nicht mehr spüren, die man hat, wenn das „wahre Ich“ gestorben ist. Und sie werden diese Probleme nicht mehr spüren, bis sie schließlich in der Lage sind, einen Blick in das Reich Gottes werfen zu können.
Es handelt sich hier also um eine ganz „individuelle Prophezeiung“ für einige Leute, wo es um den nächste Entwicklungsschritt geht. Dieser nächste Entwicklungsschritt ist für jemanden, der diese Entwicklung kennt, durchaus abzusehen. Ebenso wissen wir ja auch, dass einjähriges Kind irgendwann sprechen lernen wird. Dafür müssen wir auch kein Prophet sein, sondern es reicht, wenn man die typische Entwicklung kennt.
Es geht hierbei also nicht um ein Ereignis, was von allen Menschen kollektiv erlebt werden kann. Wer auf so ein Reich Gottes wartet, der kann noch lange warten.
Der „Tod“ in der Symbolik der Bibel
(Zitiert aus http://home.arcor.de/elias_erdmann/jesus.htm)Mit Tod wird in der Symbolik der Bibel nicht das gemeint, was wir so üblicherweise als Tod bezeichnen, sondern es ist ein Zustand, wo in uns die Erinnerung an unsere geistige Heimat „gestorben“ ist. Es ist genau der Zustand, in dem sich die meisten Menschen befinden, die aus medizinischer Sichtweise eigentlich leben.
Jesus sagt: Mt 8,22: Folge du mir, und lass die Toten ihre Toten begraben!
Dass sich die Toten gegenseitig begraben, ginge sicherlich nicht, wenn sie im medizinischen Sinne tot wären.
Und im Gleichnis vom verlorenen Sohn heißt es: Lk 15,24 „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden.“
Doch wenn man die Geschichte nachliest, wird man feststellen, dass auch dieser verlorene Sohn nicht im umgangssprachlichen Sinne tot war. Er war nur vom Vater getrennt.
Die gleiche Art von Tod finden wir auch in der Schöpfungsgeschichte beim Baum der Erkenntnis. 1.Mose 2,17 „denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben.“ Adam und Eva essen von diesem Baum, doch so richtig sterben sie dadurch auch nicht, sondern sie werden vertrieben.
Wenn sich der Mensch von seiner geistigen Heimat trennt, wenn er den Weg in die materielle Welt beschreitet und das Wissen über seine geistige Heimat verliert, dann wird dieser Zustand in der Symbolik der Bibel als „Tod“ bezeichnet. Wenn das „gestorbene“ Wissen über die geistige Heimat wieder in uns erwacht, dann ist dieses die „Auferstehung“.
Konrad Dietzfelbinger schreibt hierzu im Buch „Mysterienschulen“ im Kapitel „Symbolik von Leben und Tod“:
Wenn der Geist im Menschen unbewusst und unwirksam ist, so ist der wahre Mensch "tot", wie sich die Mysterienschulen ausdrücken. Es kommt darauf an, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Das ist nur durch den Mysterienweg möglich: Einerseits muss die Kraft des Geistes auf diesen innerlich Toten" einwirken. Das Licht des Geistes muss einströmen und den inneren Menschen "erleuchten". Dadurch wird das Programm des Geistes bewusst und wirksam, und der wahre Mensch "ersteht auf". Andererseits muss der "unwahre" Mensch, der an der Sinnen- und Schattenwelt orientierte, ichbezogene Mensch weichen, damit der wahre Mensch "auferstehen" kann.
(siehe auch: Wer die Erklärung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken)