Italienische Meteorologen befürchten Unwetter und Taifune

Geschrieben von Napoleon am 10. August 2003 08:42:58:

Brände, Stürme, Dürre
Die Welt brennt

VON PETER PADRUTT




Wie schlimm kommt alles noch? Sonne, Sonne, Sonne und kein Ende. Ganz Europa leidet unter der Gluthitze – in Asien toben Stürme. Das Klima spielt verrückt. Nach der Affenhitze bis 40 Grad stehen Wälder von Portugal bis Frankreich in Flammen. Das Mittelmeer ist zur Badewanne geworden. Italienische Meteorologen befürchten Unwetter und Taifune, wenn das Wetter bis September so heiss bleibt. SonntagsBlick mit einem Blick in die heisse Welt.

Blitz-Gewitter in Kanada, Feuer in Brasilien
In der kanadischen Provinz British Columbia kämpften Feuerwehrleute und Soldaten an mehr als 1000 Fronten gegen das Feuer. Schwere Gewitter mit 1500 Blitzen innerhalb von 24 Stunden verursachten 218 Brände in den trockenen Wäldern. Auch der Nationalpark von Brasilien stand in Flammen – 200 Hektaren sind zerstört.
Feuerwalzen überrollen Portugal
Das Land war diese Woche überall von Feuerwalzen bedroht. Immer neue Brände brachen aus – teilweise waren es 26. Gestern waren die Waldbrände vorübergehend unter Kontrolle, weil die Temperaturen über Nacht leicht sanken. Drei mittelgrosse Feuer müssen aber noch bekämpft werden. 2000 Feuerwehrleute und 800 Soldaten sind seit zwei Wochen im Dauereinsatz. Am stärksten betroffen waren die Bezirke Guarda und Castelo Branco im Zentrum und im Osten des Landes. Gestern kämpften Feuerwehrleute auch in der Ferienregion Algarve im Süden gegen Brände. Die schlimmen Folgen: Bisher starben in Portugal mindestens 15 Menschen, 300 wurden verletzt, hunderte von Hektaren sind vernichtet.

Hitzerekord in Spanien
44,8 Grad – so heiss war es seit 50 Jahren nicht mehr in Bajadoz im Südwesten Spaniens. Für kommende Woche rechnet man in Andalusien mit Temperaturen bis 45 Grad! Bis Freitag waren 19 Hitzetote zu beklagen. Wegen eines Waldbrandes im Nordosten Spaniens mussten am Donnerstagabend 2500 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Mehrere Siedlungen, ein Campingplatz und eine Ferienkolonie für Schüler mussten evakuiert werden. In Mallorca mussten gestern 150 Bewohner, darunter auch Touristen, evakuiert werden. 100 Hektar Pinienwälder sind vernichtet. Die Sende- und Empfangsanlagen des Flughafens, über die Jets nach Mallorca dirigiert werden, sind beinahe abgebrannt.

Die Schweiz und Deutschland verdorren
43. Hitzetag: Die Schweiz im Schwitzkasten. Felder verdorren, Gletscher schmelzen auf 4000 Metern. Gefahr von Wasseransammlungen im Gletscherinnern, die sich entladen können. Forscher sind besorgt. 37 Grad war es in Basel! In der West- und Nordwestschweiz, im Wallis, im Kanton Zug und Nidwalden, auf der Alpensüdseite sowie in Graubünden ist es nun verboten, im Freien Feuer zu entfachen. Andrang in den Badis – 365 000 allein bis Ende Juli im Berner Marzilibad. 70 Prozent mehr Besucher in den Zürcher Badis.
In Deutschland klettert das Thermometer auf 40 Grad. Wälder brennen – explodierende Leuchtspurkörper entfachen in Brandenburg Heideland, Wälder werden für die Öffentlichkeit gesperrt.

Italien in Flammen
Am kritischsten war die Lage beim Küstenort Savona westlich von Genua, wo zahlreiche Häuser evakuiert werden mussten. Zeitweise musste die Autobahn nach Ventimiglia gesperrt werden. Auf der Insel Elba und der Halbinsel von Sorrent bei Neapel flohen Touristen vor dem Feuer. Auch am Monte Argentario auf der Toskana-Halbinsel Orbetello wütete das Feuer. In der Nähe von Prato bei Florenz wurden Löschflugzeuge eingesetzt – 80 Hektar Pinienwald und Grasland wurden zerstört. Am schlimmsten ist die Situation noch in der Toskana und Ligurien. Italienische Meteorologen warnen vor Taifunen und Unwettern im September, weil das Mittelmeer fast 30 Grad erreicht. Angst herrscht auch vor Brandstiftern.

Südfrankreich verliert die Wälder
Mehr als 600 Feuerwehrleute kämpften am Freitag gegen eine Feuerhölle im Hinterland der Hafenstadt Nizza. Das vermutlich von einem Blitz entfachte Feuer hat 1200 Hektar Wald und Unterholz völlig vernichtet. Im nahe gelegenen Lucéram waren vorsorglich mehrere hundert Menschen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen. Auch in den südlichen Regionen Drôme und Ardèche brachen immer wieder neue Brände aus – ein Evakuierungsplan wurde erarbeitet. Tausende sind in Angst.

Japan, Pakistan, Nepal unter Wasser
Während Europa unter der Affenhitze leidet, versinken Teile Asiens im Wasser: In Pakistan kamen vermutlich 300 Leute ums Leben, in Indien mindestens 24. Weit über eine Million Menschen sind teilweise obdachlos. In einem Arbeitscamp im Himalaja wurden 20 Leute verletzt. Seit dem Einsetzen der Monsunregen sind in Südasien 900 Menschen gestorben. In Japan fegte diese Woche ein heftiger Taifun mit bis zu 144 Kilometern über die Inseln, mindestens vier Menschen kamen ums Leben, über 20 wurden verletzt. «Etau» sorgte für Angst und Schrecken. In der Stadt Bizen mussten 1400 Menschen ihre Häuser verlassen, weil nach den heftigen Regenschauern der Schutzdamm eines Sees gebrochen war.



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