ZuRussland: Sind zwar keine Inseln...passt aber trotzdem recht gut.
Geschrieben von Subman am 01. August 2003 14:24:13:
Als Antwort auf: Re: Insel der Vergessenen geschrieben von Johannes am 01. August 2003 13:29:08:
Geheimdienst übergibt Kommando in Grosny
Menschenrechtler glauben dennoch nicht an ein Ende der Willkür gegen die Bevölkerung in Tschetschenien
von Jens Hartmann
Moskau - "Ich kann uns beglückwünschen: Unsere Arbeit, den Terrorismus in Tschetschenien zu bekämpfen, ist erledigt", sagte der russische Geheimdienstchef Nikolai Patruschew, nachdem sein Vorgesetzter, Präsident Wladimir Putin, einen Wechsel in der Kommandostruktur der Truppen im Kaukasus angeordnet hatte. Fortan sollen für den Kampf gegen die Freischärler Milizkräfte des Innenministeriums verantwortlich zeichnen und nicht mehr die berüchtigten Einheiten des Inlandsgeheimdienstes FSB. Von nun an, so Patruschew, gehe es um die "Sicherstellung der öffentlichen Ordnung".
Der FSB hatte sich vor allem einen Ruf erworben durch brutale Säuberungen in tschetschenischen Dörfern. Einheiten ohne Erkennungszeichen, die Nummern auf Schützenpanzern mit schwarzer Farbe überstrichen, die Gesichter mit Tarnmasken verborgen, terrorisieren seit Beginn des Krieges vor vier Jahren die Bevölkerung. Sie werden von der Bevölkerung "Eskadroni smerti", Todesschwadronen, genannt. Der Kreml leugnet ihre Existenz.
Die so genannten "Satschistki", Säuberungen, gehen nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen wie Memorial und Human Rights Watch nicht selten mit Plünderungen, Vergewaltigungen und standrechtlichen Erschießungen einher. Zu einer beträchtlichen Einnahmequelle für die russischen Truppen wurden Geiselnahmen während dieser "Säuberungen". So müssen tschetschenische Familien für den Freikauf eines Leichnams bisweilen 5000 US-Dollar, für einen ohne Haftbefehl verschleppten lebenden Verwandten auch schon einmal 10 000 Dollar an die russischen Entführer zahlen.
Dass der Wechsel an der Spitze des 80 000 Mann starken Heeres zu einem eher auf Recht und Gesetz fußenden Umgang mit der Bevölkerung führen wird als bisher, glaubt in Tschetschenien niemand. "Dieser Führungswechsel bei den Streitkräften ist eine politische Geste, die an der realen Situation nichts ändern wird", glaubt Jurij Orlow von Memorial. "Die Säuberungen werden weiter gehen."
Der Grund für den Führungswechsel in der Kommandostruktur dürfte wohl eher mit den anstehenden Präsidentenwahlen in der abtrünnigen Kaukasusrepublik zu tun haben. Am 5. Oktober wird in Tschetschenien gewählt. Der Kreml möchte im Vorfeld den Eindruck erwecken, die Befugnisse der Sicherheitsstrukturen würden auf die örtliche Miliz, in der vorwiegend Tschetschenen dienen, übergehen.
Von einer Entspannung der Lage, einem Ende der Kämpfe gar kann in Tschetschenien nicht die Rede sein. Nimmt man nur die letzten 24 Stunden, dann wurde in Gudermes das Büro der Partei "Einheitliches Russland" aus Granatwerfern beschossen, in Schatoj wurde ein Freischärler getötet, in Wedeno fuhr ein Armeelaster auf eine Mine, ein Soldat wurde dabei verletzt, in Grosny wurden zwei Soldaten bei einem Sprengstoffanschlag verwundet, in Urus-Martan zwei Wehrpflichtige mitsamt ihrem "Ural"-Laster von einer ferngezündeten Mine in die Luft gejagt. Die russischen Streitkräfte haben seit Kriegsbeginn offiziellen Angaben zufolge mehr als 4000 Tote und 15 000 Verletzte zu beklagen. Zuverlässige Angaben von Opferzahlen bei Rebellen oder Zivilisten liegen nicht vor.
Zu einer immer größeren Bedrohung werden zudem, wie im Nahen Osten, Selbstmordattentäter. Bei derartigen Anschlägen starben in Tschetschenien bereits mehr als 100 Menschen.
Artikel erschienen am 31. Jul 2003
>Hallo Hans,
>wenn Du mal einen Link findest über die diversen Inseln der Vergessenen in Russland, dann bitte auch verlinken.
>Gruß
>Johannes