Re: Wie komme ich aus dem Irrgarten heraus.
Geschrieben von Kober am 30. Juli 2003 16:05:31:
Als Antwort auf: Was zu tun ist geschrieben von HotelNoir am 30. Juli 2003 14:06:40:
Viel Respekt für deine geschriebenen Worte, ja, sie stehen auch für mich da, senks. :-)
Uns stellen sich täglich neue Irrgärten, in die wir hindurch gehen dürfen. Der jenige der mit Angst bewußt oder unbewußt durch die Gärten geht, der wird sehr langsam voran kommen, wird sich stossen, vielleicht sogar verirren. Er sieht nur noch Wände.
Der jenige der es schaft mit der Angst um zugehen der wird vielleichter durch kommen, denn sein Verstand kontrolliert ihn. Er sieht Wege.
Der jenige der Angst abgelehgt hat, der die Angst verlassen hat und den Pfad des Friedens geht, der wird die Zeichen erkennen. Sie werden Ihn ohne Probleme durch den Irrgarten leiten.
W i r sind Reisende in die Zukunft
es gibt Tausende von Möglichkeiten
macht euch frei um sie zu sehen.Frieden!
Kober
>Wie viele merken, stehen wir an der Schwelle zu etwas Neuem. Es steht der Prozess an, im Hier und Jetzt zu sein, statt in Gedankenkonzepten die Welt neu zu erschaffen. Dem Unausweichlichen nicht mehr ausweichen heisst die Devise!
>Das Unausweichliche ist die grundsätzliche Angst, die man als abgesondertes Einzelwesen zwangsläufig empfindet. Sie entspringt der Ohnmacht gegenüber dem Leben: Wir haben weder entschieden, dass wir geboren werden noch entscheiden wir, wann und wie wir sterben werden noch haben wir einen bewussten Einfluss darauf, was uns im Leben alles widerfährt.
>Unsere Reaktion darauf ist, uns dem Leben bemächtigen zu wollen. Das geht von der Beherrschung des Schliessmuskels bis zur Weltherrschaft. Die Schliessmuskelproblematik bekommen wir meistens relativ schnell in den Griff, an der Problematik der Ohnmacht über das ganze Leben scheitern wir jedoch zwangsläufig, weil wir niemals die Macht über das Leben bekommen werden. Das Leben hat die Macht über uns. Das macht uns ohnmächtig und dieser Ohnmacht versuchen wir mit unseren Konzepten ein Leben lang auszuweichen. Damit machen wir alles viel schlimmer als es eigentlich ist: Wir bekämpfen uns ohne einen konkreten Grund. Wir bekämpfen uns nur, weil wir keine Angst voreinander haben wollen, weil wir die Angst nicht tragen, sondern bezwingen wollen, was leider unmöglich ist.
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>Der Schlüssel zum Leben, der Schlüssel zum neuen Menschen ist, nicht mehr vor der Ohnmacht davonzulaufen um in geistig-moralischen Konzepten trügerische Sicherheit zu finden, sondern die Ohnmacht und die Angst zuzulassen, egal wie zerstörerisch, teuflisch oder asurisch sie ausschaut. Die Ohnmacht gehört zum Leben, die Ohnmacht ist das Kreuz, das es in Würde zu tragen gilt wie Jesus es uns auf dem Weg nach Golgotha gezeigt hat. In der Bereitschaft diesen Schmerz zu tragen, öffnet sich das Tor zum befreiten Menschen.
>So einfach sich das alles in der Theorie anhört, so schwierig ist es, dies praktisch umzusetzen. Es erfordert eine grosse Disziplin, bei dem zu bleiben, was IST: das Gefühl. Nicht in der Wut oder Selbstmitleid, denn dies sind durch Denkkonzepte hervorgerufene Modifikationen des eigentlichen Gefühls, der Angst.
>Deshalb ist es so wichtig, von Meinungen und Definitionen abzusehen: Da wo wir in unserer Hilflosigkeit, in unserer Ohnmacht und unserer Angst bleiben, gibt es keine Meinung, kein Konzept mehr, da ist nur noch Gefühl. Dieses Gefühl tragen zu lernen heisst erlöst zu sein vom sinnlosen und anstrengenden Kampf um gut und böse, richtig und falsch, besser und schlechter. Es ist auch das Ende des Kampfes zwischen Du und Ich, zwischen Ich und Wir. Es ist Frieden. Die Angst wandelt sich in Trauer über das Leben, das wir nicht verstehen und unter dem wir leiden. Diese Trauer gilt nicht mehr dem eigenen erbärmlichen Leben sondern allem was ist und leidet. In dieser Trauer steckt der Keim der Liebe. Durch das Erleben der kollektiven Trauer beginnt sie langsam zu blühen.
>Viele werden sich mit diesem Anti-Konzept der radikalen Diesseitigkeit nicht anfreunden könnnen und ihr Verstand wird ihnen die Geschichte vom Einbrecher erzählen, den man ja nicht ohnmächtig das Haus ausrauben lassen, sondern sich gegen ihn wehren will. Doch um den Einbrecher zu vertreiben, muss man sich zuerst sich selber stellen: seiner Angst. Dann öffnet sich die Tür zur wahren, natürlichen und damit göttlichen Tat., in diesem Fall die Verteidigung des Reviers. Wer aber die Angst nicht ertragen kann, flüchtet...
>Grüsse HotelNoir