Partisanenkriegsführung

Geschrieben von Swissman am 30. Juli 2003 03:13:30:

Als Antwort auf: Russen - und warum es egal ist wenn sie kommen... geschrieben von KyroxX am 28. Juli 2003 17:04:06:

Hallo KyroxX,

>Siehe Irak: Was passiert wenn ein Volk sich gegen ein Besatzervolk auflehnt?
>Es bilden sich Patisanengruppen - wie im Irak.

Leider kann man den typischen Westeuropäer durchaus nicht mit dem durchschnittlichen Iraker vergleichen: Europa ist verweichlicht, während der Irak die meiste Zeit seit 1980 Krieg führte. Jahrelanger Propaganda ausgesetzt wurden zwar beide, aber während das Ziel in Europa darin zu bestehen scheint, jeglichen Nationalstolz auszumerzen, hat Saddam genau das Gegenteil gemacht.

Hinzukommt noch der religiöse Faktor: Für den Mudschahid hat der Tod keine wirkliche Bedeutung mehr - er ist gewissermassen schon tot und wartet nur noch darauf, dass er seinen Körper mit dem Paradies vertauschen kann. - Die meisten Westeuropäer und Amerikaner sind doch heute, mehr oder weniger stark ausgeprägt, Materialisten. Mit solchen Leuten ist kein Staat zu machen - Krieg zu führen noch viel weniger... Bevor aus diesen Leuten Krieger werden, muss sich die Mentalität erst wandeln: Sie müssen den Materialismus ablegen und dem Kriegerethos folgen.

Es ist daher gut möglich, dass die ersten Partisanenzellen, um dies zu erreichen, ihre ersten Schläge nicht primär gegen die Russen, sondern gegen die Stromversorgung und Bierversorgung richten müssen, um der Spassgesellschaft den Coup de grâce zu versetzen und die Voraussetzungen für eine konterrevolutionäre Situation zu schaffen.

>Mittlerweile kommt Bush immer mehr in bedrängnis - täglich sterben Soldaten - so kann das nicht weitergehen.
>Also wird es irgendwann verschwiegen und die USA ziehen ab - genauso kläglich wie in Vietnam.

Rein militärisch könnte das durchaus noch lange so weitergehen - die Verluste, die die Amerikaner erleiden, sind bislang blosse Nadelstiche und werden von denen der Gegenseite zweifellos um ein Mehrfaches übertroffen. Für die US-Regierung besteht das Problem vielmehr darin, dass die US-Öffentlichkeit nicht bereit ist, Verluste hinzunehmen - selbst objektiv betrachtet moderate Verluste können die Stimmung bereits zum Kippen bringen (siehe Somalia).

Ich muss dabei an Mardonios, den Neffen des persischen Grosskönigs Dareios und Kommandeur der bei Marathon gelandeten Flotte, denken, der nach der vernichtenden dortigen Niederlage gegen die griechischen Hopliten folgendes an seinen Onkel schrieb: "Doch waren die Perser dem gefährlichsten Hang zum Opfer gefallen, den es im Krieg gibt: Sie wollten töten, ohne dabei selbst ihr Leben aufs Spiel zu setzen." - Knapp 2500 Jahre später besitzt Mardonios' Erkenntnis nach wie vor uneingeschränkte Gültigkeit.

Der Krieg in Vietnam wurde übrigens keineswegs von der kämpfenden Truppe in Südostasien verloren (die GI's gewannen jedes einzelne, über blosses Geplänkel hinausgehende, Gefecht - die Vietnam-Filme zeigen im allgemeinen einen Krieg, der ausserhalb des Filmstudios nie stattfand), sondern von unfähigen Politikern, die der Truppe dauernd ins Handwerk pfuschten sowie der "Friedensbewegung", die ihr an der Heimatfront in den Rücken fiel.

>Siehe: Afghanistan - Wie war es als die Russen in Afghanistan einfielen? Mit grossen Panzerdivisionen etc. Nichts hat's gebracht! Nach nen paar Monaten ham sich die Russen wieder "ausgefallen" nach ihrem gloreichen einfall *g

Nach dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan war erst einmal etwa ein Jahr lang weitgehend Ruhe, obwohl die Unzufriedenheit natürlich von Tag zu Tag wuchs. Während dieser Zeit beschränkte sich der Widerstand im wesentlichen auf Graffit- und Flugblattaktionen.Nachdem es sich gezeigt hatte, dass die Invasoren beabsichtigten, auf Dauer im Land einzunisten und sie sich zielgerichtet daranmachten, den Kommunismus flächendeckend einzuführen, kam es, erst vereinzelt, zu ersten Fällen bewaffneten Widerstands, die zusehends Nachahmer fanden und im Laufe der Zeit organisierte Formen annahmen.

Anfänglich kämpften die Afghanen zumeist mit altertümlichen Waffen, bei denen es sich nicht selten um ererbte Beutestücke aus den britischen Afghanenkriegen des 19. Jahrhunderts handelte - am verbeitetsten waren Fabrikate der Marke Lee-Enfield! Den Erfordernissen eines modernen Gefechtsfeldes genügten diese Gewehre naturgemäss überhaupt nicht mehr - umso mehr Respekt verdient es, dass die Afghanen sich trotzdem mit der Roten Armee anlegten!

Die Situation besserte sich erst, die USA auf Anweisung Ronald Reagans damit begannen, die afghanischen Freiheitskämpfer mit Waffen und Militärberatern zu unterstützen - ein grosser Teil der in Vietnam erbeuteten Kalaschnikows wurde an den afghanischen Untergrund geliefert (dies erleichterte den Nachschub insofern enorm, als die Mudschaheddin ihre Munition bei getöten Rotarmisten ergänzen konnten). Die wirkliche strategische Wende wurde aber erst Mitte der 80er Jahre durch die Lieferung von tragbaren Stinger- und Blowpipe-Flugabwehrraketen eingeleitet - die bislang gefürchteten sowjetischen Kampfhubschrauber wurden nun vom Jäger zum Gejagten.

Trotz massiver westlicher Unterstützung dauerte es nicht "ein paar Monate", sondern volle zehn Jahre, bis die Mudschaheddin die Rote Armee über den Jaxartes zurücktreiben konnten. Während dieser Zeit wurde mindestens eine Million Afghanen getötet, viele weitere verletzt und verstümmelt. Gefangene wurden routinemässig den abartigsten Foltermethoden unterzogen sowie eine unbekannte, aber sicherlich hohe, Anzahl Frauen vergewaltigt.

An dieser Stelle möchte ich zudem (wieder einmal) die Gelegenheit nutzen, der oft gehörten, aber frei erfundenen, Behauptung zu widersprechen, die USA hätten die Taliban im Kampf gegen die Sowjets unterstützt - diese Behauptung ist allein schon deshalb unzutreffen, weil die Taliban erstmals um mitte der 90er Jahre auftraten. Zum Kampf gegen die Sowjets waren diese Leute nämlich zu feige.

>Siehe: Tschetschenien - das gleiche die Tschetschenen kämpfen seit Jahren im Untergrund gegen die Russen und die Russen sind Machtlos. Wie immer...

Du sagst es ja selbst: Seit Jahren kämpfen die Tschetschenen, aber die Russen sind nach wie vor im Land.

>Sollte das Paranoideste eintreten und die Russen sollten - was ich nicht glaube weil es QUARK ist, in Europa einfallen, meint ihr, wir wären zu dumm dazu, in den Untergrund zu gehen und geeignete Waffen zu besorgen und den Russen nen bischen einzuheitzen?
>Ich glaub dmit hätten wir die wenigsten Probleme!

Ich werde in diesem Fall natürlich in den Untergrund gehen, denn ich bin bereits bewaffnet... ich könnte sogar noch etwas davon an Freunde abgegeben. Die meisten Deutschen aber sind nicht bewaffnet, und entgegen anderslautenden Gerüchten sind Schusswaffen nicht an jeder Strassenecke erhältlich. - Es bleibt ihnen anders gesagt nichts anderes übrig, als sich bei der Besatzungsmacht einzudecken, indem man beispielsweise einen Wachposten mittels Würgeschlinge ausschaltet, und sich in den Besitz seines Gewehrs bringt... Wenn Du das durchziehen willst, dann wünsche ich Dir gutes Gelingen - ich für mich ziehe es nach Möglichkeit vor, einen gewissen Sicherheitsabstand einzuhalten.

>Und ausserdem ist es völliger Blödsinn das die Russen in den kommenden Jahren in europa einmarschieren könnten *tss*
>Ich halte die ganze Theorie für Blödsinn - weil unreaslistisch!

Ich empfehle Dir die Lektüre von Leo Degards Buch "Wer plant den 3. Weltkrieg?" - danach sollte Dir eigentlich manches in anderem Licht erscheinen...

mfG,

Swissman


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