Re: Atom-Minen sollten Deutschland vor Russeninvasion schützen.

Geschrieben von Johannes am 21. Juli 2003 19:25:37:

Als Antwort auf: Re: Atom-Minen sollten Deutschland vor Russeninvasion schützen. geschrieben von katzenhai2 am 21. Juli 2003 18:59:26:

> Ich wüßte jetzt nicht, wieso Deutschland nur den Interessen anderer Länder
> dienlich sein würde?


Hallo Katzenhai,

ich habe nicht von "nur" gesprochen, natürlich werden auch deutsche Interesse vertreten. Nur, ob es wirklich in unserem Interesse liegt, für einen Beistandspakt Deutschland notfalls als Gelände für einen Vernichtungsschlag zur Verfügung zu stellen, das möchte ich erst mal bezweifeln. Bisher hatÄs geholfen, aber auf Dauer? Von einer Neuorientierung in der Politik höre ich aber sehr wenig.

>>> verraten uns aber jetzt erst, nach vielen Jahren, einen Teil der Infos, die
>>> über Jahre massiv unsere Sicherheit betrafen.
> Wieso, die DDR und damit die Stasi existierten nicht mehr. Wieso sollten
> diese Infos also noch Sicherheitsrelevant sein?

Zum einen waren die meisten Spione Überzeugungstäter, wie z.B. die PDS-Spitzenfrau (die jetzt zurückgetreten ist), die damals handschriftlich ihre freiwillige Mitarbeit beim MfS erklärte.

Daß die Daten auch heute noch (bzw. bei der Beschlagnahme durch die Amis) noch wertvoll waren, ergibt sich allein schon daraus, daß sich die Amis die Daten an sich gerissen haben. Wären sie wertlos, warum dann überhaupt Transportkosten ausgeben oder gar politischen Streit riskieren?

Wer für das MfS arbeitete, wurde oft nicht nur von einem Dienst geführt, sondern auch von einem anderen östlichen Dienst, der heute noch besteht. Zu den vielen bisher nicht enttarnten Spionen der DDR (Größenordnung 10.000 ?) gehören nicht nur Mitläufer, sondern auch deren Führer, oft blieben ganze Netzwerke intakt. Auf diese Art konnten sie, selbst wenn sie vorher nicht von anderen östlichen Diensten geführt wurden, relativ leicht dort integriert werden. Und sie saßen ja nun schon in den Positionen und mußten nicht erst eine neue Legende lernen, um irgendwann einmal dorthin zu gelangen. Allein schon durch die Sprache hatten es DDR-Spione viel leichter, hier unerkannt in wichtige Bereiche zu gelangen, als anderen Ausländern. Ein nahezu unschätzbarer Vorteil, den sich die anderen östlichen Dienste sicher zu Nutze gemacht haben. Und die wir nicht erkennen konnte, weil die Daten lange bei den Amis blieben.

Sicher gab es auch Spione, die nicht aus politischer Überzeugung heraus gearbeitet haben, sondern aus Liebe (zu einem Ost-Mitarbeiter), aus Geldnot heraus oder auf Grund von Erpressung. Und wenn Du an die Leute denkst, die nicht aus tiefer innerer Überzeugung heraus für den Osten gearbeitet haben, wo sind deren Lebensdaten wohl am besten augehoben? Bei einem deutschen Dienst, der im Zweifelsfall sagt, Schwamm drüber, vergessen wir's, oder bei einem anderen Dienst, der vielleicht im Gespräch seine Herkunft nicht angibt, denjenigen aber auf seine Mitarbeit anspricht, und ihm nahelegt, doch ein wenig mehr zu plaudern und weiter zu arbeiten, da es doch sicher nicht in seinem Interesse sei, wenn andere davon erführen... ?

Ja, falls nun jemand zweifelt, ich sage durchaus, daß auch die Amis gegen uns spionieren (überwiegend Wirtschaftsspionage). Enttarnte Spione werden aber meist nicht verurteilt, sondern eher diskret ausgewiesen. Mit Hilfe der durch die Amis beschlagnahmten deutschen Daten war es ihnen nun möglich, zum einen neue Mitarbeiter zu gewinnen (gegen uns!) und zum andere tiefe Einblicke in die östliche Führungsstruktur der Spionage zu erhalten. Und dies sind Infos, die sie uns normal vorenthalten. Wenn Du mal einen Mitarbeiter einen der deutschen Geheimdienste treffen solltest, dann frag ihn ruhig mal, ob der Informationstausch ausgeglichen ist. Ich sag's aber jetzt schon mal: Es werden 90% Infos an die Amis gegeben, nur 10% geben die Amis an uns weiter, so in der Größenordnung. Und in diesem Sinne war es unserem großen Bruder wichtig, seinen Informationsvorsprung durch Beschlagnahme der deutschen Daten weiter auszubauen.

Gruß

Johannes



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