Re: Verhältnisse in Deutschland - 2 kleine Geschichten
Geschrieben von Bonnie am 05. Juli 2003 15:33:02:
Als Antwort auf: Re: Verhältnisse in Deutschland - 2 kleine Geschichten geschrieben von NLMDA am 05. Juli 2003 14:56:47:
Hallo NLMDA,
danke für die Info, ich bleibe Mieterin ;-)
Wegen der Leitplanke hätte ich die PÖSEN PUPEN verklagt !!!! *ggg* Ist ja wohl die Höhe, das.
Den Volljuristen würde ich persönlich nicht einstellen, einfach weil er schon so betont, daß er zum Armutsgehalt arbeiten will. Dann hätte ich da ständig einen unzufriedenen Kerl sitzen, der sich beklagt, daß er sowenig verdient oder - noch schlimmer - einen demütigen Menschen, der einem ständig ein schlechtes Gewissen vermittelt ... Also, wenn er mich gefragt hätte, hätte ich ihm dringend von dem Anzeigentext abgeraten.
Daß jemand mit wenig Geld auskommt und auch nicht soviel arbeiten möchte, weil andere Dinge wichtig sind, finde ich super.
Liebe Grüsse, Bonnie
>Hallo Bonnie,
>ich kenne es nicht anders. Wenn man Eigentum in Form von Immobilien besitzt, dann wird man für alles zur Kasse gebeten - und das nicht erst seit gestern. Freundliche Schreiben der Stadt, dass die Fassade nicht mehr ins Stadtbild passt, man wird zur Fassadenerneuerung "genötigt". Kanalisationsgebühren, Regensteuer, irgendwelche aberwitzigen Notarkosten, obwohl man gar nicht beim Notar war, etc. Eine Bekannte von mir hat eine schicke Eigentumswohnung und zahlt trotzdem jeden Monat ca. 600 Euro für Hausverwaltung, etc. Und den Wasserschaden in ihrer Wohnung, der durch das defekte Dach kam, musste sie auch noch komplett selbst bezahlen. Irgendwann, wenn die Versicherungen fertig sind mit dem Streit um die Kostenübernahme, kriegt sie ihr Geld zurück. ;-(
>Ich hatte mal 89 einen Verkehrsunfall, bei dem eine Leitplanke beschädigt wurde. 3500 Mark wollten die von mir. Ganz toll. Die Leitplanke ist bis heute nicht repariert. ;-)
>Das Kreisverwaltungsreferat schickte meinem Freund ein Informationsschreiben, dass bei noch einem weiteren Punkt in Flensburg der Personenbeförderungsschein gefährdet ist. Dieses Informationsschreiben kostete uns 50 DM, obwohl wir das schon von der Taxifahrer-Ausbildung her wissen, dass ab 9 Punkten der P-Schein gefährdet ist. ;-)
>Ach, was will man machen. Ich versuche alles zu vermeiden, wo man mich melken kann. Mir stinkt schon, dass ich indirekt immer soviel abdrücke.
>Zu dem Volljuristen: Welche Beweggründe hat man, um so eine Anzeige zu schalten?
>Der Mann will arbeiten und nicht in der Blüte seines Lebens daheim sitzen.
>Mit einer überzogenen Gehaltsvorstellung kriegt er auch keinen Job mehr in seinem Leben - zumindest nicht hier in Deutschland. Aber vielleicht sucht eine kleine, neu gegründete Firma genau so jemanden wie ihn, wo er auch ein Stück "Pionierarbeit" leisten kann. Das befriedigt alle mal mehr, als nur vom Arbeitslosengeld zu leben.
>Vielleicht braucht er aber auch nicht mehr zum Leben, als 1.200 Euro brutto im Monat?
>Vielleicht sucht er nur eine einfache Arbeit, die im den Lebensunterhalt sichert, damit er sich einer anderen Tätigkeit ausführlicher widmen kann? Vielleicht ist er auf dem Trip "mehr leben statt viel haben"?
>Ich persönlich habe nach der Kirch-Pleite bewusst nur einen Teilzeit-Job gesucht, egal was, Hauptsache ich habe Zeit, mich meinem persönlichen Wachstum zu widmen. Mein jetziger Job hat für mich einen hohen Wert, weil er auch meine Interessen "versorgt". Die Differenz im Gehalt macht mir gar nichts aus, weil man auch hier in Deutschland mit sehr wenig Geld auskommen kann, wenn man den Mut hat, sich darauf einzulassen. Und da es in meiner "Freizeit" sehr gut läuft, stellt sich die Frage, ob ich nicht spätestens im nächsten Sommer den Schritt in die Selbständigkeit damit wage.
>Das erinnert mich an die Bilder aus Geschichtsbüchern aus den 20iger Jahren, auf denen Leute mit Schildern "Ich suche Arbeit, egal welche" abgebildet waren.
>Die ganze Darstellung des Arbeitsmarktes seitens der Medien, der Politik und der Wirtschaftsbosse kann doch nur zur Mutlosigkeit beim Einzelnen führen. Die Agentur, für die ich jahrelang tätig war, musste wegen "Misswirtschaft seitens der Geschäftsführung" zugemacht werden, 40 hochqualifizierte Leute standen innerhalb von 3 Monaten auf der Straße. Die 13 Kunden, die die Agentur betreute, natürlich auch. Interessant ist, dass 9 von den Kunden zu kleinen, "frischen" Agenturen gewechselt sind oder sich zu Netzwerken verschiedener Freiberufler hin orientiert haben.
>Krisenzeiten sind auch Gründerzeiten. Mut zum Risiko sollte man aber haben.
>Viele Grüße
>NLMDA
>