Re: Im

Geschrieben von berggeist am 26. Juni 2003 00:29:10:

Als Antwort auf: Im "Ersten" kam gerade ein Bericht über die USA, wonach... geschrieben von BBouvier am 26. Juni 2003 00:06:39:

hallo BB

dazu passt folgender artikel (aus 2002):

Friendly Fire heißt es in der amerikanischen Armee, wenn im Krieg auf die eigenen Leute geschossen wird. Zwei US-Kampfpiloten drohen wegen solcher Schüsse auf Verbündete hohe Haftstrafen.

Zwei amerikanische Kampfpiloten stehen wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Körperverletzung vor einem Militär-Gericht. Laut der Air Force ist es das erste Mal, dass ihre Piloten wegen eines Unfalls im Krieg eines Verbrechens angeklagt sind.
Die beiden Majore hatten am 17. April 2002 in Afghanistan mit ihrem F-16-Kampfflugzeug eine 200-Kilogramm-Bombe auf eine Einheit kanadischer Soldaten abgeworfen. Vier Soldaten starben, acht wurden verwundet.
Schwere Vorwürfe werden in der seit Mittwoch laufenden Anhörung gegen sie erhoben. Laut einem Commander der Air Force, der damals zur Einsatzleitung gehörte, haben sie mehrere für Angriffe ständig gültige Regeln verletzt. Es gebe strenge Normen, wie potenzielle Ziele zu identifizieren seien, bevor sie angegriffen werden dürften, schilderte Colonel Lawrensce Stutzrem laut einem Bericht der «New York Times».

Und gerade weil es in Afghanistan so schwierig gewesen sei, Freund von Feind zu unterscheiden, habe man diese Regeln sehr streng beachtet, sagte Stutzrem aus.
Zuerst müssten dazu genaue Koordinaten des Ziels vorliegen. Dann müsse das Ziel «positiv identifiziert» werden, schilderte Stutzrem. Es werde also festgestellt, ob es tatsächlich an den beschriebenen Koordinaten ein Ziel gibt. Schließlich, und das sei der langwierigste und wichtigste Prozess, werde das Ziel «zweifelsfrei» als Ziel identifiziert. Dazu gehöre, auszuschließen, dass es sich um amerikanische Soldaten, Sondereinheiten oder Zivilisten handele, die keine Bedrohung darstellen.

Die Piloten argumentieren, sie seien vom Boden aus angegriffen worden und hätten keine Chance gehabt, die Soldaten als Alliierte zu identifizieren. Systematische Kommunikations- und Koordinationsfehler hätten dies verhindert.
Stutzrem hatte den Funkverkehr während des Vorfalls mitgehört. Er sagte aus, er sei sehr verwundert gewesen, dass Major Harry Schmidt um die Erlaubnis gebeten habe, seine 20-Millimeter-Kanone abzufeuern. Nachdem ihm das zweimal untersagt worden sei, habe dann der zweite Pilot, Major William Umbach, gesagt, er sehe, dass Soldaten auf sie schießen. Anschließend habe er gefunkt, dass sie sich selbst verteidigen müssten und dann die Bombe abgeworfen.

Während der Anhörung wurden auch Bilder der Helm-Kameras der beiden Piloten und Bänder des Funkverkehrs abgespielt. Nichts an diesen Informationen rechtfertige einen Angriff, so Stutzrem. «Die Crew hatte die Situation vollständig unter Kontrolle», sagte er.

Laut den Anwälten ist die Wahrnehmung der Piloten jedoch korrekt. Die kanadischen Truppen hatten einen Granatwerfer abgefeuert, sie waren beim Nacht-Schießtraining. Die Piloten hätten, unter anderem da sie Nachtsichtgeräte trugen, dies als einen Angriff auf sich selbst erlebt.

Einer der Anwälte sagte außerdem bei der ersten Anhörung am Mittwoch, die Piloten hätten, um wach zu bleiben, Amphetamine genommen. Das könne ihre Konzentrationsfähigkeit massiv vermindern. Zur Einnahme solcher Mittel, auch «go pills» genannt, würden sie durch die Air Force angehalten. Weigerten sich die Piloten, dürften sie nicht fliegen.
Laut einer Air Force-Sprecherin ist die Einnahme freiwillig. Man wolle damit die Fähigkeit der Piloten, aufmerksam zu bleiben, unterstützen.

Bei einer Verurteilung drohen den beiden bis zu 64 Jahre Haft. Zu solchen Unfällen, dem so genannten Friendly Fire kommt es im Krieg immer wieder. Mehr als ein Dutzend Soldaten verloren die USA dadurch in Afghanistan, viele von ihnen durch fehlgelenkte Bomben.
Zum ersten und bisher einzigen Mal hatte es 1993 einen Prozess gegeben, in dem mehrere Menschen deswegen angeklagt waren. Damals hatten Kampfpiloten im Golfkrieg 1991 zwei der eigenen Black-Hawk-Hubschrauber abgeschossen. Sie wurden letztlich nicht zu einer Haftstrafe verurteilt, sondern nur gerügt. Ein Einsatzoffizier, der den Schießbefehl gegeben hatte, wurde verurteilt, jedoch 1994 von allen Vorwürfen freigesprochen. (nz)


gruß
berggeist


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