Es bleibt schwierig
Geschrieben von Elias am 24. November 2000 15:48:36:
Als Antwort auf: Die einfachste aller Ethiken - die Goldene Regel geschrieben von franke43 am 24. November 2000 14:49:50:
Ja, das ist wirklich eine interessante Grundlage! Eben weil damit das Prinzip Anwendbarkeit auch auf andere begründet wird. Bei Kant klingt das alles viel komplizierter, meint aber das gleiche.
Doch jetzt kommen gleich die Probleme: Baue hierauf eine Ethik für alle Lebenslagen auf. Nehmen wir das Thema "Strafe". Ich will nicht betraft werden, also darf ich auch nicht bestrafen (Richtet nicht, auf das ihr nicht gerichtet werdet). Ein System mit Strafe wiederspricht also dieser Grundregel. (Ein interessnter Aspekt für alle, die Angst vor höllischen Strafen haben.) Also was dann? Wie verhindert man in einem solchen System Verbrechen? Oder noch allgemeiner: Wie begrenzt man die Nutzung persönlicher Vorteile zu Lasten anderer? Wieviel Egoismus (Nutzung persönlicher Vorteile)ist erlaubt? Wenn wir nämlich Egousmus verbieten, dann kommen wir in das Problem: Wenn ich nicht will, daß man mir meinen Egoismus verbietet, dann darf ich auch keinem anderen seinen Egoismus verbieten. Hier hebelt sich das System selber aus.
Das ist natürlich kein Grund das Grundprinzip zu verwerfen. Man muß es nur begründet einschränken, erweitern und spezifizieren. Eine wichtige Komponente wäre also eine Abwäge-Regel. Welche Freiheiten muß ich wie beschränken in Abwägung zu anderen Freiheiten. Freiheit ist eben auch die Freiheit des anderen.
Welches Recht habe ich ein Tier oder eine Pflanze zu essen, einem Tier oder einer Pflanze den Lebensraum zu nehmen, meinen Nachkommen eine geplünderte Erde zu hinterlassen? Wenn wir allen anderen alle Rechte zugestehen, weil wir sie selbst auch nicht genommen bekommen wollen, dann würden wir selbst auch nicht mehr leben können.
Auch bei einem Totkranken gibt es das Problem der Abwägung. Retten oder sterben lassen. Mit immer noch mehr Aufwand kann man immer noch mehr Menschen retten. Wenn ich will, daß man für mich alles Mögliche unternimmt, dann muß ich das auch jedem anderen zugestehen. Doch damit explodieren die Kosten der Rettungsdienste. Auch hier wäre sicher eine Grenze sinnvoll, bzw. eine Abwägung wieviel Geld man für Rettungsdienste bereit ist auszugeben.
Aber treffen alle Menschen diese Abwägungen gleich?