(Nicht nur) @TSoL: Der Beweis - Die Prophezeiungen Jeanne d'Arc's
Geschrieben von Swissman am 07. Juni 2003 02:38:36:
Hallo TSoL,
Da Du beharrlich nach Beweisen für die Existenz des Phänomens Prophezeiungen verlangst, hatte ich bereits vor einigen Tagen einen Link zu einem meiner früheren Beiträge gesetzt, der sich mit Jeanne d'Arc befasste. Leider hast Du darauf überhaupt nicht reagiert - sei es, dass Du den Hinweis übersehen hast, sei es, dass Du keine Gegenargumente hattest, dies aber auch nicht so ohne weiteres zugeben wolltest.
Ich unternehme daher (auch auf die Gefahr hin, dass es den einen oder anderen allmählich langweilen mag *g*) einen neuen Anlauf:
Die Heilige Jeanne d'Arc hat eine ganze Anzahl von Prophezeiungen ausgesprochen, die sich auch alle erfüllt haben. Ich zitiere an dieser Stelle einen Beitrag, den ich bereits früher zu diesem Thema geschrieben hatte, in tot:
"- In Vaucouleurs sagte sie zu Robert de Baudricourt, dass sie zum Dauphin müsse, der ihr die Führung seines Heeres anvertrauen werde. Es sei ihre Bestimmung, die Engländer aus Frankreich zu vertreiben und den Dauphin in Reims zu krönen. All dies würde "nächstes Jahr" passieren, und so traf es auch ein.
- Als sie beim Dauphin vorgelassen wurde, tauschte dieser seine Kleidung mit einem Diener, dem er befahl, sich als Dauphin auszugeben - trotzdem erkannte sie den richtigen Dauphin auf Anhieb (mir scheint, ich sollte die Gelegenheit nutzen, ein verbreitetes Missverständnis aufzuklären: Der Dauphin wollte sich damit nämlich nicht über Johanna lustig machen, sondern sie prüfen - er hatte nämlich, laut Johannas Aussage im Prozess, selbst Visionen empfangen, in denen ihm ihr Erscheinen angekündet wurde).
- In Chinon schickte sie einen Waffenschmied aus, der in der Kirche von Sainte Catherine de Fierbois an einer bestimmten Stelle hinter dem Altar graben sollte, wo er ein Schwert finden würde. Dieses Schwert begleitete Jeanne d'Arc während ihres Feldzuges.
- Sie kannte Art, Umstände und Datum ihrer ersten schweren Verwundung bereits einen Monat vorher, was drei Wochen vor Eintreffen beurkundet wurde. Als der Tag gekommen war, erinnerte sie die Offiziere nochmals daran, dass sie in der kommenden Schlacht verwundet werde - wie vorhergesagt, wurde sie von einem englischen Pfeil in die Schulter getroffen, als sie vor der Bastion Les Toureilles eine Sturmleiter bestieg.
- In Tours sagte sie voraus, dass ihre militärische Laufbahn innerhalb eines Jahres enden würde.
- Im März 1431 sagte sie aus, dass sie innert drei Monaten zur Märtyrerin werde - am 30. Mai wurde sie verbrannt.
- Wie aus den erhaltenen Prozessakten hervorgeht, sagte sie (1431) zweimal voraus, dass Burgund die Oberhoheit des Königs von Frankreich anerkennen, und dass Paris fallen würde. Dies sollte innert sieben Jahren eintreffen. - Die Burgunder unterwarfen sich 1435, Paris fiel ein Jahr später!"
Diese sind ausgezeichnet dokumentiert - Jeanne d'Arc gilt wird von den Historikern allgemein als die wohl mit Abstand am besten dokumentierte geschichtliche Persönlichkeit des europäischen Mittelalters angesehen.
Bis heute ist eine wahre Fülle von Dokumenten erhalten geblieben: Briefe, die sie selbst verfasst hat, Briefe von Menschen, die ihr begegnet sind, Memoiren von Zeitzeugen ("Chroniques des ducs d'Alençon", von Perceval de Cagny, der an ihren Feldzügen teilgenommen hatte; "Chronique de Charles VII" von Jean Chartier, Bruder des Sekretärs Karl VII.), vor allem aber auch die Akten des Prozesses, der zu ihrer Verbrennung führte sowie des Rehabilitationsprozesses.
In den Akten des ersten Prozesses kommt, neben ihren Richtern, naturgemäss in erster Linie sie selbst zu Wort, während im Rehabilitationsprozess buchstäblich jeder noch Lebende, der irgendwann mit Jeanne Kontakt gehabt hatte einvernommen wurde.
Bedeutsam für die Beweisführung ist überdies, dass Jeanne einen Teil der überlieferten Prophezeiungen im Rahmen des ersten Prozesses macht - diese Akten jedoch sind sogar doppelt vorhanden: Einmal im Original in Rouen (welches zum Zeitpunkt des Prozesses englisch besetzt war), und noch einmal in Form einer vollständigen Abschrift, die man an die vorgesetzten Stellen in England geschickt hatte (eine Zusammenfassung wurde zudem an die Universität Paris zur Prüfung geschickt).
Von erheblicher Bedeutung ist dies insofern, als Du nicht behaupten kannst, die Franzosen hätten die Akten wohl nachträglich "frisiert", um Jeanne in günstigerem Licht erscheinen zu lassen - wie bereits erwähnt befindet sich nämlich in England eine vollständige Kopie, die in ihrem Wortlaut identisch mit den Akten in Rouen ist.
Die Engländer, als Jeannes erklärte Todfeinde, hatten jedoch, aus nachvollziehbaren Gründen, nicht das geringste Interesse daran, die Akten zu Jeannes Gunsten abzuändern - im Gegenteil! Die Tatsache, dass beide Aktensätze identisch sind, ist ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass die erhaltenen Akten authentisch sind, Woraus unweigerlich folgt, dass die darin enthaltenen Prophezeiungen gleichfalls authentisch sein müssen.
In höchstem Masse erstaunlich ist dabei, dass Jeanne von ihren englischen Richtern tatsächlich am 30. Mai 1431 auf den Scheiterhaufen geschickt wurde - obwohl sie selbst gut zwei Monate vorher zu Protokoll gegeben hatte, sie würde innert drei Monaten den Märtyrertod sterben. Eigentlich würde man ja eher erwarten, dass Cauchon in der Folge versucht hätte, das Verfahren um mehr als die drei prophezeiten Monate in die Länge zu ziehen, um Belastungsmaterial zu gewinnen und sie gegenüber der Öffentlichkeit als Lügenprophetin vorführen zu können...
Ein weiteres unschätzbares Dokument liegt in Form eines Briefes vor, den ein Sire de Rotslaer mit Datum vom 22. April 1429 an seine Vorgesetzten in Brüssel abschickte: Darin schreibt er, dass Jeanne prophezeit hatte, "sie würde Orléans retten und die Engländer zwingen, die Belagerung abzubrechen, sie selbst würde in einem Gefecht vor Orléans durch einen Pfeil verwundet werden, daran aber nicht sterben und im Laufe des kommenden Sommers würde der König in Reims gekrönt werden, sowie andere Dinge, die der König geheim hält."
Dazu ist zu sagen, dass Jeanne und die Armee Blois erst am 28. April 1429 in Richtung Orléans verliessen, wo sie zwei Tage später eintrafen. Am 7. Mai wurde Jeanne beim Sturm auf die wichtige englische Schlüsselstellung Les Tourelles von einem Pfeil in die Schulter getroffen woraufhin die englischen Truppen die Belagerung am 8. Mai abbrachen.
Die Beweislast ist in diesem Fall erdrückend, und kann auch von einem eingefleischten Skeptiker wie Dir vernüftigerweise nicht negiert werden.
mfG,
Swissman
- Re: (Nicht nur) @TSoL: Der Beweis - Die Prophezeiungen Jeanne d'Arc's TSoL 08.6.2003 15:01 (0)