Re: Reise zurück ins 21. Jahrhundert....
Geschrieben von Bine am 06. Juni 2003 19:29:59:
Als Antwort auf: Re: Reise zurück ins 21. Jahrhundert.... geschrieben von Artemis am 05. Juni 2003 15:04:29:
Hallöle Artemis!
>der Film, von dem ich sprach, ist, wenn mich nicht alles täuscht, aus den 70er Jahren...den Film, den Du erwähnst, kenne ich auch (mit Christopher Lambert, glaube ich).
Muss ich mal sehen, ob den wer auf Video hat bzw. obs den in der Videothek gibt.
>In puncto Türkei, kann ich nicht mitreden - da war ich noch nie. Mag sein, dass es in Europa noch schlimmere Zustände gibt als bei uns und mag auch sein, dass es auch außerhalb Europas noch schlimmer zugeht. Was mich hier erschreckt, ist die Rücksichtslosigkeit, die sich eingebürgert hat.
Gerade um die gehts mir ja, Artemiss. Indem daß in Ländern über die hiesige geschimpft wird heißt das noch lange nicht, daß die die nicht noch viel schlimmer haben. Gerade in den südamerikanischen Ländern ist doch ein menschenleben gar nichts wert, shau Dir doch nur einmal die vielen Strassenkinder an. Die Kinderprostituion und den Organhandel und und und. Sicherlich ist hier auch viel Kacke am Dampfen, aber Du kannst hier Deine Kinder noch eiigermaßen alleine auf die Straße lassen, bist Du Dir sicher, daß das in solchen Ländern auch geht ? Da würde ich aber lieber mal genau nahforschen. Ich bin jetzt überfragt, wir das in Paraguay läuft aber ich gleube mich zu erinnern, das eben dieses Land bei AI auf der Liste steht ? Irre ich mich da ? Und wenn ich mich nicht irre, ist das ein Zeichen besonderer Rücksichtnahme und einer gesunden Mentalität, auf so einer Liste zu stehen ? Kannst Du da Deinen Mund aufmachen ohne Gefahr zu laufen irgendwo einfah zu verschwinden ? Wie gesagt, in Punktp Südamerika und so kenne ich mich jetzt zu wenig aus, jedoch lese ich doch ab und zu mal den Spiegel ;-)))auch wenns nur ne Illustrierte ist)
Was ich schlichtweg widerlich finde, sind die Überlegungen, die schon jetzt angestrengt (und auch noch ungeniert laut ausgesprochen werden), wie künftig mit unseren älteren Herrschaften "verfahren" werden soll.
Wie gesagt ich kann es mir nicht vorstellen, daß so etwas nun tatsächlich durchkommt. Wenn ja, dann würde es hier mit Sicherheit einen Aufstand geben, denn da wären ja wohl die meisten Leute dagegen, und hier haben wir sogar doch noch die Möglichkeit so etwas zu verhindern. In anderen Ländern (meines Wissens speziell im südamerikanischen Raum) ist Todesstrafe immer noch eine grausame Alltäglichkeit, das ist genauso schlimm, aber die Leute da sehen es als selbstverständlich an, so normal sind für diese Leute derlei Grausamkeiten. Also kanns da nicht so toll sein. Stell Dir mal vor, bei uns würde in der Bildzeitung stehen, mit großen blutigroten Lettern: "Todesstrafe wieder eingeführt" Was meinst Du, was da los wäre. Oder "in deutschen Geängnissen ist schwere Folter an der Tagesordung" oder "in Zukunft können Menschen ohne Angabe von Gründen bis zu 90 Tagen in Haft gehalten werden". Das ist Alltag in anderen Ländern. Verstehst Du, was ich sagen will ? In vielen Ländern ist Grausamkeit bereits so sehr Alltag, daß Rücksichtslosigkeit schon gar nicht mehr auffällt. Bedeutet aber deshalb noch lange nicht, daß es sie nicht gibt.
Das ist aber auch nur die Spitze des Eisbergs. In den letzten 15 Jahren habe ich hier so viel erlebt - das reicht mir für den Rest des Lebens. Daher kann ich Dir versichern: es ist ein Trugschluß, dass Menschenleben hierzulande geachtet würden.
Das ist ein globales Problem denke ich mal. Um das auf hier zu begrenzen habe ich schon viel zu viel erlebt und gesehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man hier wenigstens noch meckern darf, wo anders darf man nicht einmal mehr das.
Für meinen Mann und mich steht fest, dass für uns persönlich das Leben hier nicht mehr erträglich und lebenswert ist. Unsere neue auserkorene Heimat ist Paraguay und wir arbeiten bereits hart daran so bald wie möglich dort hinzugelangen. :-)
Ich wünsche Euch wirklich, daß Ihr da Euer Glück findet. Wir wollten auch weg von hier. Gott sei Dank haben wir uns vorher erkundigt, wie es wo anders (eben respektive Türkei) aussieht. Und ich meine ganz bestimmt nicht den pekuniären Part, der war uns egal, im Gegenteil, wir hätten in der Türkei ganz andes Möglichkeiten diesbezüglich. Nur kann ich es schon nicht ertragen, wenn ich in ner Luxusburg sitze und nebenan spielen die Kinder in der Syphe gleich neben den verwesenden Strassentieren und keiner schert sich drum.
"Meine Ableger bekommen nur das Beste, weil ich kanns mir ja schließlich leisten "(das wäre jetzt so in etwa die Handhabungen in den Drittweltländern)das fördert meiner Meinung nach auch nicht unbedingt die moralische Entwicklung der Kinder, denn die werden sich als elitär fühlen und sich auch dementsprechend verhalten. Entweder mal lebt dann wirklich nach den vor Ort herrschenden Bedingungen, oder man läßt es, denn dann wäre man genau das, was Du anprangerst, rücksichtslos und nicht integrationswillig. Und das schließt das Annehmen der Lebensbedingungen in der neuen Heimat mit ein. Das ist jedenfalls meine Meinung dazu.
>Sippenzwang hört sich übrigens schlimm an - ein merkwürdiges Wort...
es ist genauso gemeint, wie ich es schrieb. Der Zwang das zu tun, was die Sippe fordert. Ich habe bereits weiter unten geschrieben, daß es sich hier um Machtspielchen handelt. Da wird sich eingemischt, wen wann mit wem wohin geht, wer wen heiraten darf und wer nicht, wer ausgestoßen wird, wer angenommen wird, und jeder hat sich zu fügen. Das ist von einem freien wahren Zusammenhalt und von echter Fürsorge weit entfernt. Ich könnte hier Beispiele genug anführen, dies würde jedoch den Rahmen des Forums weiter strapazieren, als es mit diesem Thread eh schon der Fall ist (sorry an der Stelle Johannes, aber vielleicht ists doch nicht ganz so unwichtig, weils ja ums Auswandern geht)
ich sehe die Sache so: meine Mutter ist z.B. jetzt 63 Jahre alt, ich bin der einzige Mensch auf der Welt den sie noch hat, ich könnte es überhaupt nicht übers Herz bringen, sie in irgendein Heim abzuschieben.
Du siehst das etwas sehr rosarot. Vielleicht hast Du den Vorteil, daß Du zu Hause bleiben kannst. Es gibt Fälle, wo Dir nichts anderes übrig bleiben wird, als auf die Möglichkeit eines Heimes zurückzugreifen. Ich denke im Falle einers normalen Alterungsprozesses ebenso wie Du. Bloooo?: Wie siehts aus, wenn Deine Mutter mal ein Vollpflegefall wird ? Dementia praecox oder so ? Das kannst Du gar nicht alleine, es sei denn Du hast wirklich so viel Geld um Dir die ganzen Gerätshaften etc. was zur Vollpflege nörig wäre ins Haus zu holen, von den enormen täglichen Anstrengungen mal abgesehen (und ich rede hier nicht nur von Windelwechseln und Füttern)Übrigens sind auch Altenheime keine Geängnisse und man kann die alten Menschen da sogar beuchen ;-)) Hier kommt es denke ich mal in ester Linie darauf an, wie Heim und Angehörige zusammenarbeiten. Übrigens ist 63 überhauüt kein Alter, Deine Mutter ist ja noch gar nicht alt, warte mal noch 20 Jahre, dann ist sie alt :-))
Meine Mutter hat übrigens Alzheimer und wir haben überlegt, was wir nun tun sollen ohne ihre Wünsche zu ignorieren, sie möchte nämlich am Liebsten in ihrer eigenen Wohnung wohnen bleiben, was auf Dauer aber nicht machbar ist. Sie möchte zum Beispiel zu niemandem von uns gehen, obwohl sie zu jedem von uns könnte und wir ein sehr gutes Verhältnis haben zu ihr und sie zu uns. Gerade deswegen möchte sie es nicht. Auch ich habe gesagt, daß es für mich eine Selbstverständlichkeit wäre, sie zu mir zu holen. Alledings wird sie eines Tages in ein Heim müssen, einfach, weil wir uns das nicht leisten können, das können sich die wenigsten Leute hier. Und hier gibt es eben Pflegeheime. In anderen Ländern gibt es die nicht, ich mag nicht dran denken, was da mir solchen kranken alten Menschen passiert.
Was andere Menschen machen, darüber erlaube ich mir kein Urteil - für mich steht fest: wir sind und bleiben eine Familie (oder auch Sippe :-)), da ist einer für den anderen da.
Ich erkenne hier schon die Ironie, Artemis. Ich meinte mit Sippenzwang das, was dahinter stehen kann (und in den Fällen, die ich kenne eben auch tut) nämlich Zwang. Wenn Du Deine Mutter bei Dir hast, dann nenne ich das noch lange nicht Sippe(nzwang) bei einer Sippe hast Du die gesamte Mischpoke aufm Hals, auch die, die Du nicht leiden kannst, in der Regel handelt es sich hier um einige`zig Leute, davon rede ich, da sind. Und da steht Zwang dahinter, aber vom Feinsten. Und auch ich bin der Meinung, jeder solls so handhaben wie ers mag, allerdings tun mir eben auch die Leute leid, die unter so einem Sippenzwang zu leiden haben und das sind sehr viele.
>Wäre schön, wenn dieses Zusammengehörigkeitsgefühl eine Renaissance erleben würde, das könnte m.E. vieles "heilen".
Ja, wenn es von Herzen kommt und echt ist. Wenn man die Wahl hat, wen man zur Familie zählen möchte (dazu gehört auch die Wahlfamilie wie Freunde und Bekannte) dann gehe ich damit gerne konform. Wenn es allerdings so ausartet, daß Blut dicker als Schlamm ist.... nein Danke, das kenne ich zur Genüge und das finde ich noch schlimmer als Gleichgültigkeit, da hier oft blanker Hass dominiert.
Liebe Grüße
Bine