Ich freue mich auf die Geister dieses Ortes!

Geschrieben von Salim am 03. Juni 2003 02:32:01:

Als Antwort auf: Re: Danke, indes gilt hier wohl: "si non e vero e multo ben truvato." (o.T.) geschrieben von bonihopi am 02. Juni 2003 23:54:36:

>Salim, kannst Du mir das ins Schwäbische übersetzen?
>(übrigens: der Hohenstaufen liegt ganz in meiner Nähe!)

Nein, kann ich nicht. Ich bin kein Schwabe, und ich kann auch kein Schwäbisch (mit Ausnahme "des het noi werth ghet" oder so ähnlich", aus tübinger Zeit). Ich komme aus dem Kohlenpott. Aus Essen. Genauer, aus Essen-Borbeck. Noch genauer von dort, wo sich in Essen-Borbeck die Schloßstraße mit der Glühstraße kreuzt. Auch wenn ich das erste Jahr meines Lebens im Schwarzwald verbracht habe und dort seit so 17 Jahren lebe, zieht es mich doch immer in Gedanken an den Ort, wo ich die ersten sieben (minus 1) Jahre meines Lebens verbracht habe. Ich habe die Absicht, am nächsten Tag der Wiederkehr meiner Geburt auch am Ort ihrer zu sein. Bislang hatte ich das Sonnenjahr zugrundegelegt. Es wäre aber wohl von ganz anderem Geschmack, wenn ich die Jährung meines Geburtstages am wirkliche Monate enthaltenden Islamischen Kalender ausrichtete. Da hat ja jeder Monat eine richtige Bedeutung und Farbigkeit, auch in Hinblick auf menschheitsgeschichtlich-spirituelle Ereignisse, deren Wiederkehr so eine andere Art von Sinn erhält als den des Ablaufs der Natur im (christlichen) Sonnenjahr (dessen mögliche Tiefe hier nicht bestritten wird) und damit auch ein ganz anderes Erlebnis der Gegenwart von allem und überhaupt der Zeit selbst und der Lebenszeit.

Na ja, zum Schwäbischen: Auch wenn ich einen Freund hab, der ein Schwabe ist, schlägt mein Herz doch eher für das Alemannische bzw. Badische. Wenn ich eine Märchenerzählung vertonen sollte, würde ich wahrscheinlich Sprecher mit deutlich badischem Akzent bevor zugen.

Aber mir gefällt auch das Preißische, bin ja Kant-Fan,und der "Geeeige wie wenn weeeeint eeeiner". Ich finde auch, daß das Oberste Prinzip aller synthetischen Urteile a priori unbedingt auf preißisch und in preisischem Swing vorgetragen zu werden verdient.

Seit der letzten Buchmesse in Leipzig liebe ich das Sächsisch. Ich suche eine sächsische Fassung des Ami-Hits "Working for the Yankee-Dollar", die ich vor jahren mal gehört habe, vorgetragen von zwei Sächsinnen. Das war Spitzenklasse gewesen. - Weiß einer zufällig, was das gewesen sein könnte?

Aber: Nichts geht über einen Krimi der neueren Klasse im Kohlenpott-Akzent. Die Leute aus dem Ruhrgebiet, wie man auch sagen kann, sind mir eigentlich die liebsten und die vertrautesten. Das sind ehrliche und einfache Leute. Zu denen gehöre ich, al-hamdulillah!

Ich bin glücklich, mit geschärftem Blick auf die Schönheit der Gegenwart dessen, der uns geschaffen hat, uns liebt und nach uns sieht, einmal wieder in die Heimat zu kommen. Dessen, der gesagt hat: "Himmel und Erde umfassen mich nicht, das Herz meines Dieners aber umfaßt mich." Dessen, der auch gesagt hat: "Ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden. deshalb erschuf ich die Welt." Dessen, der auch gesagt hat: "Wenn nicht in staubigen Behausungen gering geachtete Leute meinen Namen preisen würden, ich hätte die ganze Welt schon längst hinweggewischt."

Ich freue mich darauf, so Gott will, die Geister des Ortes wiederzutreffen, die mich eine besondere und eine besonders glückliche Zeit meines Lebens begleitet hatten. Was die Leute in diesem Forum nicht zu verstehen scheinen, ist, daß - ja, wie soll ich das sagen? - einfache ehrliche Leute immer schon eine so einfache und klare eine unendlich schöne und süße Religion gehabt haben wie den Glauben.

Einem rotbärtigen Scheikh mit Turban und Lederhose aus dem Badenlande war von einem tibetischen Meister vor Jahren einmal gesagt worden. "In der Endzeit gibt es nur noch eine Religion. Und das ist die, in der man fünfmal am Tage betet." Und seit dem Auftreten jenes wunderbaren Mannes gibt es nur noch eine wahre Religion.

Kann ich vermuten, daß du Schwabe bist? Nein, das kann ich nicht. Denn ein Schwabe würde einen aus dem Schwarzwald niemals auffordern, Schwäbisch zu schwätzen, nicht wahr. Oder doch, wo liegt denn Hohenstaufen?

Das Beste,
Salim


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