Re: Um das alles etwas aufzudröseln...

Geschrieben von BBouvier am 02. Juni 2003 21:31:19:

Als Antwort auf: Um das alles etwas aufzudröseln... geschrieben von Badland Warrior am 02. Juni 2003 06:36:51:

Lieber Baddy!

Heute morgen war ich noch auf dem Weg zur Arbeit und habe Dein grundsätzliches Essay, Prophs betreffend, nur zügig lesen können.
Jetzt habe ich das nochmal gründlich und mit dem selben Vergnügen und intellektuellem Genuss wiederholt.
Ich habe da ja schon viel gelesen, aber seine solche klare Durchdringung des Phänomens noch nicht.
Meine tief empfundende Hochachtung und mein Respekt!
Ich frag mich schon fast, wie einer sowas nur hinkriegen mag!

Herzlich, Dein

BB


>Lieber BBouvier!
>Prophezeiungskriterien
>Was ist eine echte Prophezeiung und was nicht? Was sind Visionen? Was sind die Gesetzmäßigkeiten dahinter?
>"Eine Prophetie ist in der Regel eine sachliche Aussage, die sich nur auf sich selbst bezieht bzw. vielleicht auf das direkte Umfeld, in der sie entstanden ist - und keine neue Heilslehre. Bei Religion geht es dagegen mehr um eine Heilslehre und eine neue Hoffnung, egal wie wahrscheinlich die sein mag." (Johannes, der Forenmaster)
>Was ist eine Prophezeiung, und wie unterscheidet man eine echte von einer falschen? Eine Prophezeiung ist eine Aussage, die Zukunft betreffend, welche ausgehend von bestimmten Grundlagen (das JETZT) zu einer Aussage, betreffend der Zukunft kommt. In dieser Bedeutung ist Prophezeiung der Ober- oder Sammelbegriff für eigentliche Prophezeiungen (Siehe auch "Naawi und Propheten"), Gesichte/Visionen, Prognosen, Erkenntnisse aus dem Umgang mit der Anderswelt (bei Schamanen), Channelings.
>Erstens: Eine Aussage kann nur von einer Person gemacht werden oder worden sein, deren Existenz nachweisbar ist, also einer lebenden oder toten Person. Eine tote Person kann natürlich keine Voraussage machen, aber gemacht haben zu Lebzeiten, sodaß sie mündlich, später schriftlich tradiert (überliefert) wurde und noch wird. Einfaches Beispiel: Donald Duck kann keine Prophezeiungen machen als Person, da sie fiktiv ist. Es kann aber sehr wohl ein Zeichner Visionen oder Prophezeiungen machen oder dies zu Papier bringen. Letzteres geschehen im Clever& Smart Jubiläumsband von 1996, wo eindeutig auf Seite 118 auf die Sache mit dem WTC angespielt wird in mehrfacher Hinsicht. Es sind dort ein Elefant ("Jumbo") auf dem WTC zu sehen, sowie ein Flugzeug (Passagiermaschine!), die in das WTC gerast ist. Also zwei Jumbos und das WTC. Und die Aussage "Ganz Amerika war live." (War live! = Englisch für Krieg aktuell, lebendig, lebensnah)
>Diese Aussagen haben einen Bezug zum Erfahrungsraum der jeweiligen Person. Das heißt, im Rahmen der Realitätslandkarte jener Person werden Dinge, die nicht anders erklärt werden können, mit Begriffen aus der jeweiligen Erfahrungswelt beschrieben. Spätere Generationen können aufgrund von Weiterentwicklung im technischen und anderen Bereich diese Aussagen dann in ihrer Erfahrungswelt deuten. Beispiele: "Stählerne Schlange", bei den Hopi als Bezeichnung für Eisenbahnlinien; "Fliegende Schiffe, die giftige Pfeile abschießen.", bei einem Seher aus dem Mittelalter für Kriegsflugzeuge oder Helikopter.
>Prophezeiungen ist gemein, daß sie Situationen oder Ereignisse beschreiben, die noch nicht eingetroffen sind. Das Gleiche gilt für "Visionen" oder "Gesichte".
>Ein Prophet im heutigen Sinne des Wortes (eigentlich "Naawi") unterscheidet sich von einem Seher durch eine moralische Komponente. Er wird sagen: "Wenn ihr (nicht) das und das tut, wird sich das und das ereignen." Das Geschehen ist also auch noch an Vorbedingungen geknüpft und kann auch ausfallen. Ich nenne das Zukunftssicht mit Unschärfefaktor. Der Seher dagegen sieht nur, verbindet damit aber keine moralische oder ethische Wertung, mit Ausnahme dessen, daß er das, was er sieht, kommentiert. ("Die Bauernsleut werden sich kleiden wie die Städter und die Städter wie die Narren"). Und was ein Seher sieht, ist nicht an Vorbedingungen geknüpft, sondern WIRD passieren. Oder er ist kein Seher. Wenn ein Seher sagt, dass dies und jenes passieren wird, dann kann man sich auf den Kopf stellen, mit den Zehen wackeln und den Song der "Las Ketchups" singen, es wird trotzdem passieren. Da nutzt auch kein Buße tun, oder sich mit nassen Handtüchern geißeln.
>Eine Prophezeiung kann immanent einer Überlieferung angehören, so Texte aus den Veden, dem Buch der Hopi, etc., und sogar kanonisch, also als in einer Weise als zu einem Glauben zugehörig angesehen sein, muss aber nicht.
>Eine Vision kann aber auch aus einem kulturellen Hintergrund heraus geschehen, ohne daß dogmatische Verbindlichkeit daraus abgeleitet wird, also religiöse Unbedingtheit als Lehrfunktion für eine bestimmte Religion daran geknüpft ist. Dazu gehört z. B. Irlmaier.
>Prophezeiungen und Gesichte haben gemeinsam, daß Personen etwas sehen, und zwar voraussehen. Das kann dergestalt sein, daß Einblendungen geschehen und Personen vor sich etwas wie auf einem Bildschirm ablaufen sehen, bzw. in eine Situation hineinblicken, oder daß sie in einer Situation, die noch nicht geschehen ist, teilnehmen.
>Eine Prophezeiung wird sich auch an das, was gegeben ist, anlehnen, nicht nur zur Umschreibung dessen, was dort im Gesehenen geschieht, sondern auch in dem, WAS geschieht. Das heißt, es werden nur Dinge gesehen, die in der einen oder anderen Weise tatsächlich möglich sind. Das bedeutet, daß z. B. bestimmte Auslegungsmöglichkeiten anhand von FAKTEN gegeben sind. Beispiele: Was kann die Russen veranlassen, bei uns einzumarschieren? Welche Waffe kann die gelbe Todeslinie hervorrufen? Welche Entwicklungen sind denkbar, um den von Sehern und Propheten vorausgesehenen Bürgerkrieg hervorzurufen?
>Anderes Beispiel: Wir haben eine Erde, verortet in einem Bereich von Raum und Zeit, kartographiert, geologisch untersucht, mit verschiedenen Volksgruppen und Sprachen, auf einem gewissen Abstand zur Sonne. Auf dieser Erde herrschen gewisse physikalische Gesetzmäßigkeiten, z. B. bestimmte Schmelz-oder Erstarrungspunkte für bestimmte Materialien, miteinander vernetzte ökologische Kreisläufe, bestimmte medizinische und biologische Gegebenheiten für die Lebensformen, etc.
>Daher kann eine Voraussage über plötzlich mehrere Erden schon vom Astrophysikalischem Standpunkt nicht gehalten werden. Ebensowenig die Theorie, daß alle Lebewesen plötzlich zu Grasfressern mutieren würden, praktisch über Nacht. Dazu wären größere evolutionäre Zeiträume nötig. Das derzeitige Gesamtsystem Gaia würde aber durch sowas ökologisch zusammenbrechen und es ist auch medizinisch-biologisch einfach nicht möglich, so von hier auf jetzt. Es werden auch keine kleinen grünen Gnurrs aus dem Holz kommen und uns die Textilien wegfressen, wenn es keine kleinen grünen Gnurrs gibt (Anspielung auf die "Schimmelhorn"-Bücher von Reginald Bretnor). Es werden keine Dinge vorausgesagt von Propheten und Sehern, die de facto unmöglich sind, höchstens solche, die zur Zeit der Bekanntgabe nicht nachvollziehbar sind.
>Das heißt: Prophezeiungen und Visionen müssen so erklärbar sein, daß sie auch im Rahmen des vorhandenen Wissens tatsächlich möglich sind. Das bedeutet zumindest hypothetische Verifizierbarkeit (Faktor Alpha). Diese ist nicht möglich, wenn zuviele Gegebenheiten außer Acht gelassen würden. Daraus läßt sich eine Falsifizierbarkeit ableiten.
>Ein anderer Ansatz ist, Prophezeiungen und Gesichte abzugleichen, untereinander, aber auch mit Quelle X. Was das für eine Quelle ist, darauf komme ich gleich zu sprechen.
>Haben verschiedene Personen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten im Wesentlichen deckungsgleiche Gesichte oder Prophezeiungen, ohne daß sie vom anderen oder dessen Prophezeiungen oder Gesichte hörten, besteht die hypothetische Möglichkeit, daß sie unabhängig voneinander die selbe Quelle angezapft haben. Daraus folgt, daß die Gegebenheit der Verwirklichung besteht, wenn Faktor Alpha gegeben ist.
>Wenn also Prophezeihung 1 ähnlich Gesicht 2 gleich Prophezeihung 3 ist, im Rahmen von Faktor Alpha, dann besteht die Annahme einer Verwirklichung. Dieses heißt: Echtheit ist möglich.
>Quelle X ist die Information von seherisch begabten Leuten, welche sporadisch oder oft Gesichte haben, damit aber nicht hausieren gehen. Gesetzt den Fall, daß sie von den Prophezeiungen und Gesichten der anderen nicht wissen, aber deckungsgleiche Dinge sehen oder Faktoren, welche sich in den Nenner der Prophezeiungen und Gesichte einfügen, kann man zwar keine Verifizierbarkeit annehmen, aber es ist ein weiteres Indiz. Dies natürlich nur, wenn Faktor Alpha zum Tragen kommt.
>Wichtig ist in allen Fällen die Verifizierbarkeit der Quelle. Das heißt: Eine Person Y muß bestimmte in der Zukunft liegende Dinge sehen, welche sich mit anderen Prophezeiungen und Gesichten im gemeinsamen Nenner decken und erklärbar sind. Widersprechen Visionen oder andere Aussagen die Zukunft betreffend dem Pool an Informationen und ihrem gemeinsamen Nenner, aber auch der Verifizierbarkeit, so ist die Möglichkeit der Echtheit dieser neuen Aussagen zweifelhaft.
>Channeling in welcher Form auch immer ist aber eine unsichere Methode, ebenso wie Spiritismus an sich. Hier kommt die Psychologie zum Tragen. Handelt es sich um eine unzufriedene Person, welche ihr Ego dadurch kompensiert, indem phantastische Vorstellungen oder Wahnhalluzinationen als Erkenntnis einer unsichtbaren Wesenheit ausgegeben werden? Dann kann durchaus von einer Person am Rande des Wahnsinns ausgegangen werden, welche aber per definitionem nicht in der Lage ist, zu prophezeien oder Gesichte zu haben. Alle historisch beweisbaren Leute und noch lebende Seher stehen nämlich mitten im Leben und sind oft mehr als bodenständige Leute.
>Werden dann von dieser Person sogar Behauptungen aufgestellt, welche allen Naturgesetzen Hohn sprechen, nachweislich falsch sind oder zumindest derartig hochhypothetisch, daß es keinerlei Anhaltspunkt für die Ableitung eines Indizes zur Verifizierbarkeit gibt (oder keinerlei Deckungsgleichheit mit anderen Prophezeiungen und Faktor Alpha gegeben ist), kann von einer falschen Prophezeiung oder Vision ausgegangen werden. Erst recht, wenn die vorausgesagten Dinge nicht eintreffen oder an ein Datum gekoppelt sind und dann nicht eintreffen, siehe Stefan Parlow oder Nancy.
>Eine Prophezeiung muß also folgende Faktoren enthalten: Faktor Alpha: Erklärbarkeit oder Geschehbarkeit aufgrund von politischen, ethnologischen, biologischen, tektonischen, astronomischen etc. Gegebenheiten. Faktor Beta: Abgleichbarkeit mit anderen Visionen, Prophezeiungen, welche unabhängig davon gemacht wurden und einem gemeinsamen Nenner (darin enthalten Faktor Alpha). Faktor Gamma: Kompatibilität mit anderen Prophezeiungen und Gesichten und ergänzende Anteile. Faktor Delta: Nachweisbarkeit einer tatsächlichen Person oder einer alten schriftlichen Tradition.
>Daher gilt: Religiöse Traditionen oder Prophezeiungen haben ähnlichen Stellenwert wie die Aussagen von Schamanen, visionären Priester/innen, oder einfachen Leuten mit dem Zweiten Gesicht, wenn Abgleichbarkeit und Möglichkeit der Verwirklichung gegeben sind.
>Nicht echt dagegen sind Durchgaben von "Onkel Beppo" aus dem Jenseits, unsichtbaren Aliens, Zwergen mit Elektrogitarren, die das Weltenende verkünden, Madonnenerscheinungen auf Resopalplatten im Hobbykeller oder dem schwarzen Hund des Nachbarn.
>Badland Warrior



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