Re: Die Prophezeiungen der Jeanne d'Arc

Geschrieben von BBouvier am 29. Mai 2003 03:08:02:

Als Antwort auf: Re: Die Prophezeiungen der Jeanne d'Arc geschrieben von Swissman am 29. Mai 2003 02:51:47:


Lieber Swissman!!

Hier bist Du Deinem Ruf wieder
mal voll gerecht geworden!

Dein

BB


>Hallo Kober
>>Die Prophezeiungen von Jeanne d'Arc sind größtenteils auf Ihre eigene Person zurück zu führen. Oder besser gesagt, die Prophs von ihr die nicht auf ihre Person zurüch zu führen sind, sind Aussnahmen.
>Dass der Dauphin Jeanne überhaupt glauben würde, war ja durchaus nicht selbstverständlich - hätte er sie abgewiesen, wären sämtliche weitergehenden Voraussagen logischerweise hinfällig geworden. Tatsächlich aber glaubte er ihr, nicht zuletzt deswegen, weil ihm ihre Ankunft zuvor bereits in eigenen Visionen in Aussicht gestellt worden war (andernfalls hätte er wohl auch gar nicht erst vorsprechen lassen).
>Ebensowenig Einfluss hatte sie darauf, dass in der Kirche von Sainte Catherine de Fierbois, die sie selbst weder vorher noch nachher je betreten hatte, tatsächlich ein Schwert, an der von ihr bezeichneten Stelle, vergraben war. - Die Mönche, zu deren Kloster die Kirche gehörte, hatten bis dahin ja selbst keine Kenntnis davon gehabt!
>Und die Flugbahn des englischen Pfeils, der ihre Schulter beim Sturm auf Les Toureilles durchbohrte, lag erst recht ausserhalb ihres Einflusses.
>Im Hinblick auf ihre Prophezeiungen im Zusammenhang mit militärischen Dingen sollte man überdies stets bedenken, dass ein Schlachtplan im allgemeinen genausolange Bestand hat, bis der erste Schuss abgefeuert wurde. - Es ist selbst bei noch so umsichtiger Planung unmöglich, sämtliche Möglichkeiten miteinzuplanen: Dafür gibt es schlicht und einfach viel zu viele Variablen, die sich zudem auch noch ohne Vorwarnung grundlegend verändern können. Früher oder später muss daher jeder Schlachtplan mehr oder weniger stark angepasst werden, um der Dynamik des Schlachtfeldes nachzukommen.
>Es wäre daher verfehlt, eine korrekte Voraussage Jeanne d'Arc's über den Ausgang eines Gefechts damit erklären zu wollen, dass sie den Plan, der zum Erfolg führte, selbst entworfen hatte. Wenn die französischen Kundschafter bei Patay nicht zufällig auf einige jagende Engländer gestossen wäre, die sie gleichsam zurück zur englischen Hauptmacht geführt hätten, wäre es durchaus möglich gewesen, dass die beiden Heere unbemerkt aneinander vorbeimarschiert wären. Zumindest aber wäre es wohl kaum gelungen, die Engländer völlig zu überraschen. Die Schlacht hätte auf alle Fälle einen anderen Verlauf genommen, wäre vielleicht sogar an einem anderen Ort ausgetragen worden, auch wenn die Franzosen vermutlich dennoch gesiegt hätten.
>Am erstaunlichsten ist aber die Tatsache, dass Jeanne's englische Richter, sie tatsächlich am 30. Mai 1431 verbrennen liessen, obwohl sie, wie die Gerichtsakten beweisen, gut zwei Monate zuvor vorausgesagt hatte, dass sie innerhalb der nächsten drei Monate zur Märtyrerin würde. - Zu erwarten gewesen wäre ja eher, dass Bischof Cauchon den Prozess daraufhin in die Länge ziehenwürde, um die Verbrennung erst einige Wochen nach Ablauf der Frist zu vollziehen und sie dann als "falsche Prophetin" zu diskreditieren. Es bleibt Cauchon's Geheimnis, weshalb er nicht versucht hat, die Erfüllung dieser einen Voraussage zu verhindern, zumal er ja die Möglichkeit dazu gehabt hätte.
>Aber, angenommen, er hätte darauf reagiert, indem sie, sagen wir erst fünf Monate nach ihrer entsprechenden Ankündigung verbrannt hätte, so hätte dies nichts geändert: In diesem Fall wäre dies nämlich bereits in die Prophezeiung miteingflossen, die dann eben von einem halben Jahr gesprochen hätte. Natürlich hätte Cauchon in diesem Fall theoretisch den Prozess noch weiter verlängern können, was seinen Niederschlag in einer entsprechend angepassten Voraussage gefunden hätte.
>Beliebig weit liesse sich dies in der Praxis ohnehin nicht treiben, da irgendwann der Punkt erreicht wäre, an welchem es offensichtlich werden würde, dass der Prozess bewusst prolongiert werden soll, was dann wiederum die Frage nach dem Warum aufwerfen würde.
>Tatsache ist, dass Cauchon auf diese Prophezeiung überhaupt nicht reagierte, und weil ihr Absender, d. h. Gott, dies bereits vorher bewusst war, hat er sie überhaupt mit einer entsprechenden Zeitangabe versehen.
>mfG,
>Swissman



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