Erste Auslandsreise des neuen chinesischen Staatschefs führt in den Kreml
Geschrieben von Subman am 28. Mai 2003 11:13:04:
Als Antwort auf: NACHRICHTEN (o.T.) geschrieben von franz_liszt am 28. Mai 2003 01:42:34:
Moskau - Russland und China haben nur wenige Tage vor dem russisch-amerikanischen Gipfeltreffen in St. Petersburg ihre strategische Partnerschaft bekräftigt. Bei einer Begegnung zwischen dem chinesischen Staats- und Parteichef Hu Jintao und Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag im Kreml versicherten sich die Politiker gegenseitig, nie seien die Beziehungen zwischen beiden Ländern besser gewesen als heute.Hu war auf seiner ersten Dienstreise nach seinem Amtsantritt als Staatschef im März am Montag in Moskau eingetroffen. Er versicherte seinem Gastgeber im Kreml, er übernehme "den Staffelstab von der vorigen Generation", um die partnerschaftlichen Beziehungen zu Russland weiterzuentwickeln. In einer gemeinsamen Deklaration wandten sich beide Politiker gegen eine gewaltsame Lösung des Nordkoreaproblems. Sie dringen auf die Schaffung einer nuklearwaffenfreien Koreahalbinsel. "Gleichzeitig muss die Sicherheit Nordkoreas garantiert und günstige Bedingungen für seine sozialökonomische Entwicklung geschaffen werden", heißt es in dem Papier.
Sowohl Moskau als auch Peking wollen eine Regelung "auf dem Wege des Dialogs" interessierter Länder, wie es Hu noch vor seinem Abflug nach Russland unterstrich. Weder Hu noch Putin sind indes an einer Behandlung der Nordkoreafrage im UN-Sicherheitsrat interessiert. Beide befürchten, die Amerikaner könnten sich dort mit einer entsprechenden Resolution den Weg für einen Militärschlag gegen den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il frei machen.
Der mit 61 Jahren für chinesische Verhältnisse junge Hu gehört einer neuen Generation von Politikern an, die im Gegensatz zu den kommunistischen Altkadern nicht mehr Russisch spricht, keine Ausbildung in Russland erhalten hat und - wie es eine Zeitung anmerkte - auch keine russischen Lieder mehr singt. Ihre Vertreter setzen auf Pragmatismus und verzichten auf die ideologische Zuspitzung von Problemen, sei es mit Russland, sei es mit den USA.
Während China ökonomisch enger mit den USA verbunden ist, befindet es sich in politischen Fragen auf einer Wellenlänge mit Moskau. So sind sowohl Hu als auch Putin überzeugte Anhänger einer "multipolaren Welt", die es freilich noch zu schaffen gilt, um der Vormacht Washingtons zu begegnen.
Auf ihrem gestrigen Treffen in der russischen Hauptstadt haben sich die beiden Staatschefs zudem für einen "Durchbruch" in den Wirtschaftsbeziehungen, vor allem in der Energiewirtschaft, ausgesprochen. Im Grundsatz ist man sich einig, dass eine Erdölleitung von Sibirien nach China gebaut wird, Russland Erdgas in das Land der aufgehenden Sonne liefert, sich am Bau einer Gasleitung "West-Ost" beteiligt und nach Möglichkeit energetische Ausrüstungen für das Projekt bereitstellt.
In dem Zusammenhang hatte Putin zuvor explizit die Zusammenarbeit in der Rüstungsindustrie gewürdigt. China war im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 55 Prozent an den russischen Waffenexporten, die einen Gesamtumfang von 4,8 Milliarden US-Dollar hatten, der größte Importeur militärischen Geräts aus Russland. Am Mittwoch wird Hu Jintao das Chrunitschew-Zentrum in Moskau besuchen, wo Proton-Trägerraketen und Module für die "ISS"-Raumstation hergestellt werden. China arbeitet mit Hochdruck daran, bald eine erste bemannte Rakete ins All zu schießen.