Re: Entscheidung

Geschrieben von HotelNoir am 20. Mai 2003 13:26:57:

Als Antwort auf: Re: Entscheidung geschrieben von Weltfremder am 20. Mai 2003 10:41:01:

Meine Wahrnehmung ist, dass Du Dich im Wahn der Trennung von Gott befindest, im Wahn ein "Ich" und einen freien Willen zu besitzen. Dieser Wahn ist es, der die Welt erst schlecht macht. Ich kenne die Struktur des Denkens von Gut und Böse. Sie macht aus der Welt ein bewaffnetes Irrenhaus. Akzeptiere dass ohne Schmerz kein Leben ist. Akzeptiere das Leben von Leben zehrt. Akzeptiere das Tier in Dir, nur so wirst Du es überwinden. Dein Absondern (gut und böse zu trennen) ist Sünde. Sünde ist Absonderung. Fang an zu erleben statt Dir das Leben und Deine "Wahrheit" mit Deinem Verstand zusammenzukleistern. Das Herz kennt keine Wertung, das Herz kennt nur das erleben.

Werdet wie die Kinder.

Mir haben schon viele Leute gesagt, wie sehr sie ihre Eltern lieben, doch Herzlichkeit, die spürt man. Sich zu sorgen ist ein Ego-Ding und hat nichts mit Liebe zu tun. Prüfe Dich selbst und sei ehrlich dabei.

Grüsse HotelNoir

>>Hi Weltfremder,
>>
>
>>>Warum muss jemanden schlecht beurteilen bedeuten, dass man keine Zuneigung zu ihm hat ? Kann es sein, dass Du das Problem, dass Du Guerrero vorwirfst, selbst hast, und es deshalb an ihm zu erkennen glaubst ?
>>Ich hatte tatsächlich das Problem. Da ich den Zustand der negativen Liebe kenne und ihn gewandelt habe kenne ich den Unterschied - er bedeutet alles...
>

>Das bedeutet, dass Du eine unedle Liebe veredelt hast, oder ?
>
>>>Der Unterschied zwischen der Liebe Gottes und unserer ist doch wohl folgender:
>>>Gott beurteilt die Menschen so, wie sie sind - und wenn man jemanden durch und durch durchschaut: ich glaube nicht, dass da viel Gutes übrigbleibt, denn was immer ein Mensch tut, tut er doch zuallermeist aus Eigenliebe. Und diese hat meist noch recht schöne Formen, solange das Wetter gut ist - d.h. solange keine außerordentlichen Situationen auftauchen - aber wenn's Wetter umschlägt, dann wird sie sich als das zu erkennen geben, was sie ist: egoistisch und selbstsüchtig. Nun, wir sind wohl alle so. Aber ist es gut zu nennen, nur weil wir alle so sind ?

>>Wie hart Du bist. Wir werden hier in dieses Leben geworfen ohne wissen zu können
>

>Meine Ansichten kommen Dir vielleicht ein bischen hart vor. Ich bin es nicht, kann ich Dir versichern. Aber die Wahrheit ist auch hart, denn sie läßt sich ewig nie biegen oder nur um ein Lot verändern.
>
>warum und wie. Wir tun alle unser Bestes. Doch das kann nur sehen, wer seine Eltern aufrichtig liebt. Das tönt plump, aber es entspricht meiner Geschichte. Ich hatte all die Phasen von Religiösität, politischem Engagement und andere Flauseln, solange ich meine Eltern nicht aus tiefstem Herzen aufrichtig annehmen und lieben konnte. Seit ich das kann, brauche ich das alles nicht mehr. Das Leben ist gut, meine Eltern sind gut, ich kann vertrauen haben. Ich darf nun mit dem Herzen sehen.
>>Was Du siehst, ist das was Deine Eltern in Dir gesehen haben.
>

>Nun, das Verhältnis zu meinen Eltern ist mehr als herzlich und von Liebe durchdrungen. Deshalb zweifle ich ja deine Theorie so an ! Auch haben meine Eltern mich wirklich nie unter irgendeinen Leistungsdruck gesetzt, nie haben sie irgendetwas verlangt. Denn dieser Leistungsdruck ist weltlich und nichtig und das wissen meine Eltern schon so lange ich auf dieser Welt lebe. Sämtliche meiner dummen Neigungen haben sie mich ausleben lassen - ohne sie zu unterstützen, aber auch ohne dagegen Widerstand zu leisten. Was ich von ihnen habe, habe ich mir frei von ihnen nehmen müssen, ohne dass es mir aufgedrängt worden wäre. Und ich liebe sie so, wie sie sind. So, wie man die Sonne liebt, die einen wärmend durchstrahlt.
>Deine These ist so, wie du sie vertrittst, falsch. Richtiger ist: wer irgendeine Verhärtung gegen irgendein Wesen hat, ist krank. Die Eltern sind nicht der Koluminationspunkt der emotionalen Probleme. Dieser Punkt liegt in einem selbst !
>Du magst gegen deine Eltern verhärtet gewesen sein und diese Verhärtung hat sich gelöst und du siehst nun, wie gut und wohltuend das ist. Aber bei jemand anderem kann es eine ganz andere Person sein und es ist dasselbe Problem ! Aber die Person ändert sich doch nicht unbedingt, weil wir anfagen sie zu lieben, anstatt zu hassen. Versuche einen Vergewaltiger mit aller Liebe zu umfassen und schau dann, ob er nicht doch ein Triebtäter bleiben wird. Wäre es so einfach, dürften wir alle schon lange keine Verhärtungen mehr haben, denn die Liebe Gottes - als Person oder als All-Sein - hätte schon alles erweichen müssen. Aber der Mensch ist freigestellt für sich zu sein, wie er sein will. Und deshalb erreicht ihn nur, was er zulässt, das es ihn erreichen soll.
>Unser Triebtäter bleibt ein Triebtäter, auch wenn ich ihn aus ganzem Herzen liebe. Die Liebe allein verändert weder den verhärteten Triebtäter, noch macht sie seine Taten zu etwas Gutem. Die Liebe treibt lediglich uns an, dem Triebtäter zu helfen.
>Es gäbe wohl die Möglichkeit den Menschen durch die strahlende Liebe vollkommen umzugestalten - in einem einzigen Augenblick sogar. Aber dann tritt die Liebe richtend auf. D.h. dem Menschen wird nicht mehr freigestellt, was und wie er sein will. Sie durchglüht ihn uns verbrennt alles unreine und schlechte. Der Mensch steht als reines Wesen da, als Sonne zur Sonne - durchleuchtet und erhellt. Aber nicht mehr als das freie Wesen, das er vorher war, sondern als etwas gewaltsam Umgekrämpeltes, etwas Gerichtetes. Damit hast Du nichts gewonnen sondern nur verloren. Denn du hast kein neues Leben erschaffen, keine neue Liebequelle, sondern nur ein an und für sich totel Spiegelbild der Liebe, die ihn innerlich verbrannt hat.
>Willst Du aber ein für sich freies Sein, so muss das Wesen von selbst dahinkommen, wo es hin muss. Und das geht nur und ausschließlich auf dem Wege der Belehrung, Erkenntnis und freien Ergreifung dessen, wonach es dem Wesen verlangt. Ist das Wesen gut, wird es seine Erkenntnis ergreifen und sich danach umwandeln. Ist das Wesen schlecht, wird es einer besseren Erkenntnis zuwiderhandeln nach seiner schlechten Liebe.
>Bei vielen von uns ist nur die Erkenntnis schlecht. Aber bei so ziemlich allen ist es darüber hinaus so, dass das Gefangensein in den eigenen Trieben wie ein Dornengebüsch über der edlen Pflanze sitzt und ihr die Luft und das Licht zum atmen nimmt. D.h. man hat zwar eine gute Erkenntnis und die besten Vorsätze sie umzusetzen, kommt einem aber eine oft nur kleine Versuchung etwas angenehmes, der Erkenntnis Gegensätzliches zu tun, so sind unsere guten Vorsätze schnell in den Wind geschrieben und die Erfüllung des Triebes steht im Vordergrund. Und diese Versuchung ist dann eben das schlechte Wetterm bei dem der Mensch in seinem Wesen offenbar wird.
>
>>>Gott aber liebt den Menschen, wie er ist - bedingungslos.
>>Wer Gott personifiziert macht genau was ich beschrieben habe. In Wahrheit gibt es keine Trennung. Gott ist in allem. Er ist nicht ausserhalb der Dinge sondern in ihnen drin.
>

>Du ignorierst die Realität. Du begreifst zwar mit dem Herzen einen Teil der Wahrheit, hälst diesen Teil aber für das Ganze und das ist ein Fehler. Das es nicht das Ganze ist, zeigt Dir doch das Außenleben.
>Hast Du ein Bewußtsein ? Du kannst nicht anders, als mit "Ja" antworten. Hast Du ein "Ich" ? Selbe Antwort: "Ja". Woher hast du es ? Aus dem Ganzen ! Ist dein Bewußstsein das Ganze ? Steckt dein Bewußstsein in jeder Pflanze in jedem Tier in jedem Stein ? Bist der Stein Du selbst ? Genauso, wie Du Du bist ? Steck DEIN Bewußtsein auch nur in einem anderem Menschen ? Ist es transformierbar ? All diese Fragen musst Du mit "Nein" beantworten, denn nur Du bist Du. Du bist nicht das Ganze und du bist nicht jemand anderes. Du bist abgegegrenzt von Ganzen für dich allein dastehend. Du stehst zwar im Ganzen, aber du bist innerlich und für dich selbst seiend. Du kannst dich mit dem Ganzen zu vereinen streben, aber du kannst unmöglich das Ganze sein. Du bist noch nichteinmal mit deinem Körper eins, anderfalls du wenigstens Bewußtsein für deine inneren Organe haben müßtest.
>Diese Abgrenzung ist unleugbar vorhanden. Und sie ist absichtlich da. Sie ist da, damit sich zum Gesamten, zum Ursein, eigenständig ein neues Sein entwickeln kann. Wäre diese Grenze nicht da, würdest du nicht für dich selbst seiend sein. Versuchst du diese Grenze zu zerstören, dann versuchst du diesen Plan zu vereiteln. Wenn Du es fest genug willst, wirst du es schaffen. Aber du wirst dabei ewig nichts gewinnen, sondern nur alles verlieren.
>Wenn aber du unleugbar ein vom Ursein, vom Ganzen, abgetrenntes Sein besitzt, dass zwar aus dem Ganzen gespeist und erhalten wird, aber für sich eigenständig dastehen kann, wenn auch noch recht embrional, und als solches eine eigene Person ausmachst, wieso soll dann das Ganze an sich nicht auch eine eigene Person ausmachen, die - im Gegensatz zu Dir - vollkommen unabhängig existiert. Du existierst in ihr und nicht sie in Dir. Ihr Bewußtsein durchdringt dich, nicht deines sie. Wenn Du Gegenteiliges behaupten wolltes, so erzähle mir, was zwei Sonnen weiter von uns geschieht ! Einfach ausgedrückt: Du hast ein Ich-Bewußtsein. Wo soll das hergekommen sein, wenn vorher kein Ich-Bewußtsein existiert hat, aus dem es genommen hätte werden können ? Und ist es nicht legitim ein anderes Ich als Person zu bezeichnen ? Damit wird ja das All-Sein dieses Gottes in keinster Weise in Frage gestellt, sondern nur dahingehend erweitert, dass es keine stumpfe sich selbst unbewußte Kraft, sondern etwas sich selbst höchst Bewußtes ist.
>
>>>Der Mensch aber liebt den Menschen nur, wenn er ihm entspricht. Würde ich z.B. statt dieser Worte jetzt Worte an dich richten, die dich bestätigen und dir sagen, wie gut du dass doch erkannt hast, wäre ich Dir sicher sympatischer, als ich es so bin. Wenn ein Mensch zu Dir kommt und sich für dich interessiert, wirst Du sicher bald eine Zuneigung verspüren. Kommt aber einer und zählt Dir deine Fehler auf, wirst du ihn nicht mögen ! Das ist UNSER ALLER WESEN. Aber was soll daran gut sein ?
>>Die Erlösung führt durch die Sünde. Deshalb ist die Sünde gut. Wir haben den Schmerz solange wir ihn brauchen.
>

>Natürlich muss auf einer höheren Ebene, oder besser aus einer weiteren Perspektive, alles dem Guten dienen und als solches, weil dem Guten alles ein Werkzeug ist, kann man dann auch sagen, dass es gut ist, wie es ist. Aber wir stehen nicht auf dieser höheren Ebene und solange du noch einem Guerrero oder sonstwem Vorfürfe für irgendetwas machst, befindest du dich ja auch nicht auf dieser Ebene. Ständest du da, würdest du ja nirgens einen Missstand sehen, sondern nur ein funktionierendes System, das in jedem Detail dem Guten dient.
>Diese Perspektive also ranzuholen, wenn man es gerade braucht und wegzuschieben, wenn man sie gerade nicht haben will, ist auch eigenliebig.
>
>>Wenn ein Arzt zu einem Patienten kommt und ihm seine Gebrechen aufzählt und was er zu tun hat, um sie zu heilen - ist das Lieblos ? Heutzutage sind die Ärzte allerdings tatsächlich meist schon ganz anders gepolt. Sie zählen zwar dem Patienten die Gebrechen noch auf, aber stets so, dass es klingen soll, als wenn den Patienten an seiner Krankheit keine geringste Schuld trifft und es nur die Schuld der unvollkommenen Natur oder allerlei anderer Umstände ist, dass der Mensch krank geworden ist.
>>Sehe das ähnlich wie Du mit der Menschheit als Patient. Die SCHULDFRAGE ist das grosse Übel. Warum brauchst Du Schuldige? Weil Du das Leben, Gott, Dich selbst nicht in Frieden annehmen kannst.
>

>Ich brauche keinen Schuldigen in dem Sinne, wie du es meinst. Es ist eine Frage von Ursache und Wirkung. Eine bestimmte Ursache wird eine bestimmte Wirkung nach sich ziehen. Wenn ich die Wirkung aber nicht haben will, so muss ich sie schon an der Ursache ausschalten. Es bringt aber bestimmt nichts, wenn die Ursache erst einmal da ist, sämtliche Verhältnisse entweder zu verdammen oder sie noch stärker zu ignorieren. Das habe ich damit sagen wollen.
>Wenn Du jetzt kommst und sagst, dass es keine Schuld gibt, wenn ich das Beispiel einer Krankheit anführe, dann sagst du damit, dass es für die Krankheit keine Ursache gegeben habe - sie also Ursachenlos entstanden ist. Überdenke das ersteinmal !
>Viele Grüße,
>Weltfremder



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