Re: Aussage meines Beitrags - gehts wirklich bloß um Chr.-Jud. ? Erkenntnisquell
Geschrieben von Baldur am 19. Mai 2003 22:21:52:
Als Antwort auf: Re: nette Typen gibt's überall geschrieben von Artemis am 19. Mai 2003 14:34:04:
>Hallo Baldur,
>könntest Du bitte mal näher ausführen wie Dein Beitrag gemeint ist?
>Gruß,
>Artemis
Hallo, Artemis,gerne.
Epidophekles hat meiner Ansicht nach einen Beitrag hereingestellt, der den Tenor hat, es ginge jetzt um die Entscheidung zwischen Gut und Böse, wobei die Gute Seite ausschließlich von gläubigen Christen dargestellt wird.
Ich habe den Beitrag inhaltlich so verstanden, daß wohl nur ein Christ zu den Guten gehören könne.Wobei jetzt wiederum Auslegungssache ist, was Christentum will, usw., der Bogen ist weit gespannt, und alles beruht dann auf Interpretationen biblischer Aussagen.
Also würde die Frage nach dem Gut-Böse-Dualismus in der materiellen Welt ausschließlich aus der Biobel heraus beantwortet werden können.
Wenn ich das alte Testament lese, (das z.B. ein missionierender Adventist beulich an meiner Haustüre gar nicht als Bibelbestandteil wahrhaben wollte (weil es ihm nicht in sein Friede-Freude-Eierkuchen-Schema paßt)), dann steht da nixhts barmherziges, sondern Völkermord und Grausamkeit, und mancherlei aus heutiger Sicht einfach unlogischer Aiussagen drin.
Darauf fußt das Neue Testament.
Meine Überlegung zielt dahin, daß wir im jüdisch-christlichen Kulturbereich uns im Zentrum der Wahrheit und des Lichts wähnen, und daß das Geschick der ganzen Welt sich nach den biblischen Aussagen zu vollziehen habe.
Aus der Sicht eines nichtchristlichen Japaners etwa muß das doch wie reine Anmaßung und Selbstüberschätzung klingen.
Die warten nicht auf das Ende der Welt und hoffen, daß der Messias kommt, nein, sie kennen keine Beichte, keine Erbsünde, sie kennen keine verklemmten Tabus (dafür haben sie Fruchtbarkeitsrituale), sie sind frohe Menschen - und weil sie keine Christen sind und nicht in das Schwarz-Weiß-Schema von Epidophokles passen, sollen sie verdammt sein ?
Obwohl sie anständige Menschen sind ?
Da sträubt sich all mein Verstand.
Der christlich-biblische Glaube an all die Drohung, Unterdrückung, wehe-wenn-du-nicht-demütig-bist, Blut trinken und Fleisch Gottes essen, usw. ist ein auf Jahwe fußender Glaube aus dem alten Israel.
Wieso sollte der das tatsächliche Abbild der Wirklichkeit liefern ? Und alle anderen Vorstellungen von Göttlichkeit sollen falsch sein ?
Ich sehe als Ketzer nirgends einen Wahrheitsbeweis.
Lorber hat noch andere zukünftige Dinge gesehen, so wie auch Rudolf Steiner von umfangreicheren Wissensebenen inspiriert wurde, Hildegard von Bingen von einem lebendigen Licht inspiriert wurde, Sokrates seinen Daimonion als innere Stimme bei sich hatte, der irische Literaturnobelpreisträger William Butler Yeats zwei *instructors* neben sich hatte, Giordano Bruno, der sein Wissen aus Lichterfahrungen bezog.
Ebenso Dante Alighieri hat die göttliche Komödie nach innerem Diktat geschrieben, und die alten germanen kannten den fylgjur, den geistigen Führer.
All dies sind reale Erkenntnisquellen und Bewußtseinsebenen, die der christliche Glaube meiner Kenntnis nach als Böses verunglimpft oder erst gar nichts darüber aussagt.
Nach Ansicht der ebenso bibelgläubigen Adventisten ist die Seele nicht mal unsterblich, und Tote würden auch nicht fortexistieren, alle medialen Kontakte seien vom Bösen vorgegaukelt usw., was meinen spiritualistischen Erfahrungen völlig zuwiderläuft.
Hingegen sind die Aussagen der Bibel m.E. dürftig und oft genug befremdlich, sie stimmen nicht mit Lebenserfahrungen überein.
Wie groß ist dann die Relevanz dieses alten Mythenwerkes für unser Leben heute ? (auch für das geistige Leben)
Fazit : wir wurden geprägt vom Warten auf das Weltgericht, und deswegen sind wir so fixiert auf die christliche Sicht der Dinge. Niemand sonst würde dauernd derart auf das nahe Ende starren.
Die Menschheitsgeschichte jedoch bestand schon lange vor dem Jahwe-Glauben und seinem moderneren Nachfolger, und auch heute noch lebt ein Großteil der Menschheit nicht in dessen Einfluß, erfüllt aber durchaus die ethischen Anforderungen an einen guten Menschen.
Es wäre schlicht absurd, wenn dieser Teil der Schöpfung aus einem göttlichen Verschmähtheits-Haß zugrundegerichtet werden sollte - und wenn es so wäre, wäre das keine lebens- und liebenswerte göttliche Ordnung*.
Aus dieser meiner Weltsicht heraus ist der Beitrag von E. daher schlicht befremdlich. Das wollte ich kundtun. Ich hoffe, ich konnte es etwas verständlicher darstellen, wobei es sicher ein paar Seiten bräuchte, um dies annähernd darzustellen.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß ein anständiger Mensch im Jenseits einen anständigen Platz vorfinden wird, völlig unabhängig davon, welchen Glauben er praktizierte - er wird, so hoffe ich, vielmehr an seinen Taten und seiner Seelenbildung gemessen - und die ist sicher nicht in religiöse Handelsklassen eingestuft.
Mich schaudert daher, wenn immer wieder diese drohenden katholischen Disziplinierungsstereotypen Platz greifen, wie sie auch in vielen angeblichen Schauungen zu finden sind (Katherina aus dem Ötztal, etc.).
Angesichts der beispiellosen Verbrechensgeschichte des Christentums und der anderen sogenannten Offenbarungsreligionen bis in die heutige Zeit hinein war es mir ein Anliegen, diese Position hier zu vertreten.
beste Grüße vom Baldur
- Danke Baldur, für die ausführliche Erklärung :-) Artemis 20.5.2003 11:43 (0)
- Re: @Baldur - Erkenntnisquell Epidophekles 19.5.2003 23:21 (0)