Bush: Frankreich strafen, Rußland verzeihen und Deutschland ignorieren
Geschrieben von Bonnie am 19. Mai 2003 15:24:22:
Als Antwort auf: NACHRICHTEN (owT) geschrieben von Johannes am 19. Mai 2003 00:01:05:
"Strafe Frankreich, ignoriere Deutschland und verzeihe Russland"Gerüchte über Bushs außenpolitische Maxime
Nach dem heftigen Streit mit einigen Verbündeten über den Irak-Konflikt ist US-Präsident George W. Bush um eine Normalisierung der Beziehungen bemüht. Dabei behandelt er die Kriegsgegner sehr unterschiedlich, und in Washington kursiert dazu eine Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice zugeschriebene Maxime: "Strafe Frankreich, ignoriere Deutschland und verzeihe Russland."
18.05.2003
Das bringe die Politik der US-Regierung auf den Punkt, sagen Beobachter und verweisen zudem darauf, dass Bushs Kriegspolitik unterstützende Länder wie Polen, Spanien und Bulgarien mit reicher Belohnung rechnen dürfen.
Die persönlichen Spannungen zwischen Bush, Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac werden beim G-8-Gipfeltreffen Anfang Juni unter genauester Beobachtung stehen.
Keine Chance für eine Einladung
Bush zeigt den beiden westlichen Vertretern der Achse Paris-Berlin-Moskau bisher beharrlich die kalte Schulter, während er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin durchaus auch in direkten Telefonaten die aktuelle Lage erörtert - Russland wird im Kampf gegen Terrorismus und Weiterverbreitung von Waffen als wichtig eingestuft.
Mit Schröder hat er in diesem Jahr dagegen noch kein Wort gewechselt und mit Chirac nur einmal kurz telefoniert. Bush hat sich wenig bemüht, seine Abneigung gegen Schröder seit dessen Wahlkampf gegen einen Irak-Krieg zu verbergen. Der Zorn auf Chirac ist aber noch größer. Bush hat klar erkennen lassen, dass der französische Staatspräsident keine Chancen mehr hat, auf Bushs Ranch in Texas eingeladen zu werden.
Begrenzter NATO-Einfluss durch Paris?
Zudem berichten Washingtoner Regierungskreise von Bestrebungen, den französischen Einfluss in der NATO zu begrenzen. "Es ist eine Sache, eine andere Meinung so zu vertreten, wie es die Deutschen gemacht haben", sagt der Politik-Experte Ivo Daalder von der Brookings Institution in Washington. "Es ist eine ganz andere Sache, eine groß angelegte diplomatische Initiative zu starten, um sich uns zu widersetzen. Frankreich wird dafür einen Preis bezahlen."
Putin, den Bush zu den 300-Jahr-Feierlichkeiten Ende des Monats in St. Petersburg besuchen wird, muss dagegen keinen amerikanischen Unmut mehr befürchten. "Wir haben natürlich viel Streit bezüglich des Irak-Problems gehabt, aber wir haben erfolgreich unsere Meinungsverschiedenheiten überwunden", sagte Putin vergangene Woche beim Besuch von US-Außenminister Colin Powell.
Frostiges Verhältnis
Für Paris und Berlin bleibt das Verhältnis zu Washington da schon frostiger, auch wenn Schröder Powell Unterstützung bei der angestrebten Aufhebung der Sanktionen gegen Irak und ein erweitertes Engagement in Afghanistan in Aussicht stellte. Bush nutzt seine Reise nach St. Petersburg, um Polen sein Wohlgefallen zu demonstrieren.
Über den Zwischenstopp in Krakau am 30. Mai war der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski so erfreut, dass er ihn noch vor dem Weißen Haus verkündete. Polen ist mit der Verwaltung einer von drei Nachkriegszonen in Irak betraut worden, die anderen übernehmen die USA und Großbritannien.
Amerikanische Nachsicht
Hoffnungen auf amerikanische Nachsicht kann sich die Türkei machen. Obwohl das türkische Parlament US-Pläne für eine Nordfront durchkreuzte, gilt Ankara als einziges NATO-Mitglied im Nahen und Mittleren Osten als strategisch unverzichtbar. Die Türkei könnte auch als Vorbild dienen, dass Demokratie und Islam Seite an Seite bestehen können, heißt es in Washington.