Re: Kann das doch nicht auf mir sitzen lassen :-)

Geschrieben von XI am 08. Mai 2003 17:03:09:

Als Antwort auf: Wo kann man das alles nachlesen ? geschrieben von franke43 am 08. Mai 2003 11:49:53:

Hallo Frank!

Obwohl ich keine Zeit habe, muss ich doch einiges klar stellen (damit Du nicht den Eindruck bekommst: Der weiss ja gar nicht wovon er redet ;-) Alles andere, wenn ich Zeit habe (denn um dies alles zufriedenstellend zu erklären, sind mehrere Seiten Schreibarbeit nötig).

1. Glaubwürdigkeit

Wo findest Du Belege dafür, dass "die katholischen Kleriker" eine so niedrige Meinung vom Schriftenkanon der Bibel haben ?

Naja, wenn jemand den Inhalt, Bezugspersonen etc. willkürlich ändert (die haarsträubenden Änderungen erfolgten ja hauptsächlich im 2./3. Jhdt. n. Chr.), um sein Produkt zu verkaufen, welche Meinung hat er denn darüber eigentlich?

2. Pontifex maximus

Pontifex (lateinisch), Mitglied des wichtigsten Priesterkollegiums in der Römischen Republik. Die Etymologie des Begriffes ist umstritten; als Übersetzung und Deutung stehen „Brückenbauer" (was heute meist abgelehnt wird) oder „Wegbereiter" (der Gemeinschaft) zur Diskussion.

Das Priesterkollegium der Pontifices bestand zur Königszeit aus vier, später acht, seit 81 v. Chr. unter Sulla aus 15 Mitgliedern. Seine Hauptaufgabe war die Überwachung und Durchführung des Kultes verschiedener wichtiger Gottheiten. An der Spitze dieses Kollegiums stand der Pontifex Maximus, der oberste Priester Roms. Während der Königszeit fungierte der König selbst als Pontifex Maximus, ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. wurde er vom Volk bestimmt, seit Augustus (12 v. Chr.) war der Kaiser zugleich oberster Priester. Bis 382 (Verzicht Gratians) war die Bezeichnung Pontifex Maximus Bestandteil der Kaisertitulatur; seit Leo dem Großen (440-461) ist sie Teil der päpstlichen Titulatur.

Was hat das mit Konstantin zu tun (den Bezug zu anderen Kaiser wie Octavian, Augustus etc. spar' ich mir. Darüber wissen wir beide bestens bescheid, denn die sind nebensächlich - und ich spar' mir Tipparbeit :-)?

Konstantin einte ein wankendes Weltreich, reorganisierte das Staatswesen und bereitete den Boden für den Sieg des Christentums gegen Ende des 4. Jahrhunderts. Viele moderne Historiker erkennen die Aufrichtigkeit seiner religiösen Haltung an. Seine Hinwendung zum Christentum war ein stufenweiser Prozess: Zunächst mag Konstantin Christus mit dem siegbringenden Sonnengott assoziiert haben, beim Konzil von Nicäa im Jahre 325 war er jedoch bereits durch und durch Christ, duldete aber auch weiterhin die alten römischen Religionen in seinem Reich. Konstantin war der erste Kaiser, der im Namen Christi regierte. Er begründete den Anspruch, dass der Kaiser als Stellvertreter Christi nicht nur Herr des Staates, sondern auch Herr der Kirche sei, und legte damit den Grundstein für das mittelalterliche christliche Europa.

So, jetzt weißt Du wieso Leo so scharf auf den Titel war (nat. als Spekulation, denn fragen können wir ihn ja nicht mehr :-)

Addendum (für Mitleser) : Wer um Himmels Willen ist Leo?

Leo I., der Große, heiliger (um 400 bis 461), Papst (440-461), führte die Vormachtstellung des Bischofs von Rom über alle anderen Bischöfe ein.

Leo wurde in Tuszien geboren. Bevor er zum Papst gewählt wurde, war er bereits lange Zeit als Geistlicher tätig. Am 29. September 440 wurde er als Nachfolger Sixtus' III. zum Bischof von Rom geweiht. Als Papst und Bischof von Rom war er bestrebt, als Stellvertreter des Apostels Petrus eine überregionale Gesamtverantwortung aufzubauen und als Princeps apostolorum (Erster der Apostel) Vollmacht über das Episkopat und die gesamte Kirche auszuüben. Seine Macht bewies er durch die Einberufung einer Bischofssynode in Mailand (451), der Stadt in Norditalien mit dem mächtigsten Bischofssitz außerhalb des eigenen erzbischöflichen Verwaltungsbezirks. Als er während einer Synode in Rom von dem Bischof Hilarius aus Arles angegriffen wurde, veranlasste er, dass durch kaiserlichen Erlass dessen Aufenthaltsrecht auf seine eigene Diözese beschränkt wurde. Seiner Überzeugungskunst war es auch zu verdanken, dass er Attila, den König der Hunnen, 452 von einem Einfall in Rom abbrachte und Geiserich, König der Vandalen, davon abhielt, 455 die Stadt zu plündern.

Leo behauptete sich auch im Orient, wenngleich ihm dort meist nicht die gleiche kaiserliche bzw. bischöfliche Unterstützung zuteil wurde. Sein größter Triumph im Orient war das Konzil von Chalkedon (451), dessen Vorsitz seine eigenen Legaten innehatten. Das Konzil wurde einberufen, um die Irrlehre des Eutychianismus zu verdammen. Diese Lehre, eine Form des Monophysitismus, deren Vertreter der byzantinische Mönch Eutyches war, besagte, dass die Person Jesu Christi nur eine einzige (göttliche) Natur in sich vereine. Leos Tomus (449), ein doktrinärer Brief an den Patriarchen von Konstantinopel Flavian, definierte die „zwei Naturen in Christus" (göttlich und menschlich) und wurde mit dem berühmt gewordenen Wort, Petrus habe durch Leo gesprochen, vom Konzil angenommen.

Sein bedeutendster Verdienst im Bereich der Verwaltung war die Verknüpfung der päpstlichen Vormachtstellung mit dem römischen Gesetz. Er starb in Rom, am 10. November 461. Sein Festtag ist der 10. November. Leo wurde 1574 zum Kirchenvater erklärt.

Gruß
XI


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