Eine Frage des Glaubens!
Geschrieben von King Henry am 04. Mai 2003 07:32:53:
Als Antwort auf: Gewalt und Gegengewalt.. geschrieben von RMuktananda am 03. Mai 2003 20:00:00:
Hallo,
in eurer Diskussion habe ich mich bislang zurückgehalten, obwohl ich eigentlich viel zu sagen habe dazu. Nach meinem vom Wind verwehten Kurzurlaub in Amsterdam (nein, kein Joint und auch kein Kaufrausch, nur 100 Euro für Hemd und Hose *g*), habe ich Lust nun doch etwas zu schreiben. Ich habe mich bemüht, den langen Text so übersischtlich wie möglich zu gestalten. Ihr kennt das sicher aus Büchern, die sich in einzelne Textblöcke aufteilen. Ich bitte um Nachsicht, wenn es nicht perfekt ist, aber als Anregung allemal zu gebrauchen: "Uti, non abuti!" (gebrauchen, nicht mißbrauchen", vom Lateiner des Piratenkapitäns - ihr wißt aus welchem Heft?)
In der ganzen Diskussion über Gewalt und Gegengewalt überseht ihr die beiden wichtigen Eigenschaften des Menschen: Der Trieb und das Denken bzw. die Fähigkeit zum abstrakten Denken, über die nur der Mensch verfügt.
Der Selbsterhaltungstrieb
Der Selbsterhaltungstrieb drängt einem in der Not zum Handeln. Kaum ein Mensch wird in der Lage sein, sich töten zu lassen oder beim töten zuzusehen. Dies alles ist ein innerer Reflex, der überlebenswichtig ist. Wäre dieser Trieb nicht vorhanden, besteht die Gefahr des Austerbens.
Das Problem ist deswegen nicht die Gewalt an sich, sondern die geistige Haltung dazu. Alle Lebewesen haben von ihrem Schöpfer einige Verteidigungsmethoden mit auf den Weg bekommen. Aus Angriff und Verteidigung (Fressen und gefressen werden) besteht das Gleichgewicht der Natur.
Gestörtes Gleichgewicht
Der Mensch kann nun durch seine Befähigung zum abstrakten Denken seine Handlungen zum großen Teil selbst bestimmen. D. h. er denkt erst nach und greift dann an, oder auch nicht. Der Mensch besitzt die Gefühle des Hasses, der Feindseligkeit und Zerstörungswut. Attribute, die es in dieser übersteigender Form in der Tierwelt nicht gibt.
An diser Stelle ein Ausflug in die Welt der Insekten: Ein Ameisenforscher erklärte, hätten Ameisen Atombomben, würden sie diese rücksichtslos (!) einsetzen. Nun haben sie aber nicht die Denkfähigkeit des Menschen und demnach auch keine Nukes. So bleibt der Schaden gering. Meiner Meinung eine sehr vorausschauende und intelligente Lösung des Schhöpfergottes!
Da unser Denken und Fühlen unsere Handlungen bestimmen, können wir das natürliche Gleichgewicht stören und dann gerät die Welt aus den Fugen.
Jesus predigte Gewaltlosigkeit. Man muß aber berücksichtigen, daß er in der Nuß die geistige Haltung meinte. Wer um sein Überleben kämpft, muß keineswegs seine Gegner hassen oder ständig an Rache denken. Darum glaube ich auch nicht, das sich echte Männer wie Swissmann ihre wertvolle Energie damit verschwenden würden. Nicht gemeint ist damit, andern absichtlich Schaden zuzufügen, zu mißhandeln oder auszunutzen. Zuerst auf ehrlicher Weise friedvolle Lösungen zu suchen. Und dann erst zu handeln. Zuweilen ist die Zeit aber zu kurz um lange nachzudenken, wenn etwa der Irre mit dem Beil auf einem zurennt ...
Selbstverteidigung und Notwehr
Der Trieb zwingt uns zuerst zur Verteidigung des eigenen Leibs und Leben. Es macht keinen Sinn, gegen diesen Trieb anzukämpfen. Denn allein schon dieser Kampf wäre Gewalt. In diesem Fall Gewalt gegen sich selbst. Im "natürlichen Maß" ist es richtig, sich gehen zu lassen, wie man sagt. Man kann sich angewöhnen, ruhig und besonnen auf Angriffe zu reagieren, im Notwehrfall aber kräftig zupackend, ohne übermäßig "aggressiv" zu werden. So wie viele junge Leute im Laufe ihres Lebens merken, das schnell aufbrausende, unbeherrschte Reaktionen beim Gegner eine Abwehrhaltung stößt (dieser schlägt dann mit Gegen-wut zurück, man schreit sich an usw. ein Steit eben.) und sich darauf besinnt, künftig ruhig und bestimmt zu agieren und dennoch fest bei seiner Meinung zu bleiben. Eine sanfte Antwort dämpft den Zorn. Dies gilt nicht nur verbal, sondern auch aktiv in seinen körperlichen Handlungen.
Ein einprägsames Sprichwort lautet:
Wer sich zum Schaf macht, den fressen die Wölfe!
Extreme Einstellungen
Sowohl derjenige, der Aggression in seiner negativen Weise praktiziert, als auch der andere, der sich eher zum Lamm macht statt sich zu wehren, haben ein extremes Verhalten. Keines von beiden ist gut.
Typ A:
Wird schnell wütend, schlägt zu, sowohl verbal wie auch körperlich. Viele meiden den Umgang mit ihm, weil unsicheres Verhalten. Gemeingefährlich!
Typ B:
In gewisser Weise auch gefährlich, da er dazu neigt, sich aunutzen zu lassen, sich zum Fußabtreter machen zu lassen. Auch hier steckt eine verborgene Angst im Hintergrund, manchmal auch das Gefühl der Hilflosigkeit. Diese Gefühle verstärken sich und führen zum extremen Typ des von euch genannten "Gutmenschen".
Typ C:
Ein optimistischer Realist. Er sieht die Welt wie sie ist, verliert jedoch nie seinen Optimismus und positive Zuversicht. Ständig den Teufel an die schwarze Forumswand zu malen, wie es Badland es zeitweilig getan hat, hilft genausowenig weiter wie der umgekehrte Fall von "Bewußtseinserweiterung" oder "Licht" usw. Aber hierbei geht es um Interpretationsprobleme, darum sei das nur am Rande erwähnt.
Der Typ C plant niemals von sich aus (also aus Absicht) einen Angriff. Präventivschläge sind Selbstverteidigung (im Sinn des Wortes "Präventiv"). Er wehrt sich, um sein Leben zu retten oder das von anderen, soweit er kann.
Täter und Opfer
Im spitituellen Sinn hat jeder die Möglichkeit, zu verhindern, selbst Opfer zu werden. Gleichzeitig hat auch der Täter bereits vor der Tat die Möglichkeit, sich zu überlegen, ob er es tut oder nicht. Ein Grund von der Strafverfolgung abzusehen ist dies aber nicht. Da die Menschen inperfekt sind, ist es erforderlich, gegen Täter mit der gebotenen Härte vorzugehen. Von einer gewissen Abschreckung kann durchaus die Rede sein. Man sollte auch hier Extremitäten vermeiden. Der Rest ist psychologischer Natur und hat auch mit Perspektivlosigkeit und Armut zu tun oder mit der Form des Auslebens der Sexualtiät (Stichwort Vergewaltigung und Mißbrauch), wobei ich erwähnen darf, das in einer "prüden" Gesellschaft die Zahl der Taten keineswegs geringer war als in einer sexuell offenen. Nur wurde es damals immer verheimlicht! (Und es würde auch in einer streng katholischen Welt verheimlicht und vertuscht!).
Im Laufe der Zeit, wenn die Menschen gelernt haben, richtig zu denken und einen positiven Glauben zu entwickeln, wird dem Verbrechen die Grundlage entzogen (es gibt keine "Opfer" mehr) und die Welt wird friedlich und sicher sein.
Dies setzt voraus, das man die Gesetze des Geistes, die Aussge der Religionen glaubt. Atheisten und Materialisten, die an solchen "Unfug" nicht glauben wollen, ist nicht mehr zu helfen. Und so können diese Leute auch nicht miteinander diskutieren. Atheisten setzen völlig auf Äußerlichkeiten und verkennen damit die wahren Ursachen. Und sie sind es auch, die in den kommenden Ereignissen ihre Existenz auslöschen und vom Bild der Erde verschwinden.
Nun einige einzelne Gedanken zu Muktis Zitate:
>Das sind keine Grundlagen, den allgegenwärtigen Hass in der Welt und die allgegenwärtige Gewaltbereitschaft zu vermindern. Im Gegenteil :-(
Gewalt zeugt Gewalt, das ist richtig. Jedoch muß der Mensch erst anfangen, in seinem Inneren Frieden und Gewaltlosigkeit zu schaffen. Zum Beispiel dadurch das man seine Triebe nicht bekämpft. Man muß also ein rechtes Maß treffen. Dies wäre eigentlich Aufgabe der Erziehung unserer Kinder. Da aber - leider - die meisten Eltern keine Ahnung davon haben und die Schulen zu Maschinen verkommen, weiß zur Zeit niemand, was das rechte Maß ist. Folge sind extreme Einstellungen.
>- die meisten hier bezeichnen sich als Christen und Christ und Gewalt passt eigentlich nicht zusammen ( So dich einer auf die linke Wange schlägt.. )
Dies kann man zuerst einmal mit Unwissenheit begründen. Und es ist spirituell gemeint. Ein friedvoller Geist wird keine Gewalt anwenden und muß es auch nicht. Weil er nie angegriffen wird. So erübrigt sich die Diskussion darum. Dies meint Jesus auch damit. Man muß mehr auf das Innere sehen statt auf Äußerlichkeiten.
>- die Gewaltbereitschaft wird umso größer, je mehr einer betroffen ist, der zu den geliebten Menschen zählt. Wird aber nicht jeder von einem anderen geliebt? Geht es nur um das eigene Ego?
Der Selbsterhaltungstrieb zwingt uns zum Handeln. Der Mensch ist kein Schaf, der sich fressen lassen soll. Maßvolle Verteidigung schließt Schonung des Gegners mit ein. Den Rest spare ich mir, wäre ein zu langer Diskurs.
>- Es wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass sich das eigene "Gut-Böse" denken allen anderen ebenso darstellen muss. Dies ist definitiv nicht der Fall.
Man sollte die Welt auch nicht in Gut und Böse einteilen, sondern handeln wie es erforderlich ist. In unserer chaotischen Welt denkt jeder was anderes. Wie sollen wir auf einem gemeinsamen Nenner kommen wenn z. B. in Schulen hin und her diskutiert wird und es am Ende 30 Meinungen gibt (bei 20 Schülern)? Da müssen schon Werte vermittelt werden, die allgemeingültig sind. Als Grundlage, darüber hinaus darf jeder denken und meinen was er will. Doch diese Basis ist nicht mehr vorhanden. Und ohne festen Bezugspunkt verkommt die Meinung des anderen zu dummen Geschwätz, das man versucht herabzuwürdigen. Aber man kann damit auch nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
>- Kaum einer, außer Wesenheit X, kriegt noch mit, dass es außerhalb von stillem Erdulden und gewalt- und hasserfülltem Tun noch andere Möglichkeiten gibt.
Das ist der Typ C von oben und seiner Abarten.
>Eine Ohrfeige, die mir unterstellt wurde, war die, dass ich alle vergewaltigten Frauen verhöhnen würde, da ich den Vergewaltiger nicht selbstverständlich und sei es in Selbstjustiz, umbringen sondern möglicherweise sogar noch schützen würde.
Es ist nicht einfach, seine Gedanken auszudrücken, erst recht nicht schriftlich. Da kann man nur an sich arbeiten und seine Ausdrucksweise verbessern. Also: üben, üben, üben!
>Es gehört nicht unbedingt hierher, zur Erklärung aber dennoch: Ich bin selber 2x vergewaltigt worden. Nichts, was ich jemand je wünschen würde und nichts, was ich als normalen Usus eingeführt sehen möchte. Dennoch - Mordgelüste empfand ich keine.
Das bedeutet, nicht nachtragend zu sein. Vergebung. Sehr gut! Das bedeutet im Umkehrschluß jedoch nicht, das eine Selbstverteidigung nicht erlaubt wäre. Man wendet Notwehr an, vergibt den Täter und verzichtet auf Rache. Über weitergehende Maßnahmen wie Strafe muß gesondert beraten werden. Extreme Strafen sind ebenso schädlich wie zu milde.
>Meine Überlegung und meine Überzeugung, dass Gewalt niemals ein Mittel sein kann, um Gewalt zu lösen oder zu verhindern, beruht auf ebenso religiösen wie auch empirischen Gedanken und Erfahrungen.
Hier ist die Falle des Glaubens. Denn nur ein Mensch, der einen starken Glauben entwickelt hat, ist so stark, das er kraft seines Glaubens erstens Unglück von sich selbst abwendet und zweitens auch es auch nie nötig hat, selber welche anzuwenden. Etwa so wie Jesus es gezeigt hat. Doch bis man so weit ist, können Jahrzehnte vergehen, in der man eine Leidenszeit (wer lernt, der leidet) durchgehen muß.
Es ist ein Unterschied ob man aus Intinkt/Trieb handelt oder absichtlich aus niederen Beweggründen. Der Mensch ist ein Mensch und muß wie ein Mensch leben.
Wer den starken Glauben hat, kann sich selbst helfen. Wer ihn nicht hat, geht zur Polizei. Ist das Problem dann gelöst, stärkt das den eigenen Glauben. Man kann sich nicht zwingen, Selbstbewußtsein und Glauben zu haben.
>1. Dass das nicht klappen kann, niemals geklappt hat und aller Voraussicht nach niemals klappen wird, zeigt uns die gesamte Menschheitsgeschichte. Warum immer wieder an etwas festhalten, was sich erwiesenermaßen als unsinnig und wirkungslos erwiesen hat, wenn man von einem kurzfristigen Gefühl der vollendeten Rache und der damit verbundenen Befriedigung absieht?
Gewalt und Rache sind auch keine Lösung. Und Abschreckung durch Strafe zeigen nur begrenzte Wirkung. Sie sind ein Teil der Maßnahmen, aber kein Allheilmittel.
>2. Die Religionen, die ich am besten kenne ( Christentum, Hinduismus und Buddhismus ) sagen alleNICHT aus, dass wir unser Ego durch gewaltsame Aktionen fördern sollen und Gewalt irgendwann ein Mittel der Wahl sei.
>3. Ich habe ein großes, ein sehr großes Verständnis sogar dafür, dass man sich solche Gründe bei der "Selbst-Verteidigung" sehr gerne zurecht sucht.
>Auch bei mir selber muss so viel Ehrlichkeit sein, dass ich de facto wirklich nicht weiß, wie ich reagieren würde, wenn einer meinen Tieren ein Leid antun wollte - oder meiner Mutter hätte antun wollen.Definition! Eine Frage der Definition! Was ist Gewalt, was ist Selbstverteidigung, was ist ein Trieb des Menschen? Ob wir noch ein Psychologieforum hier zufügen sollten? Ansonsten ist meines dazu besser geeignet.
> Ich kann nur hoffen, dass ich dann intuitiv den Weg der Mitte erkennen werde, der das eine wie das andere verhindert. Weil ich tatsächlich nicht damit leben könnte, dass ich Ent-Täuschung ( man beachte das Wort!) so leben würde, dass ich anderen bewusst und willentlich meinen Zorn, meine Rache, mein beleidigtes Ego und meinen Hass in Form von Gewalt angedient hätte. Dann hätte das Leben eine Qualität für mich, die weit unterhalb eines 0-Grades läge.
Laß alle deine Hoffnung fahren, sie brigt dich nicht weiter. Lese demnächst meine Homepage und dann diskutieren wir weiter darüber.
>Und ja - ich habe durchaus, als ich noch unterrichtete, Schülern dieses Gedankengut nahegebracht und ich werde dies sicher auch wieder tun, wenn ich gefragt werde oder das Thema aufkommt. Allerdings unterrichte ich aus Gesundheitsgründen zur Zeit nicht, was so manch einen beruhigen mag..
Dann mache ihnen klar, das sie innerlich friedvoll sein müssen. Also kein Haß, keine Feindseligkeit, kein Neid oder Eifersucht. Das sie aber reagieren dürfen auf Angriffe und sich keineswegs zum Prügelknaben machen müssen. Mit einer friedvollen Einstellung werden sie selbst niemals Opfer von Gewalt, es ist alles eine Frage des Glaubens.
>Ich habe als Mensch die unabdingbare Freiheit, aus allen Gegebenheiten IN MIR selber das zu machen, wozu ich mich selber entscheide. Die Umstände mag ich nicht immer ändern können, aber immer habe ich meine Reaktion darauf selber in der Hand. Vl. nicht unmittelbar, aber immer langfristig.
Na, da sind wir uns ja einig.
>Und nicht mehr als auf diese Freiheit, die göttlich ist, berufe ich mich.
>Was immer auch an Leid geschehen mag - denen, die ich liebe und mir - das kann ich womöglich nicht ändern und ich komm da nicht raus.Du bist selbstverständlich nicht für das Verhalten anderer Menschen verantwortlich. Denke gutes über andere, aber verlier die Welt in der wir leben nicht aus den Augen. Es ist durchaus legitim, sich vor Hochwasser in die erste Etage zu retten als unten im Erdgeschoss zu ersaufen ...
>" Gewalt mit Gewalt zu beantworten, wird immer die Spirale der Gewalt weiter in Bewegung halten. Und meine Entscheidung ist es, da nicht mehr mitzuspielen!"
Das ist ganz richtig!
Beste Grüße
Henry