N : Magnetfeld der Erde - Polsprung ...Chaos wie Wetter
Geschrieben von Freiwild am 23. April 2003 12:22:43:
Als Antwort auf: Nachrichten (o.T.) geschrieben von Freiwild am 23. April 2003 10:55:30:
Polsprung ...
Das Magnetfeld der Erde - nur ein großes Feld für Spekulatius und
phantasievolle Unterhaltung a la Hollywood ?
___________________________________________________________________Das Magnetfeld der Erde ist genau so chaotisch wie das Wetter
Der irdische Schutzschild gegen kosmische Strahlung wird immer schwächer - Polt sich das Erdmagnetfeld wieder um? Die Konsequenzen sind Hollywood-fähig
von Holger Kroker
London - Vögel verlieren die Orientierung, Herzschrittmacher brennen durch, die Golden-Gate- Brücke in San Francisco schmilzt, und das Kolosseum in Rom wird durch ein gewaltiges Gewitter zerstört. Hollywood hat tief in die Trickkiste gegriffen, um zu zeigen, was nach dem Ende des irdischen Magnetfeldes passiert. "Das mit den Vögeln ist plausibel, alles andere Dichtung", urteilt Francis Nimmo, Geophysiker am University College in London. Er ist einer der Forscher, die die Macher von "The Core" vorab um wissenschaftlichen Rat gebeten hatten.
Das Magnetfeld umgibt die Erde wie ein unsichtbarer Schild, der
sie weit gehend vor kosmischer Strahlung und geladenen Partikeln schützt. Wenn dieser Schirm zusammenbräche, könnten sich heftige Sonnenstürme in unserer Atmosphäre austoben. Plötzlich sind Satelliten in Gefahr, die sonst durch die Magnetosphäre der Erde vor Teilchenstürmen aus dem All geschützt werden. Damit ist die gesamte moderne Kommunikationswelt bedroht. Und tatsächlich wird das Erdmagnetfeld seit Jahren immer schwächer.Ohne Magnetbremse könnten starke elektromagnetische Stürme
von der Sonne auch Radioübertragungen stören und Flugleitsysteme zusammenbrechen lassen. Wie stark die Atmosphäre die geladenen Teilchen auch ohne Magnetfeld abfängt und damit die direkten Einflüsse auf alles Leben filtert, ist aber umstritten. Nimmo: "In dem Film ist viel Fiction rund um eine nette Idee."Tatsächlich lässt das Erdmagnetfeld viel Raum für Spekulation,
denn es ist eines der großen Rätsel der Physik. Außer der Erde hat von den vier inneren Planeten des Sonnensystems nur Merkur einen Magnetschirm. Mars hat seinen bereits seit langem verloren, ob Venus je einen besessen hat, weiß man nicht. Die grundsätzliche Frage ist, warum Erde und Merkur auch nach 4,56 Milliarden Jahren ihr Magnetfeld noch besitzen...........
Rätselhaft bleibt, wie dieser Geodynamo die Dynamik des Erdmagnetfelds zu Stande bringt. Zurzeit hat die Erde ein Dipolfeld, dessen magnetischer Südpol paradoxerweise in der Arktis liegt. Das ist jedoch erst seit gut 700 000 Jahren so. In den letzten 80 Millionen Jahren durchlief die Erde eine unruhige Periode, in der sich das Feld im Schnitt alle 200 000 Jahre umpolte. Davor war es indes rund 35 Millionen Jahre konstant. Während der Umpolungen schwächt sich das Magnetfeld zunächst stark ab, der Nordpol wandert in Richtung Äquator, irgendwann springt das Magnetfeld um und baut sich in umgekehrter Ausrichtung wieder auf. Der gesamte Umpolungsprozess dauert rund 1000 Jahre.
Wesentlich häufiger, alle 1000 bis 2000 Jahre, ereignen sich so
genannte Exkursionen. "Das sind im Grunde stecken gebliebene Umpolungen", erklärt Reidar Lovlie, Geophysikprofessor an der Universität Bergen. Auch bei diesen Phänomenen beginnt der Nordpol in Richtung Äquator zu wandern und die Feldstärke zu schwinden. Doch aus irgendeinem Grund kommt der Pol des Magnetfeldes nicht weit genug, damit das Feld umspringt. Vielmehr kehrt der Pol an seinen ursprünglichen Platz zurück, und das Feld erlangt wieder seine einstige Stärke.Forscher können zwar die Veränderungen des Erdmagnetfeldes
messen, haben aber nicht die geringste Ahnung, was die Ursache ist. Trotz aller Computermodelle gibt es bislang keine vernünftige Erklärung für diese Phänomene. Lovlie: "Wir wissen nur, dass das Erdmagnetfeld so dynamisch und chaotisch wie das Wetter ist."