N : Schleier- Kampf - Frankreich streitet über die Rechte der Moslems
Geschrieben von Freiwild am 22. April 2003 11:19:19:
Als Antwort auf: NACHRICHTEN (o.T.) geschrieben von Krümel am 22. April 2003 07:19:08:
Vor dem Hintergrund dieses Artikels und früherer Diskussionen (Archiv)
hier frage ich mich auch, wie weit Salim mit seinem Vorschlag ist,
im Schwarzwald den Turban zur Lederhose als - für den gläubigen Moslem -
zwingend vorgegebenes Kleidungsstück einzuführen ? (*fg*)
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Der Minister zieht in den Schleier- KampfFrankreich streitet über die Rechte der Moslems
Lutz Krusche
Das Jahrhundertwerk hielt eine Woche, dann kam der erste Eklat. "Der neue Schleier-Krieg ist ausgebrochen", lautete am Montag die Schlagzeile des Boulevard-Blattes Le Parisien. Und dieser Krieg verspricht hart zu werden.
Vor einer Woche erst hatte Frankreichs Innenminister Nicolas Sarkozy ein Meisterstück präsentiert, an dem sich seine Vorgänger zwanzig Jahre lang vergebens versucht hatten: Sarkozy gelang es, alle islamischen Strömungen, Gemäßigte wie Fundamentalisten, unter einem Dach zu vereinen - dem Französischen Rat des moslemischen Kults. Es war die Geburtsstunde des französischen Islam. So hoffte man jedenfalls.
Ausgerechnet Ostern kam die erste Feuerprobe: In der Messehalle von Le Bourget bei Paris trafen sich rund 10 000 Islamisten der radikalen UOIF - rechts die Männer, zumeist mit Bärten, links die Frauen, allesamt mit Schleiern. Dann kam Sarkozy. Nie zuvor hatte sich ein Minister dort blicken lassen. Prasselnder Beifall. Doch dann löste ein Satz Gejohle und ein Pfeifkonzert aus: "Das Gesetz schreibt vor", deklamierte Sarkozy, "dass in allen Identitätspapieren das Foto den Inhaber mit unbedecktem Kopf zeigt - gleich ob Mann oder Frau." Also kein Schleier mehr auf Pass oder Führerschein. Das wilde Protestgeschrei spornte Sarkozy nur noch an: "Die Gesetze der Republik", rief er aus, "gelten für alle, auch für Moslems."
Die französische Republik ist laut Verfassung laizistisch; im Klassenzimmer darf kein Kruzifix hängen, der Staat zahlt keine Priestergehälter. Der Schleierkampf tobt seit 1994, als die ersten verhängten Mädchen von Schulen nach Hause geschickt wurden. Seitdem herrscht Chaos, denn Gerichte und Schulleiter haben mal so, mal so entschieden. Schuld daran ist der Staatsrat, der sich windet: Der Schleier sei an sich kein Verstoß gegen die Laizität, sofern er nicht Pression, Provokation, oder Propaganda diene. Aber wo sind die Grenzen? In den letzten Wochen sind die Schleier-Frauen auffallend aktiv gewesen, auch mit öffentlichen Demonstrationen. Unter anderem verlangten sie reservierte Stunden in Hallenbädern.
Der Innenminister will, wie die meisten Franzosen, keine islamisierte Republik. Erste Gratulantin nach Sarkozys provokantem Auftritt war denn auch die Internationale Liga für Frauenrechte. Für sie sind Schleier und Tschador schlicht "Symbole der Unterwerfung".