Chrom, Somalia und Ruanda

Geschrieben von Swissman am 20. April 2003 23:02:51:

Als Antwort auf: War in Afrika - was tut die USA? geschrieben von King Henry am 20. April 2003 02:57:31:

Hallo Henry,

>Was würden die USA denn tun, wenn in Südafrika ein Bürgerkrieg ausbrechen würde? Nehmen wir mal an, ein Crash-Vorläufer würde dort die Stimmung so sehr versauern, das die Unruhen die Goldförderung unmöglich macht.

Es gibt, nebst Gold, noch einen weiteren, wichtigeren Rohstoff, über den Südafrika verfügt: Chrom! - Die Rüstungsindustrie ist auf Chrom in ähnlichem Masse angewiesen, wie auf Erdöl. Die meisten hochwertigen Legierungen, die (auch) zu Rüstungszwecken Verwendung finden, beeinhalten einen gewissen Anteil Chrom.

Südafrika fördert allein gut einen Drittel der jährlichen Chromproduktion. Ungefähr ein weiteres Drittel wird in Sibirien gewonnen. - Faktisch liegt der Anteil Südafrikas an der frei handelbaren Chromproduktion bei etwa 50%, d. h. die USA müssten spätestens dann eingreifen, wenn innere Unruhen den südafrikanische Chromexport beeinträchtigt haben!

>Was meinst Du? Würde die USA in Afrika allgemein und Südafrika im speziellen militärisch aktiv werden? Eine weitere Möglichkeit wären die Ölförderungen in Nigeria (auch am Rande eines Bürgerkrieges stehend) und Angola.

Seit dem Debakel von Somalia nehmen die USA ihre Interessen in Afrika nach Möglichkeit mittels einheimischer Strohmänner wahr. Unter dem noch frischen Eindruck der Ereignisse in Mogadischu verzichtete Bill Clinton sogar auf eine Intervention während des Völkermordes in Ruanda.

Ein Eingreifen wäre durchaus möglich gewesen, denn zeitgleich befanden sich etwa 2000 Mann US-Luftlandetruppen zu Manöverzwecken im benachbarten Uganda. - Für die Befriedung eines afrikanischen Staates von der Grösse Ruandas ist dies, aller geschichtlichen Erfahrung nach, mehr als ausreichend.

Fairerweise muss allerdings auch gesagt werden, dass die UNO sich in Ruanda mit noch viel grösserer Schande bedeckte, als die USA: Einige hundert Blauhelme waren ja bereits vor Ort. Selbst die lächerliche Bewaffnung, die man den Blauhelmen üblicherweise zugesteht, hätte in jedem vollauf Fall genügt, um mit einigen machtenschwingenden Wilden fertigzuwerden (richtige Waffen wurden von Seiten der Hutu-Milizen ja gar nicht erst eingesetzt).

Die Richtigkeit dieser Behauptung ergibt sich auch daraus, dass die einrückenden Tutsi-Krieger der RPF, obwohl nicht viel besser ausgestattet, als die Blauhelme, das Land in einem afrikanischen Blitzkrieg einnehmen konnten. - Der Unterschied: Die Tutsi folgten dem Kriegerethos, derweil man im Debattierclub in New York weltfremden Phantastereien nachhängt.

Den Blauhelmen wurde der Gebrauch der Schusswaffe ausdrücklich verboten, sogar für den Fall einer Notwehrsituation! Die einzigen Anständigen in den Reihen der UNO waren die belgischen Blauhelmsoldaten, die unter Missachtung ihrer Befehle enige Tutsi in ihrem Stützpunkt versteckten - da man im Sinne einer dekadenten Deeskalationspolitik darauf verzichtet hatte, den Soldaten wenigstens ein Minimum an Munition auszuteilen, bezahlten sie dafür ihrerseits mit dem Leben.

Übrigens liegt ein ganz erheblicher Teil der Schuld am Versagen in Somalia ebenfalls bei der UNO: Die Rangers wären anlässlich der Razzia gegen Mohammed Farah Aidid, wenn man ihnen denn freie Hand gelassen hätte, mit schwererem Gerät ausgerückt - tatsächlich wurde dies von irgendeinem inkompetenten UN-Bürokraten verboten, weil man damit den "Eindruck unnötiger Aggressivität erwecken" könnte... - Dabei ist das ja gerade der Sinn der Sache: Man stellt seine Muskeln zur Schau, um sie nicht wirklich einsetzen zu müssen!

Selbstverständlich ist Bill Clinton nicht weniger schuldig, denn er war es, der die GI's von Vollidioten am Gängelband führen liess. Und als sich die Folgen zeigten, zog er sich zurück, anstatt nun endlich mit der grossen Kelle anzurichten - jeder Westentaschen-Napoleon zog daraus natürlich die entsprechenden Schlüsse...

mfG,

Swissman


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