Auf Arte heute langer Themenabend...

Geschrieben von ahlfi am 15. April 2003 14:56:29:

... vielleicht für den einen oder anderen ganz interessant und zudem dem Thema des Forums einigermaßen angelehnt.

Gruß
Ahlfi

Themenabend: Die biochemische Bedrohung
Der Kampf gegen das "Dreckige Dutzend"

Di 15.04.2003
20:45

USA im Juni 2001: Drei Millionen Menschen in 25 Staaten sind mit Pocken infiziert, die Zahl der Toten liegt bei einer Million. Nach angenommenen 16 Tagen wird die Übung eines Angriffs mit Pockenviren abgebrochen. Geprobt wurde an einem Konferenztisch auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews bei Washington. Die Übung lief unter dem Codenamen "Dark Winter". Ziel war es festzustellen, wie gut die USA auf einen Angriff mit Biowaffen vorbereitet sind. Drastischer als mit dem verheerenden Ergebnis hätte man die Gefahr, die von Biowaffen ausgeht, nicht belegen können. Eine der Konsequenzen ist die Stärkung und der Aufbau einer effektiven Task Force, den sogenannten "Civil Support Teams" der National Guard. Eine effektive Truppe, die im Ernstfall innerhalb von 90 Minuten an jedem beliebigen Ort der USA einsatzbereit ist. Ganz anders ist die Situation in Europa, die Probleme hier grundlegender. Unterschiedliche Sprachen, unterschiedliche Einsatzstrukturen behindern die Effektivität der militärischen und zivilen Einsatzteams. Ähnlich auch die Situation in den übergeordneten Behörden. Für die EU ist das Umweltreferat Katastrophenschutz und Umweltunfälle zuständig. Die logistische Ausstattung der Behörde ist katastrophal und die Entscheidungswege langwierig. "Der Kampf gegen das "Dreckige Dutzend" zeigt aber auch, welche Gifte und Viren für B-Waffen geeignet sind, wie man sie herstellt, wer überhaupt dazu in der Lage ist und welche Auswirkungen sie auf den Menschen haben. Bei den Biomedizinern tragen sie den bedeutungsvollen Titel: "Das dreckige Dutzend"? Was verbirgt sich dahinter?

Der Krieg des 21. Jahrhunderts?

Di 15.04.2003
21:30

"Brunnenvergifter!" Heute nur ein Schimpfwort, doch eigentlich der erste Hinweis auf biologische Kriegsführung. 600 Jahre vor Christus sollen die Assyrer die Brunnen ihrer Feinde verseucht haben. Seitdem haben die biologischen und chemischen Waffen eine schreckliche Entwicklung genommen. 1346 schleuderten Tartaren Pestopfer in die belagerte Stadt Kaffa und infizierten so die Einwohner. Auch Truppen Napoleons und britische Soldaten in Amerika nutzten Mikroorganismen, um ihre Gegner zu schwächen oder gar zu töten. Eine Zeitenwende brachte der Erste Weltkrieg: Zum ersten Mal wurde in großem Umfang eine künstlich erzeugte Chemikalie als Waffe eingesetzt. In den Chlorgas- und Lost-Angriffen starben Zehntausende, Hunderttausende erlitten Verwundungen und Spätschäden. Vater dieser schrecklichen neuen Erfindung war der deutsche Professor Fritz Haber. 1936 beginnen Forschungen an Bio-Waffen in einer japanischen Einheit, im gleichen Jahr wird in Leverkusen das erste Nervengas entwickelt: Tabun. Fabriken für die Kampfstoffe werden gebaut, doch die C-Waffen kommen nicht zum Einsatz. Auch B-Waffen kommen nicht zum militärischen Einsatz, wohl aber gegen wehrlose Zivilisten: Die Deutschen vergasen Millionen Menschen mit Zyklon B. Ein kalt geplanter Massenmord ? der bislang größte B-Waffen-Einatz. Im Kalten Krieg werden die Sowjetunion und die USA zu den größten ABC-Waffen-Produzenten, bald ist nicht nur der nukleare Overkill erreicht, auch mit B- und C-Waffen hätten sich die Menschheit selbst ausrotten können. Im Krieg gegen den Iran setzt Saddam Hussein ? damals noch ein Günstling der US-Regierung ? selbst produziertes Tabun ein. Vier Jahre später werden die Menschen des Kurdendorfes Halabdscha mit Giftgas ermordet. Im Golfkrieg 1991 herrschte Angst in Israel: Mit B- oder C-Waffen bestückte Scud-Raketen hätten den Staat in seiner Existenz bedrohen können. Doch der Atommacht Israel bleibt ein nichtkonventioneller Angriff erspart. Doch nun nutzen auch Terroristen die Macht der Gifte und Keime: Der Anschlag auf die U-Bahn in Tokio bringt 1995 ein neues Schreckensszenario auf die Weltbühne. Mit den UN-Kontrollen im Irak soll sichergestellt werden, dass von dort keine Bedrohung mehr ausgeht. Doch ein Krieg könnte hier ganz neue Risiken bergen. Der Film zeigt die Geschichte der nichtkonventionellen Waffen und wie sich die B-/C-Waffen von der Brunnenvergiftung bis zum mehrfachen Overkill entwickelt haben.

Weit ab von der Gefahr?
Das Modell Deutschland
Di 15.04.2003
22:05

Deutschland ist weit weg von möglichen Angreifern, anders als Israel liegt es außerhalb der Reichweite von Raketen oder Flugzeugen, die etwa der Irak einsetzen könnte. Ein militärischer Angriff im großen Stile ist also praktisch ausgeschlossen - herrscht hier also keinerlei Gefahr? Eine Drohung bleibt - ein terroristischer Anschlag mit B- oder C-Waffen. Wie gut ist Deutschland gegen eine solche Attacke gerüstet? Wie kann sich eine offene Gesellschaft schützen? Wer kann helfen? Der Film zeichnet ein Bild von der Situation in der Bundesrepublik: Von der Katastrophenschutz-Übung, bei der auch eine chemische Verseuchung simuliert wird, über das Hochsicherheitslabor, das verdächtige Proben auf Milzbrand untersucht bis hin zum Notarzt, der als erster die Opfer eines Anschlages behandeln müsste. Die Vorbereitungen für den Katastrophenfall laufen. Impfstoff gegen Pocken wird gekauft, Pläne, alle Deutschen innerhalb von vier Tagen zu immunisieren, werden aufgestellt. Katastrophenmediziner beraten, was im Falle eines Angriffes zu tun sei. Die Bundeswehr hat ihr Forschungsprogramm zur Abwehr biologischer Gefahren drastisch vergrößert. Doch reichen die Bemühungen aus? Arbeiten Bund und Länder reibungslos zusammen? Reichen die Kapazitäten für die Versorgung von Terroropfern aus? Wie real ist die Bedrohung? Planer und Praktiker, Ärzte und B-Waffen-Experten, Ministerialbeamte und Feuerwehrleute schätzen ein, wie gut Deutschland auf einen Anschlag mit biologischen oder chemischen Waffen vorbereitet ist.

Und so weiter...








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