Etwas andere habe ich auch nie gesagt
Geschrieben von Swissman am 25. September 2001 17:19:18:
Als Antwort auf: Verbindung Pakistan / Taliban geschrieben von Johannes am 24. September 2001 23:56:11:
>Hm, nach einem weiteren Artikel, den ich gefunden habe, hat Massud DOCH gegen >die Taliban gekämpft:
Ahmed Shah Massud, der am 10. 9. - vermutlich auf Befehl OBL's - ermordet wurde, war einer der führenden Vertreter des Widerstandes gegen die Taliban. Massud leitete die militärischen Operationen der Jamiat-e Islami. Vorsitzender der Jamiat ist der rechtmässige Präsident Afghanistans, Burhanuddin Rabbani.
Masud war ein Mudschahid der ersten Stunde: Während der sowjetischen Besatzungszeit gelang es ihm, seine Heimat, das Pandschirtal faktisch zu befreien. Aus dieser Festung heraus waren die Freiheitskämpfer der Jamiat eine dauernde Bedrohung für die sowjetischen Truppen im Raum Kabul (Selbst heute verlaufen die vordersten Linien der Jamiat nur etwa 30km vor der Hauptstadt Kabul - Ein Umstand, der die Taliban dazu bewogen hat, ihren Hauptsitz in Kandahar zu belassen... Nadschibullah, obgleich Kommunist, hatte immerhin den Mut, in Kabul zu residieren).
Da der Salang-Pass, die wichtigste Verbindung nach Kabul, durch Masuds Gebiet führte, mussten die Kommunisten den Nachschub mittels schwerbewachter Konvois herbeiführen, die sich den Weg jedesmal aufs neue freikämpfen mussten. Masuds Männer schienen überall zu sein, die Verluste der Sowjets waren dementsprechend blutig.
Die Sowjets versuchten daher wiederholt, das Pandschirtal zu erobern - Selbst ihre besten Elitetruppen bissen sich an dieser Aufgabe die Zähne aus!
Eine kleine cineastische Randbemerkung: In "Rambo III" besucht Rambo ein Mudschaheddin-Lager, wo er mit Ahmed Shah Masud zusammentrifft. In einem ziemlich langen Monolog beklagt dieser die Verbrechen der Sowjets.
Neben der Jamiat-e Islami und dem bereits bekannten Usbeken Ahmed Dostum, ist unter den Mitgliedern der Nordallianz vor allem die Hesb-e Wahdat zu nennen: Die Wahdat rekrutiert ihre Mitglieder überwiegend unter den schiitischen Hazara, einem mongolischen Volksstamm im zentralafghanischen Hazarajat-Gebirge. Das Gebiet der Hazar ist bereits seit über zwei Jahren von der Aussenwelt abgeschnitten - da die Taliban dieses tapfere Volk im offenen Kampf offenbar nicht besiegen können, hat ihr Führer Mullah Omar die Parole ausgegeben, sie auszuhungern!
Auch die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamyan muss man wohl in diesem Zusammenhang betrachten: Die Überlieferung der Hazaras schreibt deren Bau ihren buddhistischen Urahnen zu. Es ging also offensichtlich darum, ihr wichtigstes nationales Symbol zu vernichten.
Überdies sind die Hazara Schiiten, während die Taliban sich dem Ausland gegenüber als Sunniten gerieren - in Wahrheit gehört aber zumindest ihre Führung der radikalen Sekte der Deobandi an. Die Deobandi-Sekte lehrt unter anderem, dass die Schiiten "furchtbare Ketzer" seien, die man ausrotten müsse.>> Derzeit erhielten die Taliban von Pakistan Unterstützung aller Art,
>> neben Wirtschaftshilfe auch Waffen, sagte Massud. Sogar bewaffnete Kräfte
>> habe Pakistan über die Grenze geschickt.Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Taliban jahrelang vom pakistanischen Geheimdienst ISI unterstützt wurden (und möglicherweise immer noch werden...?). Zudem flossen umfangreiche Unterstützungsgelder aus Saudi Arabien, dessen Herrscherhaus der Sekte der Wahhabbiten angehört. Die Wahhabbiten vertreten in vielen Dingen sehr ähnliche Auffassungen wie die Deobandi-Sekte.