N - „Willkommen in der Hölle“ - eine Analyse

Geschrieben von Freiwild am 06. April 2003 21:51:32:

Als Antwort auf: NACHRICHTEN! oT (o.T.) geschrieben von Guerrero am 06. April 2003 01:55:48:

Militäreinsatz

„Willkommen in der Hölle“

Es hatte ein „Spaziergang“ werden sollen. Jetzt droht im Irak ein langer, blutiger Krieg

Von Thomas Kleine-Brockhoff und Constanze Stelzenmüller

Washington

............auszugsweise..........

im Original sind weitere Grafiken

..... letzte Absätze ....

Allein, zwischen dem Verteidigungsring um Bagdad, der von drei Divisionen der irakischen Republikanischen Garde gesichert wird, und Kuwait erstreckt sich eine 450 Kilometer lange Versorgungslinie mit 50000 Soldaten und 7000 Fahrzeugen. Nachrückende Kampftruppen und Versorgungseinheiten stehen an sämtlichen strategischen Knotenpunkten unter Dauerbeschuss von Milizionären, die sich in den Städten verschanzt haben: in Nadschaf, Samawa und Nasirija.

„Wir haben gehofft, dass wir einfach durchziehen könnten und die Bevölkerung würde Blumen schwingen und so“, wird ein General der Marines zitiert. Ein pensionierter Kamerad schrieb dazu am Wochenende: „Willkommen in der Hölle. Wir haben das vor einiger Zeit auch erlebt. Rechnet bloß nicht damit, dass es besser wird.“ James Webb, Chef der Marine unter Ronald Reagan, war Truppenkommandeur in Vietnam.

Gewiss, den umzingelten Milizen wird der Nachschub ausgehen. Bis dahin schaffen sie einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor. Wie angespannt die Nerven der zumeist sehr jungen, wenig kampferfahrenen Koalitionstruppen sind, ist an einer traurigen Statistik abzulesen: dem Anstieg der Zahl ziviler Toter. 33 Menschen starben nach einem Bombenangriff in Hilla bei den Ruinen von Babylon; mindestens sieben Frauen und Kinder fanden den Tod an einer Straßensperre.

Entscheidend aber ist die Schlacht um Bagdad. Saddam Husseins Getreue können sie nicht gewinnen – aber sie können die Kosten für die Koalition unerträglich machen, indem sie sie in einen endlosen und blutigen Häuserkampf zwingen. Auch wenn es gelingt, die irakischen Truppen auf dem Gelände vor der Hauptstadt in Gefechte zu verwickeln, wird die Koalition ständig vor demselben Dilemma stehen: Vorsicht und Zurückhaltung machten sie verwundbarer für die Partisanentaktik der irakischen Truppen; aggressiveres Vorgehen kostet im dicht besiedelten Euphrat-Tal viele Zivilisten das Leben und vergrößert den Hass der Bevölkerung auf die künftigen Besetzer. So könnte sich die Koalition unversehens in einem anderen historischen Modell wiederfinden: der israelischen Besetzung des Libanons. Sie dauerte blutige 18 Jahre, bevor sich die israelischen Truppen zurückzogen.

(c) DIE ZEIT 15/2003

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