Nix Neues unter der Sonne
Geschrieben von franke43 am 24. März 2003 09:37:03:
Als Antwort auf: OT: Artikel zu soziologischen Problem in islamischen Streitkräften geschrieben von Andreas am 24. März 2003 01:10:23:
Hallo
Was hier über die Subkultur in arabischen Armeen geschrieben
wurde, hat in ganz ähnlicher Form (aber viel humorvoller)
Grimmelshausen in seinem Simplicissimus (von 1668) geschrieben.
Ein Vergleich der kaiserlichen mit der schwedischen Armee ergab
nämlich ganz ähnliche Unterschiede. Wenn jemand rätseln sollte,
warum damals das arme Entwicklungsland am Nordrand Europas,
nämlich Schweden, ganz Mitteleuropa und nebenher noch das
Nachbarland Dänemark aufmischen konnte, dann lag das genau
daran:Die kaiserliche Armee rekrutierte die Offiziere ausschliesslich
aus Adelsfamilien ohne Rücksicht auf die persönliche Befähigung
oder militärische VerdiensteFür normales Fussvolk gab es keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten
über den Feldwebel hinausPrügelstrafen wurden exzessiv gehandhabt
Die Bestechung war weit verbreitet
In Schlachten wurde stur an veralteten taktischen Konzepten
festgehalten (Paradebeispiel Schlacht von Breitenfeld 1631)Auf die Zivilbevölkerung wurde keinerlei Rücksicht genommen,
egal ob "eigenes" oder feindliches Gebiet. Dazu Wallenstein:
"Der Krieg muss den Krieg ernähren"In der schwedischen Armee wurden willige Mitstreiter aus
aller Herren Länder angenommen. So diente z.B. unter Gustav
Adolf das Munro´s Regiment of Foote und das Regiment von
Sinclair (beides schottische Verbände).In der schwedischen Armee wurden mutwillige Plünderungen
in der Anfangszeit (als der König noch dabei war) nach
Möglichkeit gering gehalten, damit man bei den Zivilisten
als Befreier galt.Der König ging seinen Truppen mit gutem Beispiel voraus,
was ihn in der Schlacht bei Lützen das Leben kostete.Tapfere Männer konnten zu hohen Posten aufsteigen und
wurden im Zweifelsfall im Nachhinein vom König geadelt.Die schwedische Armee wandte von Anfang an die moderne
(in den Niederlanden entwickelte) Lineartaktik an, die
durch die Modernisierung der Feuerwaffen verursacht
war. Erst Wallenstein gelang die Nachahmung und Anpassung
der kaiserlichen Armee an die neue Fechtweise. Nur dadurch
konnten die Schweden 1634 die Niederlage von Nördlingen
erleiden. Der Traditionalist Tilly hingegen, der vorher
bei Königslutter den dänischen König Christian IV besiegt
hatte, verlor die Schlacht bei Breitenfeld und später
die Schlacht bei Rain am Lech (und dabei sein Leben)
wegen seiner sturen traditionellen Haltung.Wir sehen:
Alles schon mal dagewesen.
Gruss
Franke