Re: Gideons Antwort auf "Warum nicht mossad@aol.com?"

Geschrieben von Stefan am 14. November 2000 18:56:41:

Als Antwort auf: Gideons Antwort auf geschrieben von Gideon am 14. November 2000 11:13:12:

Hallo Gideon,

Ich bin halt mißtrauisch.
Und die Auffordeung Dir Emails zu schicken verbunden mit der impliziten Anforderung eine Rücksendeadresse anzugeben, hat mich stutzig gemacht.

Man könnte meinen der Mossad würde einen unverfänglicheren Namen wählen als gerade Gideon, aber gerade das Offensichtliche ist manchmal die beste Tarnung.

Aber ich nehme jetzt einmal an, Du bist der kritische Freund Israels, als der Du Dich hier darstellst.

Ich halte mich in der Frage des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern für relativ neutral.
Ich sehe durchaus auch eine Mitschuld an der derzeitigen Situation bei den Palästinensern. Aber ich meine, daß die Israelischen Regierungen seit dem Attentat auf Rabin, den von Rabin, zusammen mit Arafat und Peres, eingeleiteten Friedensprozeß zuerst verschleppt und dann zerstört haben.

Von Netanjahu hat die Welt und auch die Palästinänser nichts anderes erwartet. Um so größer waren die Hoffnungen die sich mit der Regierungsübernahme durch Barak verbunden haben. Und um so größer war die Enttäuschung als sich Barak als rein militärisch denkender Hardliner herausgestellt hat.

Unter Barak ist die illegale Besiedlung der besetzten Gebiete sogar noch schneller als unter Netanjahu mit seinem Bauminister Scharon vorangetrieben worden.

Es ist vor allen Dingen die unerträgliche Arroganz, mit der Barak aus der Position der militärischen Stärke, die jetzige Situation verursacht hat. Er hat hoch gepokert und er hat politisch verloren. Eine Deeskalation des Konfliktes ist jetzt nur noch möglich, wenn sich Israel freiwillig aus dem größten Teil der besetzten Gebiete zurückzieht, dies setzt bei der momentanen Sicherheitslage natürlich auch eine Aufgabe der jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten voraus. Ich habe allerdings den bösen Verdacht, daß Barak dies noch immer nicht erkannt hat.

Findet dieser freiwillige Rückzug statt wird, sich der Konflikt weiter verschärfen und über kurz oder lang auch die gemäßigten arabischen Staaten dazu zwingen, ihre diplomatischen Beziehungen zu Israel abzubrechen. Ich halte dann mittelfristig auch einen Ausschluß Israels aus der UNO durch die Vollversammlung für wahrscheinlich. Und auch das Verhältnis zwischen Israel und den Staaten der EU wird sich noch weiter abkühlen.

Die Sicherheitslage Israels wird sich drastisch verschlechtern. Es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es zu Terroranschlägen mit B- oder C-Waffen im israelischen Kernland kommt. Und gegen wen will das israelische Militär dann vorgehen? Auf einen, möglicherweise begründeten, Verdacht hin eine Atomschlag gegen Bagdad führen? Ohne unbestreitbare Beweise würde sich Israel zum Paria machen und in eine Sackgasse begeben aus der es nie wieder hinaus käme. Israel ist bereits in diese Sackgasse eingefahren, aber Israel kann noch im Rückwärtsgang hinaus. Aber wie lange noch.

Wenn es zu einem größeren militärischen Konflikt kommt muß Europa sich neutral verhalten und die Europäischen NATO-Staaten dürfen auch den USA nicht erlauben, von europäischem Gebiet aus Israel militärisch zu unterstützen oder irgendwelche NATO-Ressourcen dazu zu verwenden. Dies liegt in den elementaren Sicherheitsinteressen Europas begründet. Auch die Türkei wird es den Amerikanern nicht erlauben können, eine militärische Unterstützung Israels von den amerikanischen Luftwaffenstützpunkten in der Türkei aus durchzuführen. Israel ist kein NATO-Mitglied.

Stefan


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