CNN: Mögliche Angriffsziele
Geschrieben von Johannes am 18. September 2001 02:30:39:
Mögliche Angriffsziele
Montag, 17. September 2001
Angst vor Militärschlag der USA
Welche Länder könnte es treffen?
In Afghanistan und im Nahen Osten geht die Angst vor möglichen Vergeltungsschlägen der USA um. Wie US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bekannt gab, will die Supermacht alle Staaten angreifen, die die Aktivitäten der Terroristen "tolerieren, unterstützen und finanzieren". In Afghanistan, dem wahrscheinlichen Angriffsziel, soll sich der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge, Osama bin Laden, mit Duldung des Taliban-Regimes versteckt halten. Während Afghanistan sich bereits auf einen Militärschlag der Supermacht vorbereitet, rätseln und bangen die umliegenden Staaten, wen es noch treffen könnte. Experten vermuten weitere Angriffsziele in Pakistan, im Irak, in Sudan, und im Jemen.
Mögliche Ziele des Vergeltungsschlags:
Pakistan
Die arabische Tageszeitung "Al Hayat" hat als mögliche Angriffsziele Pakistan und den Irak ausgemacht. Im Norden Pakistans, entlang der größtenteils unkontrollierten Grenze zu Afghanistan, soll sich eine einflussreiche Gruppe bin Ladens aufhalten. Das Land hat sich jedoch eindeutig auf die Seite der USA gestellt, und Außenminister Abdus Sattar erklärte, sein Land werde die Bekämpfung des Terrorismus "weitestgehend unterstützen". Die islamische Atommacht dürfte für den amerikanischen "Feldzug gegen den Terrorismus" der möglicherweise wichtigste Staat sein: Auf Drängen der USA schloss Pakistan alle Grenzübergänge, rund 1,2 Millionen afghanische Flüchtlinge durften ihre Lager nicht mehr verlassen. Washington hat Pakistan außerdem darum gebeten, den pakistanischen Luftraum nutzen zu dürfen und Geheimdienstinformationen auszutauschen.
Irak
Gegen den amerikanischen Erzfeind Irak hingegen gibt es deutlichere Anzeichen auf eine mögliche US-Militäraktion. Zum einen finden Kairoer Diplomaten es verdächtig, dass US-Außenminister Colin Powell auf alle in diese Richtung zielenden Fragen bisher ausweichend geantwortet hatte. Zum anderen scheint der irakische Präsident Saddam Hussein zu befürchten, dass sein Land ein mögliches Angriffsziel der USA darstellen könnte. Direkt nach den Anschlägen hieß es in Bagdad, die USA hätten nun endlich "die Quittung für ihre verbrecherische Politik" bekommen; das irakische Fernsehen spielte zu den Bildern der zusammenstürzenden Türme des World Trade Centers ein patriotisches Lied, das mit den Worten "Nieder mit Amerika" beginnt. Doch inzwischen sind gemäßigtere Töne zu hören. In einem "offenen Brief" rief Saddam Hussein die USA und ihre Bündnispartner am Samstag dazu auf, "Weisheit anstatt Macht " einzusetzen, um die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten.
Sudan
Der US-Geheimdienst wirft den islamistischen Regime im Sudan seit langem vor, den internationalen Terrorismus zu fördern. Diplomatische Kontakte zwischen Washington und dem Sudan sind spärlich. Das Land, das dem mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden von 1992 bis 1996 Unterschlupf gewährt hatte, war bereits Ziel eines Vergeltungsschlages gewesen: Am 20. August 1998, 13 Tage nach den Anschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, griffen die USA eine pharmazeutische Fabrik in Khartum an. Nach den jüngsten Anschlägen in New York und Washington beeilte sich die Führung in Khartum deshalb, den Terror zu verurteilen. Ferner hat die sudanesische Regierung eine Verschärfung der Sicherheitskontrollen an allen Flughäfen und Häfen des Landes angeordnet, damit das Land nicht zu einem "Transitstaat oder einem Versteck für Terroristen" wird, so der sudanesische Außenminister Mustafa Osman Ismail.
Jemen
Die Regierung des Jemen gibt sich zwar kooperativ, doch der US-Geheimdienst befürchtet, dass es auch in diesem südarabischen Land terroristische "Rattennester " geben könnte. Diese Vermutung wird bestärkt durch Anschläge gegen westliche Botschaften in der Hauptstadt Sanaa und durch die ständigen Entführungen durch Stammesführer. Seit dem Anschlag auf den US-Zerstörer "Cole" vor der südjemenitischen Hafenstadt Aden, bei dem im Herbst des vergangenen Jahres 17 amerikanische Soldaten ums Leben gekommen waren, fragt sich die US-Regierung, ob Präsident Ali Abdallah Saleh sein Land überhaupt im Griff hat. Obwohl niemand mit der Bombardierung Sanaas rechnet, halten Beobachter Kommandounternehmen gegen mutmaßliche Terroristenstützpunkte für durchaus möglich.
USA in einem "echten Dilemma"
Die Vergeltungsaktionen der USA werden dadurch erschwert, dass die meisten der Attentäter nach bisherigen FBI-Erkenntnissen aus Staaten wie Saudi-Arabien, den vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten stammen, die gute Beziehungen zu Washington pflegen und sich eindeutig gegen den Terror ausgesprochen haben. Dann wäre Washington "in einem echten Dilemma ", erklärte Phil Coyle, ehemaliger ranghoher Planer im Pentagon.