Re: Einige Überlegungen zum Matriarchat
Geschrieben von Bern am 09. März 2003 08:14:33:
Als Antwort auf: Einige Überlegungen zum Matriarchat geschrieben von Swissman am 09. März 2003 01:05:10:
hei moin,
oder bei Letztgenanntem,(wo Frau reich und Männeken arm ist)
aus der typischen Situation der starken materiellen Abhängigkeit,
die aber aus rein egoistischen Vorteilsdenken gern in Kauf
genommen wird, um dann aber die Beziehung mit allerlei käsischen
oberflächlichen Blahblah-Argumenten zu verbrämen und kaschieren.
Nachtigallen hört man trapsen, besonders in der Beziehungskiste.
Huhuhahahuarch...
bernd
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>Hallo Mica,
>>hier zitiere ich Sonja Rüttner-Cova, eine Matriarchatsforscherin, die sich u.a. intensiv mit Catal Hüyük, der ersten großen Stadt einer frühen, neolithischen Ackerbaukultur, befasst hat.
>Bei einer Ansiedlung mit 2000 - 3000 Einwohnern von einer "grossen Stadt" zu sprechen, scheint mir leicht übertrieben.
>>Auf einer kulturell differenzierten, matriarchalen Entwicklungsstufe - Bachofen bezeichnet sie als demetrische Stufe – ist auch der Mann durch seine ackerbauliche Tätigkeit Diener und Priester der Göttin geworden. Dass auf dieser Kulturstufe Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann herrschte, kann nie genug betont werden, da unter Matriarchat oft das umgekehrte Patriarchat verstanden wird.‘(aus: ‚Frau Holle, die gestürzte Göttin‘, München, Basel 1998, S.121)
>Ich staune immer wieder, wie weitreichende, bis ins Detail gehende, Schlüsse manche moderne "Geschichtswissenschafter" anhand blosser Artefaktfunde zu ziehen wagen: Es sei daran erinnert, dass Catal Hüyük, ebenso wie der weniger bekannte Nachbarort Aìikli Hüyük, der Prähistorie angehören, d. h. es handelte sich dabei um Gesellschaften, die keine Schrift kannten, die es ihnen erlaubt hätte, ihre religiösen und kulturellen Vorstellungen der Nachwelt zu überliefern. - "Erkenntnisse" wie diejenigen von Frau Rüttner-Cova sind daher, wenn überhaupt, nur mit grösster Vorsicht zu geniessen.
>Ich würde sogar soweit gehen, von wissenschaftlich verbrämten Mutmassungen und/oder Wunschvorstellungen zu sprechen.
>>Diese ermöglichten in frühen Zeiten eine gleichgestellte Position von Mann und Frau, ermöglichten ein lebendiges Sozialgefüge - eine Gesellschaft die ohne Waffen auskam.
>Eben deswegen halte ich die "Matriarchatsforschung" bereits vom Ansatz her für Zeitverschwendung, da im Widerspruch zur Wirklichkeit - eine unbewaffnete Gesellschaft ist eine rein utopische Vorstellung, die in der Realität nicht die geringste Überlebenschance hätte. Im wirklichen Leben würde eine solche Gesellschaft binnen kurzer Zeit vom Nachbarstamm angegegriffen, der dem Pazifismus nicht erlegen ist. Dies ist schon im Tierreich so, und es ist beim Menschen nicht anders.
>Tatsache ist nunmal, dass ausnahmslos jeder Staat eine Armee hat - entweder seine eigene, oder eine fremde... (--> horror vacui)
>Die heute leider weitverbreitete Angst vor und der Hass gegen Waffen grenzt ans Krankhafte, und in vielen Fällen wird diese Grenze überschritten - in der Psychologie kennt man das Krankheitsbild der Hoplophobie (=krankhafte Angst vor Waffen). Leider können die bemeitleidenswerten Opfer nur selten geheilt werden, was sich auf absehbare Zeit wohl auch nicht ändern wird, da die wenigen Fachleute auf diesem Gebiet aus Gründen der "Political Correctness" nicht nur nicht gefördert, sondern sogar systematisch behindert werden.
>>Catal Hüyük hatte keine Befestigungsanlagen, es gibt keine Waffenfunde.
>Einspruch! Catal Hüyük hatte nicht nur eine Befestigungsanlage, sondern es WAR eine Befestigung: In Catal Hüyük waren die Häuser Wand an Wand aneinandergebaut und es gab weder Türen noch Fenster auf der Aussenseite. Der Zugang erfolgte vielmehr durch Öffnungen auf den (Flach)dächern, welche mittels Leitern erreicht wurden.
>Im Bedrohungsfall zog man einfach die Leitern aufs Dach und die Siedlung war, mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln, uneinehmbar, es sei denn, man hätte sich auf eine Belagerung eingelassen.
>Was die angeblich fehlenden Waffen betrifft, so muss man bedenken, dass Catal Hüyük ungefähr von 6500 - 5500 v. Chr. bewohnt war: Wir sprechen hier vom ausgehenden Neolithikum (Jungsteinzeit) - um eine Siedlung wie Catal Hüyük zu verteidigen genügte es vollauf, die Leitern hochzuziehen und Angreifer, die bis auf Schuss-, bzw. Wurfweite herangekommen waren, mittels Steinwürfen auf Distanz zu halten. Zwecks Steigerung der Wurfweite und Treffsicherheit wäre allenfalls an den Einsatz einfacher Hirtenschleudern zu denken. Diese hätten aber aus Leder oder Stoff bestanden, und organische Materialien überdauern derart lange Zeiträume nur in seltenen Ausnahmefällen.
>>Sonja Rüttner-Cova sieht den Untergang des Matriarchates zum einen als Ergebnis der endgültigen Spaltung (Zerstückelung, Daly) der Grossen Göttin in ihre Aspekte:
>Ich behaupte dagegen, dass es das Matriarchat, aus bereits erwähnten Gründen, in der Realität so gut wie nie gegeben hat. Wo dies ausnahmsweise doch der Fall war, wurde die betreffende Gesellschaft in der Regel ausselektiert, da sie sich im Rahmen der evolutionären Entwicklung, wie nicht anders zu erwarten, nicht bewährt hat.
>Die einzige eventuelle Ausnahme, die minoische Kultur auf Kreta, widerlegt meine These nicht im mindesten: Zum einen ist es durchaus nicht zweifelsfrei erwiesen, dass die Minoer matriarchalisch organisiert waren, denn die wenigen minoischen Herrscher, die wir namentlich kennen (meist aus der griechischen Mythologie und Geschichtsschreibung) waren allesamt Männer.
>Da die Griechen bereits zu mykenischer Zeit durchaus keine Freunde des Matriarchats waren, würde man aber annehmen, dass die Existenz einer weiblich dominierten Gesellschaft auf Kreta durchaus Erwähnung gefunden hätte, allein schon der Kuriosität halber. Dem ist aber nicht so.
>Die gefundenen kretischen Schriftstücke wären zweifellos in vielerlei Hinsicht aufschlussreich, entziehen sich aber leider bis heute allen Bemühungen, sie zu entschlüsseln.
>Zum anderen: Selbst wenn wir, im Sinne eines Gedankenexperiments davon ausgehen, dass die Minoer tatsächlich über längere Zeit dem Matriarchat gefolgt wären, so wäre dies auf die besonderen topographischen Umstände zurückzuführen - Kreta ist nunmal eine Insel im offenen Meer!
>Soweit damals schon Seefahrt betrieben wurde, beschränkte sie sich, mangels hochseetüchtiger Schiffe, wenn immer möglich auf Küstenschiffahrt. Zudem muss man bedenken, dass der Süden Kretas überwiegend Steilküsten aufweist, an denen ein Anlegen unmöglich gewesen wäre.
>Sodann wird das Innere der Insel vom Gebirge beherscht, welches Kreta der in Ost-West-Richtung durchzieht und dadurch den (bereits damals bewohnten) Norden von der Südküste weitgehend abschneidet (tatsächlich hatten sogar die deutschen Fallschirmjäger, die Kreta 1941 im Rahmen der Operation "Merkur" einnahmen, trotz moderner Technik, erhebliche Mühe, das Gebirge zu überschreiten).
>Der langen Rede kurzer Sinn: Ein Angriff aus dem Süden wäre mit den technischen Möglichkeiten der frühen Antike so gut wie aussichtslos gewesen. Die einzigen Seemächte von Bedeutung waren damals aber Ägypten und die Phönizier, die beide südlich von Kreta beheimatet waren.
>Im Norden aber, wo ein Angriff vernünftigerweise einzig hätte erfolgen können, waren nur die frühgriechischen Mykener anzutreffen, und diese waren zum Zeitpunkt der Hochblüte der Minoer, sprechen wir es ruhig aus, auf einer vergleichsweise primitiv zu nennenden Kulturstufe - an über Fischerei und Küstenschiffahrt hinausgehende Seefahrt war damals noch nicht zu denken, sodass man mit Recht sagen kann, dass die Minoer einige Jahrhunderte lang nach menschlichem Ermessen von aussen her nicht zu besiegen waren, zumal sie selbst ja die dritte Seemacht der damaligen Welt bildeten.
>Später holten die Mykener freilich auf und etablierten sich ihrerseits als Volk von Kriegern und Seefahrern (siehe dazu auch Homers "Illias" und "Odyssee"). Als sie schliesslich über die Ägäis setzten und Kreta eroberten, trafen sie auf eine Kultur, die ihren Höhepunkt bereits überschritten hatte.
>Insbesondere aber hatte das gewaltige, von der Explosion des Vulkans Santorin, induzierte Erdbeben die Befestigunsanlagen der Minoischen Städte weitgehend zum Einsturz gebracht, und der Wiederaufbau war zur Zeit der Eroberung noch bei weitem nicht abgeschlossen: Eine Verteidigung erwies sich daher als unmöglich - es blieb ihnen einzig die Möglichkeit, ehrenhaft unterzugehen.
>Meines Wissens gibt es auf der Welt derzeit genau zwei Orte, die matriarchalisch organisiert sind, und dies auch seit Menschengedenken waren: Es sind dies die beiden nigrischen Oasen Fachi und Bilma.
>Diese liegen inmitten der Sahara, inmitten eines ganz besonders lebensfeindlichen Teils der Sahara: Im Norden und Westen liegt die Sandwüste Ténéré, im Osten und Süden der grosse Erg von Bilma. Beide Gegenden sind von gewaltigen Sanddünen und nahezu vollkommener Niederschlagsloigkeit geprägt.
>Von Fachi und Bilma aus liegen, vor der nächsten menschlichen Ansiedlung (ausnahmslos kleine Oasendörfchen), in jeder beliebigen Richtung mehrer hundert Kilometer wasser- und schattenloser Sandwüste. Die beiden Oasen sind allein deswegen bewohnbar, weil sie über die einzigen Brunnen in weitem Umkreis verfügen.
>Da beide Oasen zudem über eine Stadtmauer verfügen, wäre jeder Angriff von vornherein selbstmörderisch, da der Angreifer spätestens während der Belagerung verdursten würde.
>>Frau sein bedeutet Frau sein - und nicht ein Zombie den Männer auf dem Reißbrett entworfen haben.
>Ein Mann, der sich ernsthaft eine Emanze zur "Frau" wünscht, muss schon einen ganz gehörigen Dachschaden haben... - ich würde bei der Diagnose zu Masochismus und/oder Minderwertigkeitskomplexen tendieren...
>mfG,
>Swissman