Die Kleidung der Jeanne d'Arc

Geschrieben von Swissman am 09. März 2003 01:55:15:

Als Antwort auf: Re: Mutter Shipton (Zum nicht vergessen) geschrieben von Bonnie am 08. März 2003 21:11:17:

Hallo Bonnie

>Kleines Beispiel: Genau das Eingangsbeispiel, nämlich Kleidung. Frauen werden aufgewertet, wenn sie Männerkleidung tragen. Ich denke da an Jeanne D´Arc,

Als Jeanne-d'Arc-Kenner und -Verehrer kann ich Dir versichern, dass Jeanne die Männerkleidung durchaus nicht deswegen trug, um sich damit irgendwie aufzuwerten (was sie im übrigen auch gar nicht nötig hatte). Der Grund ist viel banaler: Zum einen musste sie als erfolgreiche Heerführerin natürlich reiten, was in einem Rock nicht, bzw. nur mithilfe eines Damensattels möglich ist.

Nun ist ein Damensattel ja schön und gut, wenn es darum geht, einen gemütlichen Ausritt zu unternehmen - für schnelle, ausgedehnte Ritte durchs Gelände, dazu auch noch unter Feindeinwirkung, ist er hingegen denkbar ungeeignet. Es blieb ihr also gar nichts anderes übrig, als einen normalen "Männersattel" zu verwenden - um diesen aber verwenden zu können, musste sie zwangsläufig Hosen tragen.

Der andere Grund war der, dass in einem Feldlager üblicherweise etwas rauhere Sitten als im Zivilleben herrschen, und Jeanne ihre Krieger nach Möglichkeit nicht in Versuchung führen wollte. Ihre Untergebenen sollten sie nicht in erster Linie als Frau, sondern als Feldherr(i)n ansehen.

Wie berechtig diese ihre Sorge war, sieht man daran, dass einer ihrer englischen Bewacher "versuchte, ihr Gewalt anzutun" (d. h., sie zu vergewaltigen), wie es in den erhaltenen Unterlagen des Rehabilitationsprozesses heisst.

Im Prozess ritten ihre Ankläger und Richter ja bekanntlich des langen und breiten auf dieser Frage herum, und Jeanne antwortete ihnen jeweils im Sinne, meiner obigen Ausführungen.

mfG,

Swissman

P. S.: Als Gallionsfigur für den Feminismus eignet sich Jeanne d'Arc gleichwohl nicht im mindesten, denn es gibt von ihr nicht eine einzige Aussage, die man auch bei noch so freier Interpreation entsprechend auslegen könnte. Vielmehr betonte sie immer wieder, dass sie das, was sie tat, allein deswegen tat, weil Gott es ihr aufgetragen hatte und sie ihm gehorchte. Denn an sich wäre sie viel lieber in ihrem Dorf geblieben, als in den Krieg zu ziehen. Sie hatte auch nie sonderlich viel Freude am Kampf - für sie war es eine wichtige Aufgabe, die getan werden musste, und dabei war Gottes Wahl auf sie gefallen.


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