Re: "Monarch undenkbar?

Geschrieben von BBouvier am 03. März 2003 04:03:48:

Als Antwort auf: Re: "Monarch undenkbar? geschrieben von JeFra am 03. März 2003 03:36:20:


Lieber JeFra!

Deinen Darlegungen ist wenig hinzuzufügen.
Eine Zeit lang waren die USA uns zeitlich voraus,(durch die US-Kriege 1917 und 1941 ist Europa dann kolonisiert und zeitlich gleichgeschaltet worden), und jetzt sind wir
in der Situation von Phyrrus, nur 150 Jahre später als der.
Wahrscheinlich bringt der Impakt alles durcheinander.
Wer weiss denn, wie es dann auf längere Sicht aussieht? Es gibt ja auch kaum Schauungen, die über den Impakt, bzw. weiter als die unmittelbar folgenden Jahre, hinausgehen.
Sicher scheint mir, dass Kollaps, - hier durch Impakt- mächtige Führer gebiert.
Die franz. Rev., ausgelöst durch Finanzkollaps, brachte Napoleon , genau wie in Deutschland, das 1932 am Rande des Bürgerkrieges wegen Deflation stand,Hitler hervorbrachte.Und der russische Bürgerkrieg: Stalin.
Nur, dass wir diesmal insofern Glück zu haben scheinen, als dass der "Monarch"
sittlich integer ist.

Herzlich, Dein

BB


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>Die Anfänge dieser Entwicklung zeigen die USA zum Erschrecken der Restwelt ja gerade.
>Was zu dem Zeitpunkt das alte Griechenland war für Rom, das ist jetzt Europa für die USA. Man macht da Ausflüge hin und bringt als Souvenir Dürers "betende Hände" in Gips mit.
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>Das ist ja gerade die (naheliegende) These, dass fuer uns die USA eine zu Rom analoge Rolle spielen. Dieser Gedanke wurde, soweit ich weiss, zuerst von Phil Bagby in Anschluss an Spengler vertreten. In diesem Forum hat sich franke43 mehrfach so geaeussert. Wenn man sich an die Analogie Abendland-Antike haelt, kommt man zu der Vorstellung, dass der Uebergang zum Caesarismus, wenn er kommt, nur von den USA ausgehen kann. Dafuer gibt es aber auch rationalere Begruendungen, etwa die Schwaeche Europas. Bis jetzt haben Sie nichts gesagt, was diesen Einwand wiederlegt. Ich glaube nicht, dass Europa (allenfalls Ru. ausgenommen) auf absehbare Zeit imstande ist, in seiner Umgebung zu raeubern. Dass Spanien vor ein paar Monaten ein paar Hektar kahlen Felsen zurueckerobert hat, ist noch kein Indiz fuer den Uebergang zu einem zweiten Imperialismus.
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>Was die Prophezeiungen angeht, sind Sie ja der Kenner. In einem der Buecher von S. Berndt (Proph. z. Zuk. Eur.) wird das Szenario am Anfang so beschrieben, dass es zum WK3 kommt, dann zwei Jahrzehnte Konsolidierung, dann Herrschaft des Antichristen/WK4 (Angriff Chinas und der Araber auf Europa). Von einem Uebergang zum Caesarismus (gleich ob in den USA oder bei uns) in der von Spengler beschriebenen Form (Imperium!) ist da nicht die Rede. Die Prophezeiungen scheinen also in dieser Hinsicht nicht mit Spengler vertraeglich zu sein. Man muss sich in dieser Frage so oder so entscheiden. Spengler vertritt schliesslich den ateleologischen Ansatz der Naturwissenschaft (auch wenn er kein Rationalist ist), waehrend die Prophezeiungen dem christlichen Weltbild folgen.
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>Uebrigens gibt es noch einen anderen Konfliktpunkt zwischen Spengler und der Bibel. Laut AT hat Abraham Hethiter in Syrien/Palaestina vorgefunden. Das sollte, nach den herkoemmlichen Vorstellungen der Aegyptologie/Hethitologie, erst ab der Phase Suppiluliuma I.-Hattusili III bzw. Echnaton-Ramses II moeglich sein. Dann ist aber schwer zu sehen, wie die aegyptische Gefangenschaft Israels noch zeitlich eingeordnet werden kann. Wenn man sich nicht zu dem naheliegenden Schritt durchringen will, das AT zu verwerfen, so sind unsere Vorstellungen von der aegyptischen Geschichte und damit eine der wesentlichen Stuetzen Spenglers hinfaellig.
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>Es gibt eine ganze Reihe von Kulturkreisen, deren Geschichte schwer mit dem Spenglerschen Schema in Einklang zu bringen ist. Das Hethiterreich war fuer eine Behandlung a la Spengler viel zu kurzlebig, auf der anderen Seite hat es wichtige Errungenschaften in Kultur und Technik hinterlassen. Ob die Dinge im Fall Indiens, Chinas und Aegyptens so viel besser stehen, will ich mangels Detailkenntnis nicht zu entscheiden versuchen. Ohnehin scheint man ueber die Geschichte Indiens vor Chandragupta Maurya wenig zu wissen.
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>In der babylonischen Geschichte gibt es anscheinend keine zu unserer Demokratie bzw. der roemischen Senatsherrschaft analoge Erscheinung (ein Einwand, der moeglicherweise auch fuer Aegypten gilt). Spengler hat, soweit ich mich erinnere, eine Analogie Hammurabi-Augustus (sowie Sargon von Akkad-Karl V.) herzustellen versucht. Die Reichseinigung Hammurabis ist aber, verglichen mit der Herrschaft von Akkad oder Ur III, sehr kurzlebig gewesen. Ausserdem muesste man dann zugestehen, dass das kulturtragende Volk (in diesem Fall die Sumerer) lange vor dem Uebergang zum Caesarismus untergehen kann. Die Meinung der Wissenschaft zu dieser Frage schwankt etwa zwischen der Zeit Naram-Suens von Akkad und dem Ende der I. Dynastie von Isin (also Ur-Ninurta von Isin/Gungunum von Larsa) als Zeitpunkt fuer den Untergang der Sumerer als Volk. Naheliegender waere es, die Errichtung des Imperiums von Akkad als Uebergang zur Kaiserzeit zu betrachten. Man haette dann eine zweigeteilte Kaiserzeit wie bei Spengler, mit Akkad=18. Dynastie=Erste Han-Dynastie=Augustus bis Domitian und Ur III=19. Dynastie=2. Han-Dynastie=Trajan bis Septimius Severus. Auf der anderen Seite erinnert die Sumerische Geschichte etwa ab Urnansche von Lagasch bis Lugalzaggesi von Umma kaum an die Demokratie bei uns oder im alten Rom. Lediglich Urukagina erinnert etwas an das Schicksal der Gracchen. Hinzu kommt der moeglicherweise relativ grosse zeitliche Abstand (eventuell ueber ein Jahrhundert) zwischen Akkad und Ur III.
>
>Ich glaube aus diesen Gruenden, dass man sich vor der mechanischen Anwendung des Spenglerschen Schemas hueten sollte. Natuerlich muss das nicht unbedingt heissen, dass man auch die scharfsinnigen Beobachtungen Spenglers zu bestimmten Details der Geschichte verwerfen muss.
>
>MfG
>JeFra



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