Wieso es nie zu einem TV-Duell zw. Dubbleju und Saddam kommen kann

Geschrieben von XI am 26. Februar 2003 16:44:49:

Keine Chance für ein Duell
Von Jörg Thomann
 
26. Februar 2003 Saddam Hussein hat am Fernsehen Gefallen gefunden. Gerade erst hat er dem amerikanischen Sender CBS ein Interview gegeben, das an diesem Mittwoch abend ausgestrahlt werden soll, und schon bereitet er einen weiteren Auftritt vor - diesmal aber nicht alleine. Er sei bereit, so Hussein gegenüber CBS, sich ein TV-Duell mit dem amerikanischen Präsidenten Bush zu liefern.

Eine an sich reizvolle Idee, mit der Saddam demonstriert, daß er die Wirkungsmechanismen der freien Massenmedien durchaus einzuschätzen vermag: Wer im Fernsehen auftritt, erfährt damit schließlich eine prinzipielle Legitimation, die einem öffentlichkeitsscheuen Diktator verwehrt bliebe. Wer im Studio entspannt plaudernd im Sessel sitzt, der kann in den Augen der Welt gar kein blutrünstiges Monster sein, sondern schlimmstenfalls ein weiterer Freak, wie man ihn aus den Talkshows am Nachmittag kennt.Saddam also dürfte an einem Fernsehduell aufrichtiges Interesse haben. Doch dazu wird es mit Sicherheit nicht kommen. Warum? Hier eine Reihe von Gründen:

1. Der Druck auf Bush ist ungleich größer: Er hat bei einem Fernsehauftritt mehr zu verlieren. Zwar gilt Saddam Hussein als hervorragender Selbstdarsteller, doch fehlt es ihm im Umgang mit westlichen Medien an Erfahrung. Kleine Aussetzer würde ihm das Publikum eher nachsehen als dem Medienprofi Bush. Sollte der US-Präsident in der Hektik etwa Bagdad mit Pjöngjang verwechseln, würde er sich zum Gespött der ganzen Welt machen; auf ein solches Risiko ließe er sich sicherlich nicht ein.

2. Die „letzte Chance“, die Bush und Blair Saddam zugestanden haben, ist auf wenige Wochen befristet. Die Vorbereitung eines TV-Duells würde wesentlich länger dauern, gilt es doch zahllose Fragen zu klären: Wo und wann findet das Gipfeltreffen statt? Wer bekommt die Übertragungsrechte? Wie lang soll die Redezeit sein? Wird es Werbeunterbrechungen geben?

3. Wer darf das Gespräch moderieren? Die Bush-Vertrauten von Fox News und selbst jemanden von CNN würde der Irak als parteiisch, weil amerikanisch einstufen; ebenso schwer fällt die Vorstellung, daß die amerikanische Seite einen Araber akzeptierte. Mit dem Kompromiß, einen Moderator aus einem neutralen Drittstaat wie Deutschland zu verpflichten, wäre die Suche noch nicht beendet. Soll es ein konfrontativer Typ sein wie Michel Friedman oder ein einfühlsamer wie Johannes B. Kerner? Oder doch wieder nur Sabine Christiansen?

4. Saddam Hussein und George W. Bush sprechen verschiedene Sprachen. Es müssen folglich Dolmetscher engagiert werden. Übersetzungen aber nehmen einer TV-Diskussion erfahrungsgemäß jegliche Dramatik. Das ungeduldige Publikum würde wegzappen und die Quote in den Keller sinken.

5. Gegenüber Bush hätte Saddam einen psychologischen Vorteil. Der Amerikaner sähe sich gezwungen, einen Krieg zu rechtfertigen, während Saddam sich bequem zurücklehnen und den Pazifisten spielen könnte. Damit würde er gewissermaßen Gerhard Schröders Rolle bei dessen TV-Duell mit Stoiber einnehmen. Schröder hat die Wahl gewonnen. Einen Sieger Saddam könnte sich Amerika nicht leisten.

6. Die Amerikaner würden darauf bestehen, daß Saddam vor dem TV-Duell seine Waffen abgeben müßte. Darauf würde sich der stolze Herrscher nicht einlassen.

7. Bekanntermaßen schützt sich Saddam vor Anschlägen, indem er zahlreiche Doppelgänger beschäftigt. Am Ende stellt sich heraus, daß gar nicht Saddam selbst das TV-Duell bestritten hat, sondern einer seiner Klone. Was passiert dann? Gibt es eine Wiederholung?

8. Guido Westerwelle würde versuchen, sich einzuklagen.

Aus: http://www.faz.net/s/Rub76B8D5378E0E4970B36637AC8DAA545F/Doc~E1986A8E821AE44DCBA90AED24B50B6A4~ATpl~Ecommon~Scontent.html


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