Saudischer Plan ist Makulatur
Geschrieben von Swissman am 22. Februar 2003 22:54:01:
Als Antwort auf: Saudiarabien bietet USA geheimen Plan an geschrieben von IT Oma am 21. Februar 2003 09:35:26:
Hallo IT Oma,
>Solch eine Lösung würde nach Ansicht der Saudis die weitverbreitete Feindschaft der islamischen Staaten gegen die Amerikaner dämpfen und gemäßigte arabische Regierungen ermutigen.
Ich denke, hier unterliegt das saudische Herrscherhaus einer Täuschung: Die Familie al-Saud ist in der islamischen Welt durchaus unbeliebt, und (völlig zu Recht!) als eine dekadente Clique reicher Pfeffersäcke verschrien, die ihren Reichtum mit Glücksspiel, Völlerei, Alkohol und Hurerei verprassen, während Millionen Araber in Armut dahinvegetieren.
Bei den Schiiten, die im Irak mit geschätzten 60 - 65% die überwiegende Mehrheit stellen, sind die (saudischen) Wahhabiten ohnehin verhasst, was durchaus auf Gegeseitigkeit beruht: Nach wahhabitischer Doktrin sind nämlich die Schiiten unter allen "Ungläubigen" die mit Abstand schlimmsten, weswegen es eine gottgefällige Tat sei, diese zu töten.
Noch zu Beginn des 20. JH's unternahm die wahhabitische Ikhwan-Bruderschaft regelmässig ausgedehnte Raub- und Mordzüge in den (schiitischen) Südirak. Im 18. und 19. JH. stiessen die wahhabitischen Horden sogar zweimal zur den Schiiten heiligen Stadt Kerbela vor. Die Ikhwan-Reiter entweihten jeweils den Schrein des Imams Ali, schändeten seine Grabstätte und massakrierten die Bevölkerung, was man den Wahhabiten bis heute nicht verziehen hat (zumal diese Schandtaten in saudischen Geschichtsbüchern auch heute noch als Heldentaten zelebriert werden!).
Der langen Rede kurzer Sinn: Der saudische Plan kann getrost im "runden Ordner" abgelegt werden, denn der Versuch einer Realisierung würde bei den irakischen Schiiten (und nicht nur diesen) nicht auf die geringste Gegenliebe stossen.
Mehr noch: Die Ablehnung würde auch vollkommen zu Recht erfolgen! Wie der saudische Staat heute mit Schiiten umgeht, kann man in der Hasa-Provinz sehen: Er drangsaliert sie, wo er kann und behandelt sie als Bürger zweiter Klasse.
mfG,
Swissman