Re: Benutzt Israel den 3. Golfkrieg für eine ungeheure Aktion?

Geschrieben von Swissman am 16. Februar 2003 02:26:08:

Als Antwort auf: Benutzt Israel den 3. Golfkrieg für eine ungeheure Aktion? geschrieben von KLL am 14. Februar 2003 18:49:28:

Hallo KLL,

>Was meint ihr: Ist Israel logistisch dazu in der Lage, alle Palästinenser binnen weniger Tage in die Nachbarstaaten zu deportieren?

Logistisch ist Israel als grösste Militärmacht im Nahen Osten mit Sicherheit dazu imstande. Scharon traue ich eine derartige Aktion auch durchaus zu: Zum einen hat er selbst (als er noch General war) schon gelegentlich laut darüber nachgedacht, die Araber über den Jordan zu treiben, zum anderen hat er schon mehr als einmal gezeigt, dass ihm das Völkerrecht oder die Meinung des Auslandes im Zweifelsfall egal sind.

In seiner Zeit als Truppenführer wurde er von seinen Vorgesetzten mehrfach wegen eigenmächtigem, an Befehlsverweigerung grenzendes, Vorgehen und mangelnder Voraussicht ermahnt. Der Sieg, den er im Yom-Kippur-Krieg errungen haben will, war bei genauerer Prüfung des Feldzuges eigentlich keiner - die Panzerverbände, die er über den Suezkanal geworfen hatte, waren bei Eintreten des Waffenstillstandes faktisch eingekesselt (die Durchbruchstelle, durch die der Nachschub hätte erfolgen sollen, betrug nicht mehr als 500m und lag unter schwerem, gezieltem ägyptischem Beschuss), ein Teil der Panzer war ohne Treibstoff liegengeblieben und, schlimmer noch, die Wasservorräte waren weitgehend verbraucht.

Dies alles wusste der ägyptische Generalstab zu diesem Zeitpunkt freilich nicht, sonst wäre es mit Sicherheit zu keiner Waffenruhe gekommen - im Wüstenklima hätten Scharon's Sturmspitzen bei weiterem arabischem Widerstand wohl schon nach ein bis zwei Tagen aus Wassermangel kapitulieren müssen, zumal die einzigen Reserven, die man für eine Entlastungsoffensive hätte heranführen können, an der syrischen Front gebunden waren. Tatsächlich soll das israelische Oberkommando gerüchteweise ernsthaft mit dem Gedanken gespielt haben, taktische Atomwafen einzusetzen...

Die einzige (kurzfristige) Schwierigkeit bei der Durchführung eines 'Transfers', wie die Vertreibung der Araber in Israel meist euphemistisch bezeichnet wird, ist die Frage, ob die Truppe mitspielt. Dazu sei auf das Milgram-Experiment verwiesen: Stanley Milgram's Experimente zeigten, dass die grosse Mehrheit der Versuchspersonen (zufällig ausgwählte, vollkommen normale Duschschnittsmenschen) eine ihnen unbekannte Person mittels Elektroschocks zu foltern (65% verabreichten, auf entsprechende Anweisung, sogar "tödliche" (das ganze war selbstverständlich nur simuliert, was die Versuchsperson aber nicht wusste) Stromschläge).

Wenn man davon ausgeht, dass der Transfer wohl weitgehend durch Artillerie- und Luftbombardements erfolgen würde, der Ausführende die Wirkung seiner Handlung also gar nicht direkt wahrnimmt, dürfte die Zahl der Verweigerer wahrscheinlich sogar noch geringer sein (bevor man mir jetzt Rassismus vorwirft: Diese Überlegungen sind leider allgemeingültig und von der ethnischen religiösen, sozialen, etc. Zugehörigkeit einer Person vollkommen unabhängig!)

mfG,

Swissman


Antworten: