Re: Beeinflussung von Weissagungen durch pers. Wünsche - Klerusproblem
Geschrieben von Baldur am 08. Februar 2003 21:59:58:
Als Antwort auf: Re: Beeinflussung von Weissagungen durch pers. Wünsche - Klerusproblem geschrieben von Hubert am 08. Februar 2003 20:32:28:
Hallo, Hubert,
>>Das natürliche Sittengesetz arbeitet in jedem Menschen - egal welcher Glaubensrichtung. Aufgrund seiner Gottesebenbildlichkeit weiß jeder Mensch auch ohne Religionsunterricht, daß man nicht stiehlt, nicht mordet, nicht lügt usw. Und jeder Mensch verspürt in seiner Seele diese Unruhe, seinen Schöpfer zu suchen. Wie gesagt: Das sind die Gemeinsamkeiten, die uns als Spezies Mensch verbindet.
vielen Dank für die erschöpfende Formulierung. Denken wir nur mal an die Achtung der Naturvölker vor ihrer Umwelt und ihre Behutsamkeit, alle Handlungen auf ihre möglichen Folgen hin zu prüfen - da könnten wir uns oft eine Scheibe von abschneiden. Manches mag naiv, ja primitiv klingen, bloß am primitivsten ist der materialitische Fortschrittsglaube des sogenannten Westens, dem es andererseits noch nicht mal gelungen ist, so etwas triviales wie eine Stubenfliege zu erschaffen.>>Und natürlich erkennt die Kirche an, daß es auch in anderen Glaubensrichtungen den einen oder anderen Strahl der Wahrheit gibt.
hm. Immerhin etwas ?
>Im Vollbesitz der ganzen Wahrheit ist aber nur die Kirche.
Auweia, mein Ketzerherz rebelliert aufs Äußerste. Ohne auf die jahrtausendelange Geschichte von Unterdrückung, Machtorgien, Verlogenheit und Schreckensverbreitung abzustellen, ist ein derartiger Anspruch schon sehr umfangreich, und außer der Autorität der seltsam Gewandeten und ihrer Berufung auf ein altes Buch sehe ich nirgends dafür irgendeine belegbare Legitimation außer dem Aufruf, es doch bittschön oder gefälligst zu glauben. In Demut und Anerkennung ihrer Autorität.
>>Deshalb setzt sich jeder, der nicht aus ganzem Herzen unserer heiligen Mutter, der Kirche, gehorcht, ihrer Lehre nicht aufmerksam lauscht und an ihrem sakramentalen Leben nicht teilhat, sein Seelenheil einer ungeheuren Gefahr aus.
Ich stimme mit Dir absolut darin überein, daß sich in große Gefahr begibt, wer gedankenlos mit Gläserrücken und schwarzen Messen in der Jugendclique etwas vermeintlich harmloses antestet, das er nicht mehr los wird.
Bloß ist der Anspruch auf das Innehaben des Wahrheitsmonopols und noch mehr, der Anspruch darauf, den alleinigen segensreichen Weg anzubieten, aus meiner Sicht überheblich und durch nichts als nur den Glauben begründet.
Wie ich schon schrieb, hatte ich verwandtschaftsbedingt etwas Einblick in die theologische Realität, also in die Wirklichkeit des Bodenpersonals. Meine Einschätzung davon ist mindestens *verheerend*.
Über die eigenen Erfahrungen hinaus ergaben sich im damit zusammenhängenden Umfeld Einblicke ins Abschwatzen von Großspenden am Sterbebett, Amigofreunderlvetternwirtschaften im Zusammenhang mit öffentlichen Fördergeldern, heimlichen oder weniger heimlichen Mätressenverhältnissen bis hin zu Psychoterror unterster Stufe. Von wegen *hochwürdig*, eher *demonstrativ ausspuck*.
Sei mir nicht böse, dies so zu schreiben, wie ich es halt absolut nachprüfbar erlebt habe - als einen Sumpf intriganter Verlogenheit. Nicht nur die zufällig erhaltengebliebenen Briefchen mit dem Ordinariat, auch so manche glaubwürdige Anekdote und die vorhandene Korrespondenz bis hin zur plötzlichen Wendung bei miesen Machenschaften, wenn mit Öffentlichkeit gedroht wird.
Wie sich das mit der alleinigen Wahrheit zur ewigen Glückseligkeit vereinbaren soll, ist mir schleierhaft.
Deswegen zweifle ich ganz konkret auch an, daß religiös inspirierte Weissagungen mit der späteren Wirklichkeit korrespondieren - zu groß erscheint mir die Kluft zwischen Scheinrealität und Wirklichkeit.Ich kann Dir auch nicht sagen, wer denn sonst die Wahrheit offenbart, wenn nicht die monopolistischen Glaubensgemeinschaften.
Nur rebelliert alles in mir bei der Vorstellung, daß ein anständiger Mensch kein Seelenheil erwarten könne, bloß weil er die Riten und Kulte der einzig wahren Kirche nicht mitmachte, und daß ein charakterloses Individuum, das sich auf den letzten Drücker bußfertig zeigte und sich der Kirche anvertraute, dieses Seelenheil erlangen soll, noch dazu aufgrund einer Vergebung eines anderen, der über die Wirklichkeit der Vorgänge um den *Sünder* nicht mehr weiß als die paar Worte aus der Beichte.Und das soll die alleinige Wahrheit sein ?
Schauder !
Nur als Beispiel, warum ich gar so denke (ich bin als Kind nie irgendwie begriffelt worden oder so) : ein Anverwandter ist Priester und wurde aufgefordert, am Krankenbett seines ablebenden Opas (einer Seele von Mensch) doch ein Vater-Unser zu beten, wenn auch in dreckigen Ackerstiefeln, die er trug, da aus dem Jagdrevier kurz vorbeikommend - er verneinte diesen Wunsch mit dem Hinweis, er habe seinen Opa noch nie sonderlich gemocht........Tja, und so jemand soll einem anderen irgendwie zum Wohle verhelfen ???
Vielleicht muß jeder seinen Weg finden, wer dies in der Kirche will, wird da glücklich werden, wer nicht, wird deswegen nicht verdammt.
Wieso soll ein Exkommunikationsspruch eines Priesters für den höchsten Schöpfer irgendeine Verbindlichkeit haben ?Nein, ich sehe das ganz nüchtern als wirtschaftliches Monopol, das seine Bedeutung durch den gesellschaftlichen Wandel kontinuierlich verliert.
Wenn Angst als Mittel der Machtausübung nicht mehr zieht, ist es vorbei mit dem Gehorsam und der Demut.
Und deswegen wird ab und zu die Prophezeiungskeule bemüht, bewußt oder unbewußt.Ansichtssache eben.
Herliche Grüße zurück vom Baldur