Re: US Truppen - Antworten

Geschrieben von Swissman am 08. Februar 2003 02:22:58:

Als Antwort auf: US Truppen - Fragen geschrieben von Razor am 06. Februar 2003 01:04:14:

Hallo Razor,

>Wer kann mir sagen, seit wann US-Truppen in den Ländern Saudi Arabien,Kuwait,Bahrein,Katahr usw... stationiert sind?
>Bestehen die Stützpunkte dort erst seit Saddams Angriff auf Kuwait und dem 1. Golfkrieg?

Saudi Arabien gestattete den USA bereits in den 50er Jahren, unter König Ibn Saud, die Errichtung eines Luftwaffenstützpunktes im Osten des Landes. Dieser wurde während des Kalten Krieges wohl primär als diskreter Ausgangspunkt für Aufklärungsflüge benutzt, weswegen meist angenommen wird, die Amerikaner seien erst im Rahmen von Desert Storm ins Land gekommen, was aber nicht den Tatsachen entspricht. Wahr ist hingegen, dass die Präsenz vorher vergleichsweise klein war.

Für die anderen Staaten weiss ich nicht, wann dort erstmals US-Truppen stationiert wurden. Hingegen weiss ich, dass so gut wie alle Golf-Emirate bereits im 19. JH Bündnisverträge mit den Briten eingingen. Diese Verträge beinhalteten im wesentlichen die folgenden Punkte: Grossbritannien garantierten den lokalen Herrschern den Machterhalt und ihre weitgehende Unabhängigkeit (mittels Waffenlieferungen und nötigenfalls direkte Interventionen), im Gegenzug wurden britischen Händlern gewisse Privilegien zugestanden, und die Emire verboten ihren Untertanen die Piraterie (gegen britische Schiffe, versteht sich). In den jeweiligen Hauptstädten wurde eine britische Gesandtschaft eingerichtet, wobei die Verträge stets auch eine Klausel enthielten, nach der entlaufene Sklaven, denen es gelang, die Schwelle der Gesandtschaft zu berühren, dadurch ihre Freiheit erlangten.

Truppen wurden in der Regel nicht vor Ort stationiert (Ausnahme: Aden, im heutigen Jemen, wo ein wichtiger Stützpunt für die Aufrechterhaltung der Verbindung nach Indien eingerichtet wurde). - Bei Bedarf wurden Kriegsschiffe und Marineinfaterie aus den indischen Besitzungen übergesetzt, was gelegentlich vorkam: Im heutigen Oman wurde die Flotte eines aufständischen Stammes berüchtigter Piraten im Hafen überrascht und versenkt. Bahrein und Kuwait mussten (letzteres sogar mehrfach) mit Waffengewalt gegen Angriffe der saudischen Ikhwan-Krieger verteidigt werden. - Der spätere Staatsgründer Ibn Saud war von der verheerenden Wirkung der britischen Schiffsgeschütze auf die Ikhwan-Reiter, die er als Jugendlicher miterlebte, derart beeindruckt, dass er seinerseits einen Vertrag mit den Briten schloss.

>Einerseits geht es den Amis nur ums öl und Nordkorea ist bedeutend gefährlicher als der Irak , da dort A-Waffen bestehen....

Stimmt - Nordkorea stellt allein deswegen schon eine viel grössere Gefahr als der Irak dar, weil es zum kommunistischen Block gehört. Zudem verfügt es über Atomwaffen.

>Anderseits, Saddam ist ein Diktator, der weg muss und bei aller Kritik gegen Amerika sollte man die Augen nicht verschliessen und erkennen , das er ein grausamer, rücksichtsloser Tyrann ist, der seit über 20 Jahren sein Volk unterdrückt.

Ich betrachte die gegenwärtige Konzentration auf den Irak als strategischen Fehler, der in erster Linie Moskau zugute kommen wird. - Ich wäre persönlich nicht unbedingt unglücklich, wenn der Status quo beibehalten würde:

Man muss Saddam immerhin zugutehalten, dass er die irakische KP zerschlagen und den Irak zu einer weitgehend kommunistenfreien Zone gemacht hat.

Seine zeitweise Zusammenarbeit mit Moskau war und ist stets opportunistisch motiviert. Alles in allem würde ich es daher eindeutig vorziehen, Saddam, den man kennt, beizubehalten und ihn gegen den Osten zu instrumentalisieren. - Ein Regimewechsel birgt letztlich immer auch die reale Gefahr in sich, dass er schief geht, und negative Elemente die Macht übernehmen, die man sich nun überhaupt nicht gewünscht hat... im konkreten Fall wären dies Leute, die aus ideologischen Gründen nach Moskau schielen.

>Letzte Frage.... Amerika droht mit Atomwaffen. Wie stark ist die Kraft einzelner A-Waffen gegenüber zb der Hiroshima-Bombe

Kommt ganz auf das Modell an: Soweit bekannt, war die Mk-54 "Davy Crockett" die kleinste, jemals im scharfen Schuss getestete Atomwaffe. Diese wurde in zwei Varianten produziert (Stückzahl insgesamt: 400). Ihre Sprengkraft betrug 10, bzw 20t - in Kilotonnen umgerechnet sind dies 0,010Kt, bzw 0,020Kt (für die Sprengkraft von Nuklearwaffen wird üblicherweise das Äquivalent in Kilo- oder Megatonnen TNT (1MT = 1000Kt = 1'000'000t) angegeben, d. h., sie bezieht sich auf die Menge TNT, die notwendig wäre, um dieselbe Energiemenge freizusetzen). Die reine Sprengwirkung entspricht damit ungefähr dem dreifachen der Bombe, die in Oklahoma City das Murrah Building zerstörte.

Zumindest theoretisch sind sogar Sprengköpfe mit 4 - 5t möglich.

Das andere Extrem sind die sogenannten "City Busters", Wasserstoffbomben im Megatonnenbereich. Das grösste jemals getestete Exemplar dieser Gattung wurde auf 80 - 100Mt geschätzt und von den Sowjets gezündet. Bomben dieser Grössenordnung lassen sich faktisch nur zur Vernichtung von Grosstädten verwenden, was sich denn auch in einem entsprechenden Spitznamen niedergeschlagen hat. Taktisch nützlich sind jedoch in erster Linie Sprengköpfe mit weniger als 100kt Sprengkraft.

>oder Tschernobyl-Unfall?

In Tschernobyl kam es zu keiner Atomexplosion im eigentlichen Sinne, vielmehr brannte der Reaktorkern durch und verursachte ein Dampfexplosion, die den Reaktordeckel und das Dach wegsprengte, sowie Teile des Reaktorkerns (offiziell 4 - 5%; tatsächlich waren es, gemäss den Forschungen des russischen Physikers Tschetscherow, der mehrere Expeditionen in den Sarkophag unternommen hat, eher 90 - 95%) hochschleuderte. Durch die Wucht der Detonation und die Thermik des sich entwickelnden Brandes wurden die leichteren Teile mehrer tausend Meter emporgehoben und mit den Windströmungen über weite Teile Europas verteilt.

>Wäre das öl nicht auch von radioaktiver Verseuchung betroffen?

Nein: Dieses befindet sich ja einige hundert bis einige tausend Meter unter dem Boden, wo es durch die darüberliegenden Gesteinsschichten geschützt ist. Bohrlöcher, die im Wirkungsbereich des Hitzepulses liegen, würden jedoch in Brand geraten, vorausgesetzt, die Lagerstätte steht unter ausreichendem Druck, um den Flammen auch ohne Pumpen Nahrung zu liefern .

>Wie weit wûrden die Nachbarländer und Verbündeten der USA verseucht?
>Und die dort stationierten Truppen? Würden die eigenen Leute nicht auch verstrahlt?

Lässt sich so nicht sagen, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt: Eine wichtige Rolle spielen das Wetter sowie Windstärke und -richtung. Sodann spielt auch die Sprengkraft und Konstruktion der Bombe eine Rolle. - Durch entsprechende Optimierung der Konstruktion lässt sich die Menge des Fall out stark reduzieren, was insbesondere bei taktischen Gefechtsköpfen in höchstem Masse wünschenswert ist und daher auch getan wird.

Ob die eigenen Leute verstrahlt werden, hängt auch von der verfügbaren Schutzausrüstung ab, sowie davon, ob und wann das betroffene Gebiet betreten werden muss.

Einen enormen Einfluss hat zudem auch die Detonationsart: Findet die Explosion auf oder knapp über dem Erdboden statt (d. h. der Feuerball berührt diesen), wird dieser einem intensiven Beschuss mit schnellen Neutronen ausgesetzt, wodurch ein ganzer Cocktail radioaktiver Isotope entsteht. Bei einer Luftdetonation entfällt diese Falloutquelle natürlich, sodass auschliesslich Bombenbestandteile und Spaltprodukte als Fallout freiwerden.

Da nur ein kleiner Teil des zur Verfügung stehenden Materials auch tatsächlich gespalten werden kann, stellen die (im allgemeinen viel gefährlicheren) Spaltprodukte einen relativ geringen Prozentsatz des Fallouts. Zudem überwiegen darin kurzlebige Isotope. Entgegen der weitverbreiteten Meinung sind diese eine grössere Gefahr, als solcher mit langer Halbwertszeit, weswegen die Strahlung anfänglich hoch ist, um dann zuerst sehr schnell, später immer langsamer, abzusinken. Je nach eingesetztem Sprengkopf ist es bereits nach einigen Tagen möglich, die kontaminierten Gebiete auch ohne Schutzausrüstung zu betreten.

Dies ist denn auch der Grund, dass Hiroschima und Nagasaki heute blühende Grosstädte sind. Deren Krebsraten waren in den ersten Nachkriegsjahren deutlich erhöht, flachten dann aber ab, und bewegen sich heute im Rahmen des japanischen Durchschnitts.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die Wirkung des Fallout meist weit überschätzt wird: Die Primärstrahlung, die während und einige Sekunden nach der Detonation entsteht, ist nämlich viel schädlicher, als die Sekundärstrahlung.

mfG,

Swissman


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