Re: wer ist Christ, und war versteht man drunter ?
Geschrieben von Baldur am 05. Februar 2003 15:50:50:
Als Antwort auf: Antwort@all geschrieben von Heaven am 05. Februar 2003 12:51:02:
Hallo, Heavan,
daß in Europa die meisten irgendwie eine christlich geprägte Grundeinstellung verinnerlicht haben, dürfte klar sein.
Nur, was bitte ist ein Christ ?
Ich glaube auch an die historische und allgegenwärtige Existenz von Jesus, seines Zeichens Heiler und außergewöhnliche spirituelle Erscheinung, aber ich würde mich nicht Christ in der herkömmlichen Wortbedeutung eines Kirchenmitglieds nennen.
Ich glaube auch an die gegenwärtige Existenz der Persönlichkeit von verstorbenen, meinetwegen Seelen oder Geister genannt, und an einen Schöpfer, der alles *in Händen* hält.
Das tun im übrigen alle Spirit(ual)isten, obwohl sie sich mit keiner Religionsgemeinschaft identifizieren, davon sogar verfolgt und verunglimpft werden. Ich sehe mich als solcher.Wenn es jetzt aber weitergeht, kommen wir aufs Glatteis.
Was macht einen Christen sonst noch aus ?
Die katholischen Christen, soweit ich weiß, bekennen sich andauernd zum Glauben an die Lehren der kath. Kirche, dem Katechismus, den Lehrsätzen dieser Religion. Denke ich zumindest.
Die Grundlage ist hauptsächlich, aber keinesfalls ausschließlich, die Bibel.In Abwandlungen davon gründen sich alle christlichen Religionsgemeinschaften auf die Bibel, mit jeweils eigenen Auslegungen, sogar die Zeugen Jehovas.
Mit diesem (Mach-)werk habe ich aber so meine Probleme.
Erstens ist ja die kath. Kirche über Jahrtausende die Hüterin dieses Werkes gewesen, mit allen vermuteten und bewiesenen Manipulationen.
Wenn ich mir die sonstigen Untaten und Werke dieser Organisation überlege, wundere ich mich, warum sie noch immer nicht verboten wurde.
Daß das kirchliche Dienstrecht ggf. die Menschenwürde verletzt, interessiert scheinbar niemanden, auch sonst maßt sie sich eine Bedeutung an, die schwer nachvollziehbar ist.Zweitens stehen in der Bibel, im alten Testament, jede Menge menschen-, nein, kreaturenverachtende Gewaltexzesse sowie die Aufrufe hierzu, die Verharmlosung und Rechtfertigung derselben. Ungestraft. Scheinbar störts auch niemanden.
Drittens ist die Authentizität der Texte zumindest fraglich.
Und viertes besteht der Globus aus einer Mehrzahl von Nichtchristen, die nicht deswegen schlechte Menschen sind, nur weil sie einen *schuldlosen* Glauben haben.
Ein Japaner ist mit Sicherheit einem Europäer in allen Dingen mindestens ebenbürtig, aber er schaudert beim Anblick der allgegenwärtigen öffentlichen Darstellung des Kruzifixus, und ist unzweifelhaft ein statitstisch friedvollerer, verträglicherer Mensch.
Für ihn läuft nicht alles auf die Endzeit und den Weltenerlöser hinaus, ebenso wenig wie für die Hinduisten, Buddhisten, etc., die weniger einen linearen zeitablauf, als vielmehr einen Zyklus annehmen.Wieso, bitte, sollte die einzig wahre Religion auf ein Stück Land zurückgehen, das heute Israel heißt ? Ist der Rest der Welt unbeachtlich, sind dessen Einwohner gojim (Hundesöhne) und minderwertig ?
Kommen Nichtchristen nicht in den Himmel, obwohl sie anständig lebten ?
Kommen Christen in den Himmel, auch wenn es menschlich niederträchtige Schweine gewesen sein sollten, aber die Absolution und die hl.? Sterbesakramente erhalten haben ?Da dreht sich mir alles um. Von den Riten und Gewändern ganz zu schweigen.
Soll ich glauben, daß mich ein Pfarrer von meinen Sünden lossprechen kann, im Extremfall auch dann, wenn es selbst charakterlich in meinen Augen ein Schwein ist (ich hatte Pfarrer in der Familie und nehme mir diese Charakterisierung für diese beiden heraus, 1 ev., 1 kt., siehe auch Kinderschänder usw.) ? Das wäre eine reichlich merkwürdige Gerechtigkeit, so meine ich.
Also, ist ein Christ jemand, der alle Aussagen der Bibel unterschreibt ? Dann bin ich mit Sicherheit keiner, niemals nicht. Ganz im Gegenteil.
Ist jemand ein Christ, wenn er das Abendmahl zu sich nimmt und Gottesdienste besucht ? Dann bin ichs mit Sicherheit auch nicht.
Bei allem Respekt, aber Blut und Fleisch seines Gottes zu essen, na, also, ich weiß nicht.Ich halte das für reine klerikal-monopolistische Gänsehaut-Psychologie, um ein Klima der Angst und Schuldbeladenheit zu erzeugen, das sie alleine -gegen Entgelt, versteht sich- zu erlösen vermögen - wie es manche Eltern mit aufmüpfigen Kindelein tun (wenn Du nicht spurst, kommt Knecht Ruprecht oder Du kommst ins Heim.....)
Wenn jemand Christ ist, sobald er Christus als wohlmeinenden Freund und existierenden Beistand ansieht und sich den mitteleuropäischen ethischen Werten verpflichtet fühlt, dann bin ichs.
Also, Wortklauberei.
Wer über das Jenseits viel schwafelt und rein gar nichts darüber aussagt, wie die Kirchen, sollte sich nicht anmaßen, Kategorien wie Christen und Antichristen zu bilden, wenn er eigentlich Mitglieder und Außenstehende meint.
Beste Grüße vom Baldur
P.S.: Lesetip : William Bramley, die Götter von Eden
- Re: wer ist Christ, und war versteht man drunter ? mica 05.2.2003 16:41 (4)
- wer ist was - Ergebnis zum Nachdenken - Studie Bern 05.2.2003 16:49 (3)
- Re: wer ist was - Ergebnis zum Nachdenken - Studie Hubert 05.2.2003 17:41 (0)
- Re: wer ist was - Ergebnis zum Nachdenken - Studie Der Michi 05.2.2003 17:26 (1)
- Re: wer ist was - Ergebnis zum Nachdenken - Studie Bern 05.2.2003 18:43 (0)