Maskirowka

Geschrieben von Swissman am 24. Januar 2003 02:34:44:

Als Antwort auf: @BBouvier...überraschungseffekt ! geschrieben von Apollo am 22. Januar 2003 21:33:54:

Hallo Apollo,

Der Aufmarsch lässt sich zwar nicht verbergen, wohl aber seine Zielsetzung (Stichwort Maskirowka): Seit einigen Jahren halten die Russen alljährlich ein grosses Frühjahr-/Sommermanöver an der Westgrenze ab. Die Zahl der beteiligten Truppen nimmt überdies von Jahr zu Jahr zu - Im Jahr X erfolgt die Bereitstellung der 1. Strategischen Staffel unter dem Vorwand des jährlichen Manövers.

Selbstverständlich wird die NATO, wie jedes Jahr, vorgängig über die beabsichtigten Manöver in Kenntnis gesetzt. Die wenigen Dissidenten innerhalb der Nachrichtendienste, die davor warnen, dass der Iwan einen Angriff beabsichtigen könnte, wird man mittlerweile nicht mehr ernstnehmen - davor haben sie schon im Vorjahr gewarnt, und im Jahr davor ebenfalls, und auch im Jahr davor...

Um ganz sicher zu gehen und die NATO bis zur letzten Minute in Sicherheit zu wiegen, wird das Manöver sich anfänglich auch an das dem Westen übermittelte Drehbuch halten - nach einigen Tagen aber setzen sich die Truppen unversehens nach Westen in Bewegung, allgemeine Richtung Atlantikküste.

Die eigentliche Mobilmachung setzt zeitgleich zum Angriffsbeginn ein - die eingezogenen Reservisten werden zur 2. und 3. Strategischen Staffel formiert. Da im grenznahen Raum ohnehin bereits genügend Waffen und Material eingelagert sein dürften, muss man im Prinzip ja "nur" die Mannschaften, die sie bedienen, dorthin schaffen.

In den ersten Wochen des Barbarossa-Feldzuges stiess die Wehrmacht gelegentlich auf sogenannte "Schwarze Divisionen" - "schwarz" nannte man sie aufgrund ihrer schwarzen Eisenbahneruniformen. Es handelte sich dabei um "Sekis" - Gulag-Häftlinge!

Stalin beabsichtigte 1941, seinerseits offensiv tätig zu werden - Hitler kam ihm lediglich um knapp zwei Wochen zuvor. Im Rahmen seiner Vorbereitungen hatte Stalin ebenfalls das Problem, diese zu tarnen. Dabei verfiel er u. a. auf die Idee (übrigens mutmasslich bereits Jahre zuvor), Häftlinge im wehrfähigen Alter in grösserer Zahl ins Grenzgebiet zu verlegen (laut TASS handelte es sich um "Holzfäller und Strassenbauarbeiter").

Nebst der plausiblen Tarnung waren die Häftlinge aus dem Lager bereits an eiserne Disziplin, bedingungslosen Gehorsam und Entbehrungen jedwelcher Art gewöhnt - das ideale Kanonenfutter.

Kurz vor Angriffsbeginn wurde den Gefangenen eröffnet, dass man sich geirrt habe und dass sie in Wirklichkeit doch unschuldig seien - sie würden umgehend freigelassen, doch, leider, leider könnten sie noch nicht nach Hause, da die Sowjetunion angegriffen worden sei. Sie müssten daher in der Roten Armee kämpfen.

Man darf annehmen, dass diese Leute hochmotiviert in die Schlacht zogen.

Man sollte damit rechnen, dass auch beim nächsten Anlauf "Schwarze Divisionen" gebildet werden. Tatsächlich wurden letztes Jahr mehrere Zehntausend russische Häftlinge summarisch begnadigt - d. h. im Gulag wäre Platz vorhanden, um eine entsprechende Anzahl neuer Insassen aufzunehmen. - Dies könnte man etwa unter dem Schlagwort "Mafia-Bekämpfung" tun...

Nicht vergessen sollte man auch, dass der Waldviertler von einem Krieg im Gebiet Südpolen spricht (ich vermute einen Bezug zu Teschen - vor einigen Tagen habe ich dazu einen Beitrag geschrieben, der wohl bereits im Archiv verschwunden sein dürfte). - In diesem Fall könnte der Iwan sein Aufmarschgebiet noch weiter nach Westen verlegen, indem er seine Truppen als Blauhelme, mit Billigung der UNO, deklariert.

Man könnte den Faden sogar noch weiterspinnen: Wenn es in Italien zum Bürgerkrieg kommt, könnte Moskau auch hier seine "guten Dienste" anbieten (zumal diese sich in Polen so gut bewährt hätten!). Man würde dann wahrscheinlich einen Teil des Kontingents in Polen nach Süden abkommandieren - der zweckmässigste Weg dorthin führt durch Österreich. Unter dem Vorwand, die Nachschublinien aus Polen aufrechterhalten zu müssen, könnte man evtl. sogar einige Truppen in Österreich stationieren.

So weit ich weiss, enthält der österreichische Staatsvertrag eine Klausel, die es der UdSSR, bzw. deren Rechtsnachfolger Russland, unter bestimmten Umständen erlaubt, Truppen in Österreich zu stationieren, bzw. Durchmarschrechte wahrzunehmen.

Da es ja um "Friedenssicherung" geht, würde man diesen "vernünftigen und uneigennützigen Wunsch" wahrscheinlich sogar erfüllen, und der Iwan stünde bereits vor dem WK3 in Österreich, wie vom Waldviertler vorhergesehen...

mfG,

Swissman


Antworten: