Proph vom polnischen Wanderheiler

Geschrieben von Bern am 19. Januar 2003 09:02:28:

hi,

hat mich doch beschäftigt.
Ähnliches gibt es auch aus litauischen Prophlegenden.
Litauen war einstmals wirklich riesig. Vom baltischen Meer
bis zum schwarzen Meer.
Dazu eine kleine Geschichtstafel.
2000 v. Chr.
Baltische Völker (Letten, Litauer, Pruzzen) wandern bis in das Gebiet des heutigen Baltikums ein. Die baltischen Sprachen gehören zur indo-europäischen Sprachgruppe, wobei das Litauische dem Sanskrit am nächsten steht.

500 v. Chr.
Beginn des Bernsteinhandels; Kontakte mit anderen südwesteuropäischen Völkern.

1300 Jh.
Die Litauer setzten sich vehement und erfolgreich gegen den Deutschen Orden zur Wehr.

1253
Taufe und Krönung des Königs Mindaugas.

1316- 1341
Gediminas Großfürst von Litauen.

1386
Mit der Taufe des litauischen Fürsten Jogaila und seiner Heirat mit Jadwiga, der Königin von Polen, beginnt die Personalunion Litauens mit Polen - ein Reich vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer - die 500 Jahre Bestand haben soll, wobei die Litauer mit der Zeit immer mehr von den Polen dominiert werden.

1410
Schlacht bei Tannenberg und damit endgültiger Sieg der Litauer und Polen über den Deutschen Orden.

1434
Mit dem Tod Jogailas Ende der "Klassischen Zeit" Litauens.

1569
Unionsvertrag von Lublin zwischen Litauen und Polen, wodurch Litauen den größten Teil seiner Selbständigkeit verliert.

1700- 1721
Großer Nordischer Krieg, den die Russen zuungunsten Schwedens für sich entscheiden und sich somit die Vormachtstellung im Baltikum und Polen sichern.

1795
Durch die dritte polnische Teilung wird Litauen russisch: Verwaltungsbezirke Kowno (lit. Kaunas) und Wilna (lit. Vilnius).

19.Jh.
Während der 120 Jahre dauernden "Russenzeit" (1795- 1915) Beginn der Lösung von Polen - Besinnung auf die eigene Sprache und Identität.

1863
Starke Beteiligung der Litauer am 2. Polen-Aufstand gegen Rußland - hauptsächlich aufgrund sozialer Mißstände. Nach der Niederschlagung darf die litauische Sprache nur noch kyrillisch gedruckt werden.

1883
Die litauische Zeitschrift "Ausra" erscheint in Königsberg und wird nach Litauen geschmuggelt.


Struktur der litauischen Gesellschaft im 19. Jahrhundert: Adel = Polen (bzw. polonisierte Litauer), Städtisches Bürgertum = Deutsche und Juden, Beamte = Russen, Bauern = Litauer. Enges Verhältnis der Litauer zur katholischen Kirche.

Dez. 1905
Großer Litauischer Landtag, bei dem die Litauer die Ziele der Revolution in Rußland (vom Januar 1905) gutheißen. Russische Diplomatie dringt auf Spaltung zwischen Litauern und Polen.

1914- 1918
Litauen wird im 1. Weltkrieg vollständig von Deutschland besetzt.

1917
Oktoberrevolution in Rußland.

1918
16. Februar: Unabhängigkeitserklärung Litauens.

1918- 1920
Überlassung von Material der ehemals deutschen Besatzer zum Aufbau eines eigenen Heeres. Vertreibung der Roten Armee.

1920
9. Oktober: Besetzung der litauischen Hauptstadt Vilnius durch polnische Truppen. Die litauische Regierung residiert seit 1919 in Kaunas.

1922
De-jure-Anerkennung des litauischen Staates durch die Westmächte. Landreform, Einführung einer neuen Währung. Das Wilnaer Gebiet bleibt weiterhin unter polnischer Herrschaft.

1923
Litauische Freischärler besetzen das Memelgebiet.

1926
17. Dezember Staatsstreich in Litauen. Beginn der Diktatur von Voldemaras und Smetona.

1939
Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der UdSSR. Im "Zusatzprotokoll" kommen die baltischen Staaten und Finnland zur sowjetischen Interessenssphäre. Auch Litauen wird ein "Beistandspakt" aufgezwungen. Es muß der Sowjetarmee Stützpunkte einräumen.

1940
Einmarsch der sowjetischen Truppen in Litauen ("Wahlen" mit kommunistischen Einheitslisten).

1941
1. Deportationswelle in allen drei baltischen Staaten (65.000 Menschen allein am 14. Juni, davon 21.000 Litauer).

1941- 44
Besetzung des Baltikums durch die deutsche Wehrmacht. Vernichtung fast der gesamten jüdischen Bevölkerung.

1945
Besetzung des Baltikums durch die Sowjetunion. Beginn des Partisanenkampfes (Waldmenschen).

1949
2. Deportationswelle im Baltikum (3 % der Bevölkerung, etwa 190.000 Menschen, davon 80.000 Litauer). Etwa die Hälfte davon stirbt in den Lagern. Die anderen kehren nach 5-10 Jahren in der Regel völlig mittellos wieder zurück.

1987
Erste öffentliche Proteste gegen die sowjetische Herrschaft in allen 3 baltischen Staaten.

1988
Gründung der Volksfronten in Lettland, Litauen und Estland.

1991
13. Januar: OMON-Einheiten (Spezialtruppe des sowjetischen Innenministeriums) besetzen den Fernsehturm und schießen auf die Bevölkerung (14 Tote). 20. August: nach dem Putsch in Moskau gegen Michael Gorbatschow werden die baltischen Staaten wieder unabhängig.

1992
Algirdas Brazauskas wird Präsident der Republik Litauen.

1993
Abzug der letzten sowjetischen Soldaten aus Litauen.

1998
Valdas Adamkus wird Präsident der Republik Litauen.

2000
15.02.: Aufnahme von formellen Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union. usw.usw.
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Aus der geschichtlichen Entwicklung kann man schon eine gewisse
Zustimmung ableiten. Der gute Wanderheiler hat die europäische
Entwicklung eben aus seiner Perspektive "interpretiert", was
durchaus symptomatisch für visionäre Auslegungen ist.
Bernd





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