Re: Pockenimpfung möglich?

Geschrieben von Swissman am 16. Januar 2003 23:51:41:

Als Antwort auf: Re: Pockenimpfung möglich? geschrieben von MarcusCole am 15. Januar 2003 14:48:53:

Hallo MarcusCole,

>Erstens wäre ich mir nicht so sicher, daß die Krankheit wirklich ausgerottet ist. Da wären zunächst mal Berichte aus dem Jahr 2001, nach denen angeblich einige Fälle aus dem Pakistanischen Grenzgebiet zu Indien und Afghanistan gemeldet wurden

Die Berichte sind mir bekannt - ich habe sie seinerzeit selbst ins Forum gestellt. Ich kann Dich diesbezüglich jedoch beruhigen: Meine weiteren Nachforschungen haben nämlich ergeben, dass es sich nicht um die Pocken, sondern um Windpocken handelte.

Eine ausführlichere Zusammenfassung der Ereignisse findest Du hier.

Dass die Pocken noch irgendwo in freier Wildbahn existieren halte ich, angesichts der hohen Infektiosität, für äusserst unwahrscheinlich - der Erreger wäre schon längst wieder auf den Menschen übergesprungen (allenfalls ist es jedoch denkbar, dass in den Permafrostböden der Polargebiete noch der eine oder andere Leichnam eines Pockenopfers mit lebensfähigen Variola-Viren liegt).

>und außerdem bedeutet ja auch das Ausbleiben der Pest bei uns nicht, daß der Erreger in freier Wildbahn nicht mehr existiert (OK, OK, das ist ein Bakterium und kein Virus).

Zumindest im Südwesten der USA ist der Pesterreger in der freilebenden Nagetierpopulation tatsächlich auch heute noch endemisch - es kommt in diesen Gebieten denn auch jedes Jahr zu einer Handdvoll Pestinfektionen beim Menschen (in den meisten Fällen handelt es sich um Jäger, Camper und Forstarbeiter), die, rechtzeitige Diagnose vorausgesetzt, ohne grössere Probleme mit Antibiotika (am effektivsten wirkt Streptomycin) kuriert werden können.

>Zweitens, ich hab mir die Mühe gemacht die Seite mal weiterzulesen, wird die verbesserte Hygiene, nicht die Impfungen, für den Erfolg im Kampf gegen die Pocken verantwortlich gemacht.

Der Einfluss der Hygiene auf die Weiterverbreitung der Pocken dürfte, falls überhaupt vorhanden, minimal sein: Die Pocken verbreiten sich nämlich mittels Tröpfcheninfektion, d. h. die Atemluft des Infizierten (der anfänglich noch gar keine Symptome zeigt!) enthält Variola-Viren, die von Passanten im Umkreis von mehreren Metern eingeatmet werden können. - Der Ansteckungsmechanismus lässt sich sehr gut mit dem Verhalten der Grippe vergleichen!

Es stimmt natürlich: Verbesserte Hygiene hat es ermöglicht, Krankheiten wie die Pest (durch Flöhe übertragen - Ausnahme: Lungenpest!), Cholera, Typhus, Ruhr (schmutziges Trinkwasser) und Fleckfieber (Läuse) in der entwickelten Welt weitestgehend auszurotten. Die Pocken aber lassen sich ausschliesslich durch Impfungen und Quarantäne in der Ausbreitung behindern.

>Das würde sogar, hochoffiziell, die WHO zugeben. Kannst Du das mal überprüfen ? Die WHO hast Du als Schweizer ja vor der Haustür...

Ich glaube es zwar nicht, dass die WHO so etwas sagt, aber ich werde nachfragen.

mfG,

Swissman


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