Re: Pockenimpfung möglich?
Geschrieben von Monsieur Grimaldi am 16. Januar 2003 23:34:22:
Als Antwort auf: Re: Pockenimpfung möglich? geschrieben von Swissman am 15. Januar 2003 13:48:37:
Bonsoir Swissman,
Als ein grosser Verehrer der französischen Literatur erinnere ich mich in diesem Zusammenhang zwangsläufig an das Werk "La Pest" von meinem Landsmann Albert Camus. Da dieses Werk sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, gehe ich davon aus, dass "La Peste" allgemein bekannt ist.
Eine Kernaussage dieses Werkes lautet:
Il est aussi raisonnable de représenter une espèce d'emprisonnement par une autre que de représenter n'importe quelle chose qui existe réellement par quelque chose qui n'existe pas.
Es ist doch so, dass es tatsächlich ebenso vernünftig ist, eine Art Gefangenschaft durch eine andere darzustellen, wie irgend etwas, was wirklich existiert, durch etwas, was nicht existiert!
So stellt sich bei mir unweigerlich die Frage, ob es tatsächlich erwiesen ist, bzw. überhaupt jemals erwiesen werden kann, dass eine Krankheit, seien es nun die Pocken, die Pest oder welche Seuche auch immer, nicht mehr "lebt". Meines Erachtens stellt eine Krankheit in einem übergeordneten Sinn immer eine Art Bewährungsprobe dar; entscheidet doch gerade eine solche Krankheit häufig zwischen Leben und Tod! Betrachtet man diese Aussage von der philosophischen Seite, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass eine ausgerottete Seuche der Ausrottung des Todes gleichkommt! Und diese Vorstellung ist für mich beim besten Willen schon fast absurd! Der Mensch ist nämlich bekanntlich nicht frei - und wird auch niemals frei sein. Der Mensch ist nämlich dazu verdammt zu sterben und bleibt somit doch im Prinzip ein ewiger Knecht. Ob uns diese Erkenntnis gefällt oder missfällt (oder sogar befreit?) ist jedoch wieder ein ganz anderes Thema, mit welchem man gut und gerne Bücher, nein sogar Bibliotheken (oder heute eben CD-Roms ;-)), füllen könnte.
Was ich damit sagen will; letztlich werden wir wohl nie mit finaler Sicherheit sagen können, ob eine Krankheit tatsächlich ausgerottet ist. Allerdings kann man auch erst zu jenem Zeitpunkt, wo die Krankheit wieder auftaucht, den Gegenbeweis anbringen. Daher ist diese Diskussion äusserst müssig wie ich finde...jedoch liebe ich es dennoch gerade über solch unergründliche Themen zu diskutieren!In diesem Sinne beschliesse ich meinen Kommentar mit einer, wie ich finde, einzigartigen Textpassage aus "La Peste":
"... Während Rieux den Freudenschreien lauschte, die aus der Stadt aufstiegen, erinnerte er sich nämlich daran, dass die Freude immer bedroht war. Denn er wusste, was dieser Menge im Freudentaumel unbekannt war und was man in Büchern lesen kann, dass nämlich der Pestbazillus nie stirbt und nie verschwindet, dass er jahrzehntelang in den Möbeln und in der Wäsche schlummern kann, dass er in Zimmern, Kellern, Koffern, Taschentüchern und Papieren geduldig wartet und dass vielleicht der Tag kommen würde, an dem die Pest zum Unglück und zur Belehrung der Menschen ihre Ratten wecken und zum Sterben in eine glückliche Stadt schicken würde."Betrachtet diese schwere Situation doch bitte auch einmal von diesem Standpunkt!
A bientot!
Monsieur Grimaldi