Pax Americana ZDFonline

Geschrieben von Kober am 06. Januar 2003 11:52:33:

Sendung vom 1. Oktober 2002

Amerikas Pläne für den Regimewechsel in Bagdad sind Teil einer Strategie, die US-Vizepräsident Cheney schon Anfang der 90er entwickelt hat. Europa muss nun auf die Idee einer "Pax Americana" eine Antwort finden.

von Johannes Hano und Elmar Theveßen

James Woolsey, ehemaliger CIA-Direktor, erklärt die neue amerikanische Sicherheitsstrategie so: "Die Menschen sollten verstehen, dass wir uns im vierten Weltkrieg befinden, nach zwei heißen und einem kalten Krieg in den letzten hundert Jahren. Es ist ein Krieg, der anständige Regierungen im Nahen Osten bringen soll. Von ganz Nordafrika bis in den Iran. Dort und in 22 arabischen Staaten gibt es keine einzige demokratische Regierung."

Diese Rede strotzt vor amerikanischem Sendungsbewusstsein, so sieht es zumindest der Chef der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, Christoph Bertram. Es ist eine Strategie, die das transatlantische Verhältnis vor eine schwere Zerreißprobe stellt: "Ich halte dies ebenso für Ideologie, wie ich die Vorstellung der Weltrevolution bei den Kommunisten für Ideologie gehalten habe. Das ist ein Traum, der der Wirklichkeit in keiner Weise entspricht, der sich auch nicht durchsetzen lässt. Man kann nicht Staaten oder Regierungen auf dem Schachbrett der Geschichte hin und her schieben. Das wird nicht gelingen."

Neue Sicherheitsfrage
Trotzdem fühlt sich George Bush genau dazu berufen. Der Irak soll die Nagelprobe sein: Wenn die Vereinten Nationen nicht durchgreifen, dann werde man handeln. Der Krieg gegen Bagdad erscheint als Präzedenzfall für eine neue Sicherheitsstrategie, mit der sich die Hardliner einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Auf rund 30 Seiten lässt der Mann im Weißen Haus darlegen, wie seine Regierung die Dinge sieht. Amerika ist demzufolge auf einer großen Mission, um die Welt nicht nur sicherer, sondern auch besser zu machen, sie vom Bösen zu befreien.

Dafür werden die USA mit ihrer militärischen Macht notfalls Präventivschläge führen - ob mit oder ohne Verbündete.

Ein Zitat aus der Studie "National Security Strategy" belegt dies: "In der Ausübung unserer Führerschaft werden wir die Werte, Entscheidungen und Interessen unserer Freunde und Partner respektieren. Aber wir sind bereit, allein zu handeln, wenn es unsere eigenen Interessen und unsere einzigartigen Verantwortungen erfordern."

Gemeinsame Strategie mit Europa?
Und das gilt nun zunächst für den Irak. Anthony Cordesman vom Center for Stretegic and International Studies lässt daran wenig Zweifel: "Sie müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Wenn es sich um ein Problem in Europa handelte, dann würde es fraglos nur im Verbund mit den Partnern gelöst werden. Aber wir laden nicht 19 NATO-Mitglieder ein, von denen 17 sowieso niemals einen sinnvollen Beitrag leisten werden, um über unsere Politik in einer völlig anderen Region der Welt mitzuentscheiden."

Nach den Anschlägen vom 11. September gab es Hoffnung, dass Amerika und Europa eine gemeinsame Strategie entwickeln, um neuen, globalen Herausforderungen zu begegnen. Aber statt dessen wollen George Bush und die Falken in seinem Kabinett allein diktieren, wo es lang geht.

Bertram: "Die Vereinigten Staaten fühlen sich unter dieser Administration bestärkt darin, dass sie eine völlige Abkehr vom Kalten Krieg und der Struktur des Kalten Krieges und auch von der internationalen Ordnung, die danach entstanden ist, vollziehen müssen. Das zeigt sich in der Frage der Abschreckung, zu der sie sagen, die funktioniere nicht mehr. Das zeigt sich in der Frage des Völkerrechts, das man hinbiegen müsse, um den neuen Verhältnissen gerecht zu werden. Das zeigt sich natürlich auch im Verhältnis zu den Verbündeten, von denen man im Grunde genommen erwartet, dass sie sich einordnen. Wenn sie sich nicht einordnen, dann wird man es alleine machen und keine Rücksicht auf sie nehmen."

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Gruß
Kober



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