Re: Warum das massive Aufgebot an Militär?
Geschrieben von Swissman am 29. Dezember 2002 19:34:12:
Als Antwort auf: Re: Warum das massive Aufgebot an Militär? geschrieben von Alex am 29. Dezember 2002 10:51:09:
Hallo Alex,
>jedoch liegen die Probleme bei einer möglichen Eroberung des Iraks eher in den Städten wie Basra und Bagdad. Hier verschanzte vernatische Kämpfer wie z.B. republikanische Garden zu werfen, könnte einen hohen Preis haben für die Angreifer, wie empfindlich gerade die Amerikaner in Stadtgebieten sind, hat Somalia gezeigt.
Das sehe ich genauso: Saddam wäre wirklich sehr dumm, wenn er sich nochmals in der Wüste zum Kampf stellen würde, wo seine Truppen leichte Ziele für die USAF abgeben. Seine einzige reelle Chance besteht darin, den Amerikanern blutige Verluste zuzufügen, denn die geringe Toleranz gegenüber eigenen Verlusten ist bekanntermassen die wahre Achillessehne der heutigen Amerikaner. - Einen George Patton ("Es ist dumm und nutzlos, darüber Tränen darüber zu vergiessen, dass diese Männer den Heldentod gestorben sind. Vielmehr sollten wir Gott danken, dass solche Männer jemals lebten.") würde die "öffentliche Meinung" heute in der Luft zerreissen.
Saddam muss und wird daher versuchen, einen verlustreichen Abnutzungskrieg zu führen - anders gesagt: Die Entscheidung wird in den Strassenschluchten von Bagdad, Basra und An-Nasirya fallen. Sieger wird derjenige sein, der den stärkeren Willen besitzt.
Wenn ich an Saddams Stelle wäre, würde ich die Städte für einen Häuserkampf herrichten lassen (Barrikaden, Mauerdurchbrüche, getarnte Schiesscharten in den Hauswänden, Maschendraht vor den Fenstern, etc.). Grosse, stabile Gebäude würde ich zu festen Stützpunkten ausbauen lassen. Die Soldaten würden bereits jetzt einem bestimmten Stadtteil zugeteilt, mit dem sich sich vertraut machen und es in einen verteidigungsbereiten Zustand versetzen sollen. Sobald der Ami Ernst macht, würde ich zusätzlich Waffen und Munition an die Zivilbevölkerung austeilen lassen.
Und, besonders wichtig: Journalisten, insbesonder Kamerateams, erhalten freien Zutritt zum Schlachtfeld, bei uneingeschränkter Bewegungsfreiheit - schliesslich soll die westliche Öffentlichkeit auch mit entsprechenden Bildern versorgt werden...
Verteidigt würden in erster Linie der Grossraum Bagdad, sowie Basra. Die entscheidend wichtigen Euphrat-Übergänge würden gesprengt, ebenso die Ölfelder und die Hafenanlagen von Basra und Umm el Quasr. Der Kanal, der Basra mit Umm al Quasr verbindet, wird mittels einiger versenkter Schiffe nachhaltig blockiert.
Da die Amerikaner notwendigerweise in einer ersten Phase der Bodenoffensive versuchen müssen, ebendiesen Kanal, sowie die Hafenanlagen von Umm el Quasr und Basra (der dortige Flughafen hat ebenfalls höchste Priorität) einzunehmen, um ihre Versorgungslinien kurz und leistungsfähig zu halten, werden die Truppen in Basra durch eine verstärkte Infanteriedivision der Republikanischen Garden unterstützt.
Übrigens sollte man sich von den vergleichsweise geringen Verlusten im Rahmen von Desert Storm nicht täuschen lassen: Die USA verloren dabei ca 150 Gefallene in drei Tagen Bodenoffensive. Rund die Hälfte davon starb jedoch innerhalb weniger Stunden, bei einem einzigen Gefecht, der "Battle of Easting 73". Dabei trafen zwei US-Divisionen auf eine einzige irakische Division, die Tawakalna der Republikanischen Garden.
>Sollte zudem die Lage im Westjordanland weiter eskalieren, könnte dies zur politischen Destabilisierung in Agypten und Saudi-Arabien führen.
Der absolute Worst Case wäre dann gegeben, wenn die saudischen Wahhabiten zum Staatsstreich gegen König Fahd antreten würden - im Erfolgsfall würden diese die Ölexporte wohl sofort einstellen, mit entsprechenden Folgen...
mfG,
Swissman